Ausgeträllert (German Edition)
vor. »Schalker Blau ist anders, fieser.«
Normalerweise hätte ich geantwortet: ›Hasselbrink, geh mal zum Arzt, du schiebst Paranoia.‹ Aber ich ergriff die Gelegenheit beim Schopfe und flüsterte zurück: »Das ist ja ein Ding, Hasselbrink. Wie gut, dass du das noch gemerkt hast.«
»Genau ...«
»Du hast mein Wort drauf, dass die Schalker Ratte von deinem Schiff verschwindet. Wie viel?«
»Tausend«, sagte Kai-Uwe, wie aus der Pistole geschossen. Er ging auf Zehenspitzen drei Stufen die Treppe hinunter und beugte sich übers Treppengeländer, kam wieder zurück und packte mich an den Schultern. »Tausend, wenn ich ihn nie wieder sehen muss.«
Solange ich ihm für den Tausender nicht Raouls rechten Fuß bringen musste, den er im VfL-Stadion in der gegnerischen Kurve auf einen Spieß stecken wollte, sollte es mir recht sein.
»Gebongt. Und kein Wort darüber, Hasselbrink, oder ich bringe dich um.«
»Kein Wort, Maggie. Ich danke dir. Ist der etwa da unten? In der Küche?«
»Nicht mehr lange. Ich mach das schon.«
»Wann kann ich wieder zurück?«
»In einer halben Stunde. Und jetzt her mit dem Geld.«
»Jetzt?«
»Ja, wann denn sonst? Leute verschwinden lassen geht nur auf Vorkasse.«
Er griff in seine Hosentasche und holte eine Rolle Geldscheine hervor. Dann zählte er tausend Euro ab. »Ich kann mich doch auf dich verlassen?«
Ich nahm ihm das Geld aus der Hand und sagte: »Natürlich. Hast du vergessen, mit wem du redest?«
Seine Gesichtszüge entspannten sich. »Aber vergiss nicht, die Spuren zu verwischen. Der muss rückstandslos entsorgt werden.«
»Rückstandslos«, wiederholte ich und nickte. »Verlass dich drauf.«
»Rückstandslos«, echote Kai-Uwe verzückt.
Ich drückte ihm den Hammer wieder in die Hand und ging schnell nach unten, bevor er es sich anders überlegen konnte.
Obwohl ich den Eindruck hatte, dass Raoul nicht mehr ganz so sicher auf den Beinen stand, hatte ich allen Grund, ihn anzulächeln.
»Los, komm mit raus. Der Hasselbrink spinnt total. Wusstest du, dass er unter Verfolgungswahn leidet? Er glaubt tatsächlich, dass du den Laden übernehmen willst.«
»Hatte versstande endlich, wasse isse das Beste für diese Lade ...«
»Äh ... ich dachte ... Los, komm. Ich erklär dir alles im Auto.«
Raouls Augen schwammen in Cognac. Die Flasche war leer. Aber er konnte noch stehen, und er konnte noch sprechen, und das war alles, was ich vom Schicksal verlangen durfte.
Als ich vor der Kongresshalle anhielt, hatte ich mich von ihm zähneknirschend auf neunhundert Euro für die drei Tage hochhandeln lassen. Meiner Meinung nach hätten es fünfhundert Euro auch getan. Aber der Not der Stunde gehorchend, willigte ich ein. Adieu, ihr kleinen, petrolfarbenen Stiefelchen von Fly London ... Bleiben immer noch einhundert für die erste Miete, sagte meine innere Stimme zufrieden. Aber was ist schon interessant an der ersten Miete? Kann man die anziehen? Herumzeigen? Damit herumstolzieren? Hallo, guck mal! Meine erste Miete?
Raoul grinste zufrieden und sagte: »Hah! Der Hassebinke wirde Auge mache, wenn erfährt, wasse iss kriege für drei Tage ... Hah! Sso viele wie ... ähm ... okay. Okay, iss spresse am beste nicht daruber. Und du, Maggie, auch nisse.«
»Großes Indianerehrenwort«, sagte ich und stieg aus. »Musst du nicht im El Bulli anrufen und Ferràn sagen, dass du später kommst?«
»Er weiß, dassisse komme erss in eine Woche. Du hasse Gluck.«
»Super, Raoul. Lass deine Sachen im Auto, und jetzt sei bitte wieder nüchtern. Wir sprechen mit dem Management von dieser Schlagertusse. Und wenn dich einer fragt: La Rose ist deine Lieblingssängerin. Okay? Ihr derzeitiger Comeback-Hit ist: ...«
»Taussend goldne Ssterne, alle warten nur auf diss ... taussend bange Sstunden, doch die ssählen nisst für miss ...«
, sang Raoul.
»Tatsächlich. Woher weißt du?«
»Iss hore Radio in die Kuche ... Hah?!«
»Na dann. Auf in den Kampf Torero. Wir müssen den Typ einseifen. Gib dein Bestes.«
Raoul rollte mit den Augen. »Wer issse denn die Seffe von die Caterink? De alte Gunni isse gegrillte ...«
»Ich.«
»Okay, iss fahr nach Hause.«
»Nein, nein. Ich meine, ich bin nur ... kommissarisch, verstehst du ... also, ich hatte die Aufgabe, einen Spitzenkoch zu finden ... und dann ... na, du eben, und jetzt komm. Petra Heibuch, also die Witwe, weiß nicht mehr ein noch aus. Und wie du weißt, kann ich nicht kochen. Also bist du jetzt Cateringchef. Alles klar?«
Raoul nickte,
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