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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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da?«
»Weißt du doch. Bring mir auch was.«
Er ging in die Küche. Ich verlor allmählich die Geduld mit ihm.
Er kam wieder und gab mir einen Drink.
»Nee«, sagte ich, »ich nehm deinen.«
»Wieso?«
»Weil er stärker ist.«
Wir tauschten die Gläser aus, und er setzte sich.
»Also, Ledertasche«, sagte ich, »warum verrätst du mir ’n heißen Tip?«
»Tja, ähm …«
»Ja? Sprich dich aus.«
»Ich bin ein bißchen klamm. Hab den Einsatz nicht. Aber wenn wir abkassiert haben, geb ichs dir wieder.«
»Gefällt mir aber gar nicht.«
»Komm, Belane, ich brauch bloß ’n bißchen Moos.«
»Wieviel?«
»Zwanzig Lappen.«
»Ist aber ne Menge.«
»Zehn.«
»Was, ’n ganzen Zehner?«
»Na gut – fünf.«
»Was?«
»Zwei.«
»Hau mir bloß ab, du.«
Er leerte sein Glas und stand auf. Ich trank in Ruhe aus. Er stand immer noch da.
»Warum hast du die ganzen Grapefruits da auf dem Boden?« wollte er wissen.
»Weil sie mir da am liebsten sind.«
Ich stemmte mich hoch und ging auf ihn zu. »Zeit zu gehen, Freund.«
»So? Meinst du? Ich geh, wann’s mir paßt!«
Die Drinks hatten ihm Mut gemacht. So was kommt vor.
Ich wuchtete ihm die Rechte in den Magen. Mit Schlagring dran. Die Faust kam ihm fast wieder hinten raus.
Er ging zu Boden.
Ich fegte ein paar Glassplitter zusammen, ging zu ihm hin, hielt ihm den Mund auf und packte sie ihm rein. Dann walkte ich ihm die Backen durch und schlug ihm links und rechts ein paarmal drauf. Seine Lippen wurden sehr rot.
Danach beschäftigte ich mich ernsthaft mit dem Trinken. Ich schätze, es dauerte eine Dreiviertelstunde, bis der Briefträger sich wieder regte. Er wälzte sich auf den Bauch, spuckte einiges Glas aus und robbte mühsam zur Tür. Er bot einen jämmerlichen Anblick. Ich hielt ihm die Tür auf, und er kroch zu seinem Apartment. Auf den mußte ich in Zukunft besser achten.
Ich machte die Tür zu und setzte mich an den Schreibtisch.
Im Aschenbecher lag eine halbe Zigarre. Ich brannte sie mir an, paffte daran und mußte würgen. Beim zweiten Versuch ging es besser.
Ich kam ins Grübeln. Und beschloß, an diesem Tag nichts mehr zu tun.
Das Leben war doch ein einziger Schlauch.
Morgen war auch noch ein Tag.

14
    Am folgenden Tag war ich wieder in Sachen Celine unterwegs und ging zu Red in die Buchhandlung. Die Rennbahn hatte geschlossen, und es sah nach Regen aus. Red war damit beschäftigt, bei ein paar seltenen Erstausgaben die Preise raufzusetzen.
    »Wie wärs mit Musso’s?« fragte er.
    »Geht nicht, Red. Ich bin nur noch am Futtern. Schau mich doch an.«
Ich hielt die Jacke auseinander. Das Hemd spannte über meinem Bauch. Ein Knopf war abgesprungen.
»Laß dir lieber das Fett absaugen, sonst kriegst du noch einen Infarkt. Sie saugen es mit einer Röhre ab. Kannst es dir in nem Einmachglas aufs Regal stellen, damit du dran denkst, daß Donuts mit Gelee nicht gut für dich sind.«
»Ich werd’s mir überlegen. Willst ne Grapefruit?«
»Grapefruit? Die machen nicht dick.«
»Ich weiß, aber heut morgen beim Aufstehen bin ich über eine gestolpert. Die Dinger sind gefährlich.«
»Wo hast du denn geschlafen? Im Kühlschrank?«
Ich seufzte. »Komm, laß uns das Thema wechseln. Du kennst doch den Kerl, der aussieht wie Celine …«
»Ach, der.«
»Ja. War er mal wieder da?«
»Nicht, seit du hier warst. Bist du hinter dem Vogel her?«
»Könnte man sagen.«
Da kam er grade rein. Wie auf Stichwort. Celine.
Er drückte sich an uns vorbei, ging an den Regalen entlang und nahm sich ein Buch heraus.
Ich ging ihm nach und stellte mich neben ihn. Er hatte das signierte Exemplar von As I Lay Dying.
»Früher«, sagte er, »war das Leben der Autoren interessanter als ihre Bücher. Heutzutage ist beides uninteressant.«
Er stellte den Faulkner zurück.
»Wohnen Sie hier in der Nähe?« fragte ich.
»Möglich. Und Sie?«
»Sie hatten mal einen französischen Akzent, nicht?«
»Kann sein. Sie auch?«
»Oh – nein, nein. Sagen Sie, hat man Ihnen mal gesagt, daß Sie jemand ähnlich sehen?«
»Wir sehen alle jemand ähnlich – mehr oder weniger. Haben Sie Zigaretten dabei?«
»Klar.«
Ich tastete nach meiner Packung.
»Tun Sie mir einen Gefallen«, sagte er. »Rauchen Sie eine.
Damit Sie was zu tun haben.«
Er ließ mich stehen.
Ich steckte mir eine an und machte einen Zug. Dann nickte ich Red zu und ging ihm nach. Als ich auf die Straße kam, sah ich gerade noch, wie er in einen 89er Fiat stieg, der am Bordstein geparkt war. Und was stand direkt dahinter? Mein VW Käfer. Zum ersten

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