Ausgeträumt
raus, pellte das Zellophan ab, biß das hintere Ende ab, zückte ein Feuerzeug und rauchte sie an. Er machte einen Zug und blies eine betörende Rauchwolke von sich.
»Die Dinger verkaufen sie auch«, sagte ich.
»Was verkauft man nicht alles.«
»Luft. Aber da kommen sie auch noch drauf. Also, was willst du?«
»Tja, mein Guter …«
»Komm, verkneif dir den Stuß.«
»Na schön … also, mal sehn …«
Er legte die Füße auf meinen Schreibtisch.
»Schöne Schuhe hast du da an«, sagte ich. »In Frankreich gekauft?«
»Frankreich, Schmankreich. Wen juckts?«
Er blies wieder eine Rauchwolke.
»Warum bist du hier?« fragte ich.
»Gute Frage«, meinte er. »Hat mit ihrem Donnerhall schon Jahrhunderte erschüttert.«
»›Donnerhall‹?«
»Mensch, sei doch nicht so empfindlich. Du führst dich auf wie einer, der ne unglückliche Kindheit hatte.«
Ich gähnte.
»Also«, sagte er, »es ist doch so: Du steckst tief in der Scheiße. Erstens wegen Einbruch. Zweitens wegen Körperverletzung …«
»Was?«
»Brewster ist jetzt Eunuch. Du hast ihm mit der Videokamera die Eier ramponiert. Sie sehen aus wie geschrumpelte Feigen. Jetzt kann er Ultrasopran singen.«
»Und?«
»Wir wissen, wo der Schuldige zu finden ist, der ins Haus eingebrochen ist und einem anderen die Männlichkeit genommen hat.«
»Und?«
»Es könnte sein, daß die Polizei davon erfährt.«
»Hast du handfeste Beweise?«
»Drei Zeugen.«
»Das ist ne Menge.«
Celine nahm die Füße runter, beugte sich weit über den Schreibtisch und sah mir in die Augen.
»Belane, ich brauch jemand, der mir zehn Riesen pumpt.«
»Aha – jetzt ist mir alles klar! Erpressung! Du Schwein! Erpressung! «
Ich spürte, wie die Erregung in mir hochstieg. Es war ein gutes Gefühl.
»Keine Erpressung, du Trottel. Du sollst mir nur zehn Riesen leihen. Leihen – kapiert?«
»Ein Darlehen? Hast du ne Sicherheit zu bieten?«
»Gott nee.«
Ich stand auf.
»Du schmieriger Hund! Denkst du, mit so was kannst du mir kommen?«
Ich kam hinterm Schreibtisch vor.
» Brewster! « schrie er. » Jetzt! «
Die Tür ging auf, und herein walzte mein alter Freund Brewster.
»Tag, Mr. Belane!« sagte er in einem hohen Falsett. Trotz der Fistelstimme wirkte er keinen Zentimeter kleiner. Er war der gewaltigste Hundsknochen, den ich je gesehen hatte. Ich ging hinter den Schreibtisch zurück, nahm die 45er aus der Schublade und richtete sie auf ihn.
»Sonnyboy«, sagte ich, »mit dem Ding kann man eine Lok stoppen. Wollen wir ’n bißchen Eisenbahn spielen? Na komm, mach choo-choo! Mit Volldampf auf mich zu! Ich laß dich entgleisen! Los, choo-choo, komm doch!«
Ich entsicherte die Waffe und zielte auf seinen Schmerbauch.
Brewster blieb stehen.
»Find ich nicht gut, das Spiel …«
»Na gut«, sagte ich, »siehst du die Tür da drüben?«
»Mhm …«
»Da gehts ins Klo. Also, da gehst du jetzt rein und hockst dich auf den Pott. Mir egal, ob du die Hosen runterläßt oder nicht, aber du gehst da rein und hockst dich auf den Pott, bis ich sage, daß du wieder rauskannst.«
»Is gut.«
Er ging rein und machte die Tür hinter sich zu. Was für ein Jammerlappen. Von wegen gefährlich. Ich richtete die 45er auf Celine.
»Jetzt du«, sagte ich.
»Belane, du baust Scheiße.«
»Mach ich immer. Also – rein zu deinem Boy. Na los! Beweg dich!«
Celine drückte seine Zigarre aus und bewegte sich langsam zum Klo. Ich blieb dicht hinter ihm und stupste ihm die 45er ins Kreuz.
»Rein mit dir!«
Er ging rein und machte die Tür zu. Ich schloß sie ab. Dann ging ich zum Schreibtisch und schob ihn in Richtung Klotür. Es war ein sehr massiver Schreibtisch. Ließ sich nur zentimeterweise bewegen. Eine elende Plackerei. Für die ersten vier Meter brauchte ich zehn Minuten. Endlich hatte ich ihn vor der Tür.
»Belane«, hörte ich Celine von drinnen, »laß uns raus, und wir sind quitt. Ich pump dich nicht an. Ich geh auch nicht zur Polizei. Brewster wird dir nichts tun. Und ich kümmere mich um Cindy.«
»Von wegen, Baby«, sagte ich. » Ich kümmere mich um Cindy! Ich laß ihren Arsch hochgehn!«
Ich ließ die beiden, wo sie waren, schloß das Büro ab, ging den Flur runter und fuhr mit dem Lift nach unten. Das Leben war plötzlich wieder ganz erträglich. Im Erdgeschoß stieg ich aus und ging auf die Straße. Ich gab dem ersten Stadtstreicher, der mich anhaute, einen Dollar. Dem nächsten sagte ich, daß ich einem Kollegen von ihm schon was gegeben habe. Dem dritten sagte ich dasselbe, usw. Nicht einmal Smog schien in
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