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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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mir furchtbar peinlich. Irgendwie krieg ich das wieder hin. Ehrlich.«
»Der Kerl spinnt«, sagte Cindy. »Er ist ein klinischer Fall.«
»Entschuldigen Sie. Ich geh ja schon. Ich laß dann von mir hören.«
»Wir lassen Sie verhaften!« beharrte Cindy.
»Ich muß jetzt gehn«, sagte ich.
»Oh nein! Sie geh’n nirgends hin!«
Ich wollte grade zur Tür, da hörte ich, wie sie auf einen Summer drückte. Der Kerl, der mir den Weg versperrte, hätte King Kong doubeln können. Er war monströs. Und kam langsam auf mich zu.
»He, Boy«, sagte ich, »ißt du gern Pralinen?«
» Du bist meine Praline, du Stinktier.«
»Was ist mit Spielzeug? Mit was spielst du gern?«
King Kong ignorierte die Frage und sagte zu Cindy: »Soll ich ihn abmurksen?«
»Nein, Brewster. Stauch ihn zusammen, damit er ne Weile stillhält.«
»Is gut.«
Er machte einen Schritt.
»Brewster«, fragte ich, »für wen hast du bei der letzten Präsidentenwahl gestimmt?«
»Hm?«
Er blieb stehen und überlegte.
Ich schleuderte ihm die Videokamera auf seinen Spielplatz. Volltreffer. Er knickte ein und preßte die Hände auf seine Weichteile.
Ich hob die Kamera auf und drosch sie ihm ins Genick. Ich hörte, wie die Linse splitterte.
King Kong taumelte nach vorn, fiel mit dem Gesicht auf die Couch und war k.o. Sein Oberkörper lag auf der Couch, der Rest woanders. Ich hob die kaputte Kamera auf.
»Dich krieg ich trotzdem noch am Arsch«, sagte ich zu Cindy.
»Dieser Mensch ist wahnsinnig!« schrie sie.
»Ich glaube, da hast du recht«, sagte Celine.
Ich drehte mich auf dem Absatz um und machte, daß ich da rauskam.
Wieder ein verplemperter Tag.

15
    Am nächsten Morgen saß ich wieder in meinem Büro. Wie es schien, kam ich mit nichts voran. Die Nacht war grauenhaft gewesen. Ich hatte versucht, mich in den Schlaf zu trinken, aber meine Wohnung hatte dünne Wände, und ich hatte von nebenan alles mitbekommen …
    »Baby, mein Ständer is randvoll mit weißer Soße, und die muß raus, oder ich krieg ’n Schlag oder was!«
»Das is dein Problem, Buster.«
»Aber wir sind verheiratet!«
»Du bist mir zu häßlich.«
»Was? Wie? Das hast du noch nie gesagt.«
»Aber jetzt sag ichs.«
»Mensch, mir kommt der Saft gleich aus den Ohren! Ich muß was tun!«
»Aber ohne mich, Rammbock!«
»Na schön. Also gut – wo ist die Katze?«
»Die Katze? Oh nein, du Bastard! Nicht Tinker Bell! «
»Wo ist die gottverdammte Katze! Grad eben hab ich sie noch gesehn!«
»Untersteh dich! Untersteh dich! Nicht Tinker Bell! «
Ich hatte mich nicht in den Schlaf trinken können. Ich hatte nur dagesessen und mir ein Glas nach dem anderen reingeschüttet. Ohne Erfolg.
Und jetzt, wie gesagt, war es wieder Morgen, und ich saß im Büro. Kam mir total nutzlos vor. Ich war nutzlos. Da draußen gab es Milliarden Frauen, und nicht eine fand den Weg zu meiner Tür. Warum? Weil ich ein Verlierer war. Ich war ein Detektiv, der für nichts eine Lösung fand. Ich sah eine Fliege über den Schreibtisch krabbeln und holte aus. Da hatte ich plötzlich einen Geistesblitz. Ich sprang auf. Celine hatte Cindy eine Versicherung verkauft. Natürlich! Eine Lebensversicherung für ihren Mann! Jetzt wollten sie ihn unauffällig um die Ecke bringen! Sie steckten unter einer Decke! Ich hatte sie bei den Eiern. Na ja, Celine hatte ich bei den Eiern, und Cindy würde ich den Arsch an die Wand nageln. Jack Bass war in Lebensgefahr, Lady Death wollte Celine, und der Red Sparrow war noch immer nicht gefunden. Aber ich spürte, daß ich einer großen Sache auf der Spur war. Ich nahm die Hand aus der Hosentasche, griff zum Telefon und ließ den Hörer wieder auf die Gabel fallen. Wen zum Kuckuck wollte ich denn anrufen? Vielleicht die Zeitansage? Jack Bass steckte in bösen Schwierigkeiten. Ich mußte nachdenken. Ich versuchte es. Die Fliege krabbelte immer noch auf dem Schreibtisch herum. Ich rollte die Racing Form zusammen, schlug nach ihr und verfehlte sie. Es war nicht mein Tag. Meine Woche. Mein Monat. Mein Jahr. Mein Leben. Scheiße.
Ich lehnte mich zurück. Zum Sterben geboren. Zu einem Leben, in dem man sich abhetzte wie ein Eichhörnchen. Wo blieben die Tänzerinnen? Warum fühlte ich mich wie bei meiner eigenen Beerdigung? Die Tür ging auf. Und Celine stand da.
»Du«, sagte ich. »Das hätt ich mir denken können.«
»Das Lied kenn ich«, sagte er.
»Klopfst du nie an?«
»Kommt drauf an«, sagte er. »Was dagegen, wenn ich mich setze?«
»Ja. Aber nur zu.«
Er griff in meine Zigarrenkiste, nahm sich eine

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