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Ausgeträumt

Ausgeträumt

Titel: Ausgeträumt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charles Bukowski
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der Luft zu sein. Ich ging zielstrebig meinen Weg und freute mich auf den Lunch. Shrimps und Fritten. Meine Füße, die mich übers Pflaster trugen, waren ein erfreulicher Anblick.

16
    Als ich gegessen hatte, fuhr ich zur Adresse von Cindy und parkte in der Nähe des Hauses. In der Einfahrt sah ich ihren roten Mercedes. Sie wartete vermutlich auf Celine und Brewster. Pech für sie. Ich stellte das Autoradio an, um Nachrichten zu hören.
    »Sie Idiot«, kam eine Stimme aus dem Lautsprecher, »Sie sind noch keinen Schritt weiter!«
»Wer, ich?« fragte ich.
»Sitzt außer Ihnen vielleicht noch einer da?«
Ich sah mich um. »Nee, ich bin der einzige.«
»Dann bringen Sie mal Ihren Arsch in Schwung!«
Die Stimme aus dem Radio gehörte Lady Death.
»Baby, ich arbeite gerade an dem Fall. Ich beschatte jemand.«
»Wen beschatten Sie denn?«
»Eine Bekannte von Celine. Langsam wird alles klar.«
»Wie Kloßbrühe. Wo ist Celine?«
»In nem Scheißhaus. Mit einem vier Zentner schweren Eunuchen.«
»Was macht er da?«
»Ich hab ihn eingesperrt.«
»Ich will nicht, daß ihm was passiert. Er gehört mir. «
»Dem passiert nichts, Baby. Ehrenwort.«
»Belane, manchmal glaube ich, Sie sind nicht mehr normal.«
» Ende der Durchsage! « schrie ich und machte das Radio aus. Ich saß da, sah den roten Mercedes an und dachte an Cindy. Es juckte mich in allen Fingern. Ich hatte eine Ersatzkamera dabei. Vielleicht konnte ich was aufschnappen, wenn ich heimlich ins Haus eindrang. Sie beim Telefonieren belauschen. Über einen Hinweis stolpern. Sicher, es war riskant. Am hellen Tag. Aber Gefahr war mein Element. Da prickelten mir die Ohren, und mein Schließmuskel machte einen Schnalzer. Man lebt nur einmal, stimmts? Na ja, bis auf Lazarus. Der arme Hund mußte zweimal sterben. Ich aber war Nick Belane. Man hatte nur eine Fahrt auf dem Karussell. Das Leben war was für Leute mit Mumm. Ich stieg aus dem Wagen, meinen Mini-Camcorder unterm Arm und ein Aktenköfferchen in der Hand. Als Tarnung. Ich zog mir den Derby schräg übers linke Auge und ging zum Haus. Mein sechster Sinn arbeitete auf Hochtouren. Irgendwas ging in dem Haus vor. Ich spürte es ganz deutlich. Vor Aufregung biß ich mir sogar auf die Zunge. Ich spuckte ein bißchen Blut aus, und dann stand ich vor der Tür. War auch diesmal kein Problem. 47 Sekunden, und ich war drin. Ich schlich durch den Flur und spitzte die Ohren. Glaubte Stimmen zu hören. Richtig – ein Mann und eine Frau. Am Fuß der Treppe blieb ich stehen. Die Stimmen kamen von oben. Ich stieg langsam die Treppe hoch. Die Stimmen wurden deutlicher. Ich erkannte die von Cindy. Im Obergeschoß ging ich den Korridor lang. Eine Tür. Dahinter war offenbar ein Schlafzimmer. Jetzt das Ohr ans Holz.
»Was hast’n vor mit diesem Ding?« hörte ich Cindy lachend sagen.
»Einmal darfst du raten, Baby! Ich kanns kaum noch erwarten!«
»Na, da bist du hier richtig, Großer.«
»Dich reit ich in die Hölle und wieder zurück, Baby.«
»Ah ja?«
»Du Luder!«
Wieder ein Lachen von Cindy. Es wurde still. Und blieb eine Weile still. Dann waren Geräusche zu hören. Keuchen, ein gedämpftes Klatschen, das Quietschen von Sprungfedern. Ich stellte den Aktenkoffer ab, schaltete die Kamera ein und trat die Tür ein.
» Jetzt hab ich dich am Arsch! «
    »Was!?« Der Kerl stemmte sich hoch. Cindy nahm die Beine runter und kreischte.
Der Typ sprang vom Bett und drehte sich zu mir um. Ein grauenhafter Fettsack.
» Scheiße, was soll das? « schrie er. Es war Jack Bass. Meine Güte – Jack Bass!
»Heiliger Strohsack!« Ich machte auf dem Absatz kehrt und rannte die Treppe runter.
Als ich unten an der Haustür war, sah ich aus den Augenwinkeln den splitternackten Jack Bass, der mir gefolgt war. Er hatte etwas in der Hand. Eine Pistole. Er drückte ab. Die Kugel riß den Derby auf meinem Kopf um 180 Grad herum. Ein weiterer Schuß. Ein kalter Hauch von Tod zischte an meinem rechten Ohr vorbei. Dann war ich draußen und rannte auf die Straße zu meinem Wagen. Zu spät merkte ich, daß mir etwas im Weg war. Ein älterer Herr, der mit dem Fahrrad ankam und einen Apfel aß. Ich rannte ihn über den Haufen, und er landete unter den surrenden Speichen seines Fahrrads auf dem Asphalt.
Ich warf mich in den VW und preschte mit quietschenden Reifen los. Der Alte rappelte sich langsam hoch. Ich wich ihm aus und geriet auf den Gehsteig. Dann raste ich am Haus von Jack Bass vorbei. Er stand vor der Haustür, immer noch splitternackt, und brachte

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