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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minck
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warf sich in die Brust und stolzierte voraus. »Du ssreibsse alles auffe, was iss sage.«
    Ich rannte zurück, holte ein Klemmbrett aus dem Wagen und fand auch noch einen fettverschmierten Werbe-Kugelschreiber, den ich mir in die Brusttasche meiner Jeansjacke steckte. »Fertig, wir können. Rechts, Raoul, wir müssen rechts rum.«
    Die Tür von Racic’ Büro stand offen. Der Manager saß auf seinem Schreibtisch, hatte die Füße auf einem Drehstuhl abgestellt und redete im Stakkato auf jemanden ein, der in demselben Stakkato aus dem Telefonhörer zurückbrüllte. Mit einem kurzen Kopfnicken deutete er uns an, hereinzukommen. Er wies mit seiner Linken auf zwei Sessel, auf denen sich Papiere und Aktenordner stapelten. Wir guckten wohl etwas ratlos, denn er wedelte mit der Hand in der Luft herum, was wohl so viel heißen sollte, dass wir das Zeug selbst abräumen sollten.
    Endlich saßen wir, und endlich schoss er eine letzte Salve in den Telefonhörer und legte auf.
    »Die Gitarristen! Leute! Die Probe hat vor einer halben Stunde schon angefangen.«
    »Entschuldigung, Herr Racic«, ergriff ich das Wort, »wir sind das Catering für die After-Show-Party. Heibuch Catering. Petra Heibuch hat gesagt, dass ... also: Das hier ist unser Chefkoch, extra aus Madrid ...«
    »Barcelona«, zischte Raoul.«
    »Barcelona, äh, El Bulli eingeflogen. Für La Rose. Äh ... Für das Fest, meine ich.«
    »Dasse El Bulli isse nisse in Barcelona«, flüsterte Raoul.
    Racic runzelte die Stirn und sagte: »Egal, woher Sie kommen. Madame La Rose wünscht sich Bergmannsküche, echtes Ruhrgebietsessen - keinen Molekularschnickschnack. Wir wollen keinen Blutwurstschaum. Wir wollen Panhas und dicke Bohnen, und Schmalzstullen und Milchreis mit Zucker und Zimt, und ...«
    »Versstehe«, sagte Raoul enttäuscht. »Dann kann isse wieder gehe. Sso eine erbärmliche fettiche Frasse machte meine Asisstentin mitte linksse.« Dabei schaute er mich zufrieden an und nickte.
    »Äh, was? Du kannst jetzt nicht gehen«, murmelte ich und hielt seinen Arm fest. Zu Racic gewandt sagte ich: »Er meint das nicht so. Ganz bestimmt nicht. Köche ... also, Sie verstehen, Herr Racic ... alle ein bisschen ... na ja ... Also, ich notiere dann, was Madame La Rose möchte, und unser Chefkoch Señor Raoul Masdéu-Canals Sáez de Astorga wird es zur vollsten Zufriedenheit aller frisch auf den Tisch bringen.«
    »Aber das ist doch alles schon mit Günter Heibuch besprochen worden. Warum, um alles in der Welt, muss ich das jetzt mit Ihnen noch mal besprechen? Sie stehlen mir meine ...«
    »So leid es mir tut«, unterbrach ich das Geschimpfe von Racic. »Herr Heibuch ist tot.«
    Wenn mir ein Vorteil vor die Füße fällt, dann hebe ich ihn auch auf.
    Racic fiel beinahe vom Schreibtisch. »Das ... das ...«
    »Lesen Sie denn keine Zeitungen?«, preschte ich vor. Wohl wissend, dass die Presse noch keine Nachricht über die Identität der Leiche gebracht hatte. »Die Leiche auf dem Mittelaltermarkt ... auf dem Grill ... war Günter Heibuch. Gott hab ihn selig.«
    »Äh ... was?«, stammelte er und stützte seinen Kopf in die Hände.
    Raoul guckte demonstrativ an die Decke und summte La Roses Hit. Dann sagte er: »Na gut, dann isse werde mache de beste Pannehasse, die isse ssu kriege für Geld. Iss liebe La Rose.«
    Falko Racic guckte Raoul an, als hielte er ihn spontan für einen Vollirren, was meiner Meinung nach genau ins Schwarze traf.
    Ich legte mir das Klemmbrett auf den Knien zurecht und wartete. Der Manager war plötzlich unter den Schreibtisch abgetaucht und kramte in den Papierbergen.
    Raoul beugte sich vor und inspizierte seinerseits einen Papierhaufen, der direkt vor seinen Füßen lag, und förderte einen roten Schnellhefter mit dem Aufkleber von
Heibuch Catering
zutage. Ich riss ihm das Fundstück aus der Hand und schob es unter das Klemmbrett. Racic musste ja jetzt nicht posthum den Beweis der Schludrigkeit von Günter Heibuch präsentiert bekommen.
    Der Manager tauchte plötzlich wieder über der Schreibtischplatte auf und keuchte: »Hier.« Er knallte eine gelbe Mappe auf den Tisch. »Das hier, also ... So. Äh ... Wir sind nach dem Konzert um 21.30 Uhr da. Sie natürlich entsprechend eher ...«
    »Wann fängt das Konzert denn an?«, fragte ich.
    »Um 18.30 Uhr. Eben damit wir diese Bootsrunde noch machen können. Der fährt ja nur bis Sonnenuntergang. Danach machen wir fest und feiern am Anleger. Um 23.30 Uhr ist die Party zu Ende. Madame La Rose muss am

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