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Ausgetanzt

Ausgetanzt

Titel: Ausgetanzt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anni Bürkl
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Stück zurück, blieb stehen, sah sich um. Betrachtete das Haus
genauer, Zentimeter für Zentimeter. Irgendetwas hinter der Hecke musste ihr
unbewusst aufgefallen sein, etwas leuchtete dort heller als es sollte, als es
der Natur zuzutrauen war. Ein helleres Grün inmitten der dichten, leicht
verwilderten Büsche und der hohen Bäume. Sie ließ das Motorrad stehen und
schlich vorsichtig näher. Zum Glück waren alle Fenster des Hauses dunkel.
Trotzdem fühlte sie sich beobachtet, als ob jemand hinter den Vorhängen stehen
würde. Sie schob sich noch näher, hoffend, dass sie mit der schwarzen
Lederjacke einigermaßen getarnt war im Dunkel der Nacht.
    Und da war es: Das Glitzern, das sie irritiert hatte, kam von
der Karosserie eines Autos. Genauer gesagt, eines grünen Autos. Noch genauer,
eines wahrscheinlich jadegrünen Autos, soweit das im Licht der Straßenlaterne
zu erkennen war. Ihr Scheinwerfer musste darauf reflektiert haben.
    Berenike überlegte. Das Auto konnte sonst wem gehören. Und
doch dachte sie an Gero. Und an seine Flucht. Daran, dass ihn niemand fand. Und
dann fiel ihr ein, wie ihr ein Auto gefolgt war, in der Nacht von Caros
Ermordung. Dass sie sich gefürchtet hatte. Zu Recht, sagte sie sich jetzt. Wenn
dieser Wagen Gero gehörte, und wenn er der Täter war, dann … Sie rannte zum
Motorrad zurück. Nichts wie los, starten, und weg von hier!
    Natürlich kam jetzt Frau Gasperl aus ihrer Küche. Berenike
hetzte mit einem »Gute Nacht« an ihr vorbei. Kaum grüßte sie den Buddha in der
Nische neben ihrer Tür.
    »Frau Roither?« Die Stimme ihrer Vermieterin folgte ihr
durchs Treppenhaus.
    »Sorry, ich hab’s eilig.« Berenike warf die Tür zu.
    »Frau Roither!«, drang es gedämpft herein. »Nicht so laut!«
    »Ja ja.« Berenike ignorierte die Katzen, die ihr zwischen die
Füße stolperten, sperrte die Tür dreimal ab.
    Sie packte das Telefon, Inspektor Mara Wander war wenigstens
gleich zu sprechen. Ja, sie würde sich darum kümmern. Die Hausnummer? Darauf
hatte Berenike nicht geachtet. »Zwei Häuser weiter unten von mir aus gesehen.
Und dann ist da noch eine furchtbare Schmiererei an meinem Salon. Jemand hat
mich bedroht.« Auch darum würde sich Mara Wander kümmern. »Kommen Sie morgen
zum Polizeiposten wegen der Anzeige, ja?«
    »Einverstanden, das mache ich«, bestätigte Berenike. »Danke.«
    Müde legte sie sich ins Bett. Draußen donnerte es, ein
nächtliches Gewitter entlud sich. Die drei Katzen kuschelten sich zu ihr ins
Bett. Noch lange lag Berenike wach, beobachtete das Spiel der Blitze an der
Wand. Blaulichter konnte sie nicht erkennen.

     
    Am nächsten Morgen Business as usual im Salon
für Tee und Literatur, nachdem sie kurz auf der Polizei gewesen war. Die
Detective Chicks hatten noch nichts Neues herausbekommen, ließen sie
telefonisch ausrichten. Auch Jonas ließ sich nicht blicken. Berenike hatte
gehört, dass er wieder im Hotel Seebrise logierte. Ragnhild hätte gern gesehen,
dass er in ihre Pension einzog, hatte ihm einen guten Zimmerpreis geboten. Sie
hatte die kleine Unterkunft erst vor einem Jahr übernommen und warb seither
sehr offensiv um Gäste. Besonders Dauergäste wie den Outdoortrainer hatte sie
gern, vereinfachten sie ihr doch die Arbeit und bescherten ein sicheres
Einkommen. Hoffentlich ermittelte Mara Wander jetzt anständig.
    Müde schnappte sich Berenike die Kleine Zeitung. Im Leitartikel
wurde die junge Profilerin ausgiebig zitiert. Der Beautykiller sei gestört
worden, als er Selma umbrachte. Das unvollendete Graffito am Tatort in Ischl
deute darauf hin. Zumindest nahm Mara Wander die Wut der Frauen ernst. Die
Angst, das nächste Opfer zu werden, dauerte schon zu lange an. Zwischen dem
Mord an Caro und jenem an Frau Starkmann waren 14 Tage vergangen. Danach nur
fünf, bis man Selma tot aufgefunden hatte. Und das war auch schon ein paar Tage
her. Hoffentlich würde der Täter das Tempo nicht noch mehr steigern. Berenike
fror im Sonnenlicht. So ging es nicht weiter. »Hans? Ich geh Holler brocken!«
    Also Alltag, wieder einmal. Im Salon bedienen, den ganzen
Tag. Am Abend zum See, schwimmen, endlich, das Hochdruckwetter hielt jetzt an.
Man merkte bereits, wie die Tage im August kürzer wurden. Noch im Juli hatte
alles ganz anders gewirkt. Jetzt herrschte erste Melancholie, Einstimmung auf
den Herbst, der hier noch früher als in Wien eintraf.
    Gero blieb verschollen. Offenbar war er auch nicht in seiner
Salzburger Bleibe. Die observierte die Polizei, zumindest

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