Ausgetanzt
so erschrecken!«, kam
es von einer jüngeren, dunkelhaarigen Person im kurzen schwarzen Rock, die
hinter ihr stand. Beide schienen nicht so recht ins Salzkammergut zu passen.
»Tolles Outfit«, der Blick der Älteren wanderte über Berenikes
roten Sari.
»Ja?« Jetzt besaß Berenike doch wieder ein solches indisches
Kleidungsstück. Eigentlich mochte Berenike die bis zu neun Meter Stoff nicht so
recht.
Endlich ließ die Frau ihren Arm los. Die Rothaarige drückte
ihr jetzt die Hand und hielt ihr eine Visitkarte entgegen. »Sieglinde Henn, von
den Detective Chicks.«
»Bitte …!«, rief ein Gast neben der Tür.
»Einen Moment, bitte!«, antwortete Berenike. Und zu der Frau:
»Entschuldigen Sie, wer sind Sie?«
»Privatdetektivin, und das«, sie zeigte auf die
schwarzhaarige Schönheit, »ist meine Partnerin Peri. Milena vom Frauenhaus hat
Sie doch informiert?«
Berenike bejahte schnell.
»Wir wollten mal vorbeischauen und ein wenig vorfühlen. Frau
nimmt schließlich nicht jeden Auftrag an.« Sieglinde lächelte geschäftstüchtig.
»So eine Art Vor-Observierung. Wir haben gedacht, wir nutzen das schöne Wetter
und verbinden das Angenehme mit dem Nützlichen. Und lernen einander kennen.
Na?«
»Und? Hab ich Ihren Test bestanden?«
Die Frau nickte lachend. »Ein Scherz!«
»Sehr witzig«, Berenike sah zu Hans hinüber, aber der hatte
nichts mitbekommen. »Haben Sie mir einen Schrecken eingejagt!« Sie erinnerte
sich, dass Milena das Ermittlungsbüro erwähnt hatte.
»Frau Roither, wollen wir nicht Du sagen? Ich kenne Milena
und die anderen schon eine Weile.«
»Ja, gern. Was kann ich euch anbieten? Bio-Nilgiri habe ich
neu auf der Karte, einen schwarzen Tee aus Südindien.«
»Wenn’s schon Tee sein muss …«
»Kaffee führen wir nicht.« Berenike deutete auf das grüne
Schild mit der handgeschriebenen Aufschrift: ›Strictly Tea is Served.‹
»Dann Kräutertee, ich bin schon zu angeregt.« Sieglinde
zwinkerte fast unmerklich.
»Wie wäre es mit Ringelblumen? Sie wirken ausgleichend.«
»Gern.«
So sehen also Detektivinnen aus, dachte
Berenike, als sie kurz darauf servierte. »Tragt ihr eigentlich Waffen?«, fragte
sie neugierig.
»Geh«, lachte Sieglinde, »wozu denn? Und heut überhaupt.
Also, können wir über den Fall reden?«
»Entschuldigt bitte, das muss warten. Ihr könnt am Abend
wiederkommen, wenn Sperrstunde ist. Ihr seht ja, wie viel Betrieb hier
herrscht.«
Gerade winkte ein Gast aus dem Literatursalon, ein Kochbuch
in der Hand: »Können Sie das als Mitbringsel empfehlen für jemanden, der noch
nie im Ausseerland war?«
»Ja, ist eine gute Wahl«, rief Berenike.
»Gut, du hast recht. Wir kommen später wieder«,
verabschiedete sich Sieglinde. Peri hob grüßend die Hand. Könnte sie nur zum
See, dachte Berenike, den naturbelassenen Uferweg entlangspazieren, bei der
Seewiese einkehren, irgendwo die Füße ins Wasser hängen lassen …, aber nichts
da. Arbeit stand an. Und sie hatte es so gewollt. Wollte es immer noch.
Die beiden Detektivinnen kamen zurück, als der
Salon bereits geschlossen war. Hans und Susi waren schon weg. Berenike bot den
Frauen frischen Minzetee an und setzte sich mit ihnen in den Garten.
»Was soll ich sagen? Die Aufklärung stagniert. Mittlerweile
gibt es drei tote Frauen.« Es fiel Berenike nicht leicht, die Ermittlungen
zusammenzufassen. »Erst ist meine Tanzlehrerin Caro getötet worden, und ich fand
reihum Verdächtige. Darunter Katharina, eine Friseurmeisterin in Hallstatt, in
deren Geschäft die Tote gefunden wurde. Die Kehle durchgeschnitten, der Körper
entzweigesägt. Dann bin ich in Wien quasi über eine Leiche gestolpert, Inge
Starkmann, die Chefin von Mehmet und von Sven. Ob derselbe Täter sie getötet
hat, wer weiß das schon. Und letztlich Selma – ich fasse es nicht. Dass
ausgerechnet die Chefin vom Frauenhaus ermordet wurde, geht über meinen
Horizont.« Jetzt nicht losheulen, Berenike! Nicht vor diesen toughen
Privatermittlerinnen! Von Gero und seinem Verschwinden in dem geheimnisvollen
grünen Auto erzählte sie auch.
»Und Amélie ist weg. Ich mach mir Sorgen.« Da war sie wieder,
die Unruhe, die nur manches Mal im Alltag ein wenig unterging.
»Natürlich«, Sieglinde legte eine Hand auf Berenikes Arm.
»Wir tun alles, was wir können, um Amélie zu finden. Das ist die Leiterin vom
Studio Elfentanz, gell?«
»Ja.«
»Gut, dann kenne ich sie eh. Jetzt was anderes: Was meinst
du, haben die toten Frauen
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