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Ausgewechselt

Ausgewechselt

Titel: Ausgewechselt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paola Zannoner
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Platz hatten, dient jetzt als Nachttisch, dort hast du deinen Radiowecker, die Fernbedienung des CD -Players und des Fernsehers und weitere Comichefte platziert.
    »Ja, ich wohne im Moment hier. Mein Zimmer ist mir irgendwie zu krass.«
    »Das ist ein gutes Zeichen. Das einzige Mal, als ich in deinem Zimmer gewesen bin, fand ich es auch krass! In dem Chaos hätte man nicht einmal einen Elefanten wiedergefunden.«
    Einen kurzen Moment siehst du wieder den alten Zustand deines Zimmers vor dir, deine Mutter hat sich immer geweigert, dort aufzuräumen, weil es deine Aufgabe sei. Manlio fährt fort: »Na ja, hier bist du ja auch schon auf dem besten Wege … «
    »Was ist? Bleibst du zum Essen?«, fragst du und siehst auf die Uhr.
    »Das will ich hoffen! Gisella hat mir Lasagne versprochen und allein der Duft macht mich wahnsinnig.«
    Er steht auf und reibt sich zufrieden die Hände. Du rollst vor ihm in die Küche, wo deine Mutter schon den Tisch festlich gedeckt hat. Aus diesem feierlichen Anlass ist sogar Enrico nach Hause gekommen, normalerweise isst er auswärts zu Mittag. Nur Jona ist nicht da, er ist noch im Kindergarten. In der Küche herrscht drangvolle Enge, alle müssen zusammenrücken, denn im Wohnzimmer hast du dich ja jetzt breitgemacht. Dein Vater scheint in Gegenwart des Trainers ein anderer zu sein, seine Augen strahlen, er ist richtig aufgekratzt: »Probier doch mal den Wein, Manlio, und sag mir, was du davon hältst!«
    »Oh, willst du mich in Schwierigkeiten bringen? Ich muss noch Auto fahren, bis ans andere Ende der Stadt!«
    Schon nach dem ersten Teller Lasagne beginnt Manlio zu erzählen, seine legendären Geschichten, die er mit unnachahmlicher Mimik und Gestik untermalt. Er ist einfach unwiderstehlich. Du kannst dich vor Lachen nicht mehr halten, Gisella geht es nicht anders und sogar Enrico wischt sich mit dem Handrücken die Tränen aus dem hochroten Gesicht. Wenn es nach dir ginge, würde Manlio bei euch wohnen, am besten für immer. Warum ist nicht er dein Vater? Er verbreitet Lebensfreude und gute Stimmung, packt seine besten Witze aus, dabei isst er wie ein Scheunendrescher, verdrückt zwei Teller Lasagne, eine dicke Scheibe Braten und ein paar gegrillte Artischocken. »Gisella, wenn ich jeden Tag bei dir essen würde, hätte ich bald hundert Kilo auf den Rippen!«
    »Ach, isst du zu Hause nichts?«, provoziert ihn meine Mutter mit ironischem Unterton.
    »Mary kommt immer erst spät von der Arbeit, in letzter Zeit essen wir vor allem Tiefkühlpizza. Ich habe ihr gesagt, dass ich die Scheidung einreiche, wenn es noch einmal Pizza gibt.«
    »Und warum kochst du nicht selbst?« Meine Mutter lässt nicht locker. »Du hast doch Zeit.«
    »Ich? Zeit? Die Schule, die Fußballmannschaft und dann die Arbeit im Fitnessstudio … Ich komme mir vor wie ein Hamster im Rad, ein Termin jagt den nächsten. Reich mir doch bitte noch mal die Artischocken, die sind ein Gedicht.«
    Schließlich lässt er sich noch zu einem Limoncello als Digestif überreden und lobt auch diesen über den grünen Klee.
    »Und, Leo, wann beginnst du wieder mit dem Training?«
    Das hast du nicht erwartet. Du starrst ihn an, als hätte er gefragt: »Und, wann fliegst du zum Mars?«
    »Machst du Witze?« Eine rhetorische Frage, deine Stimme zittert ein wenig.
    »Das ist mein voller Ernst, mein Junge. Du glaubst gar nicht, wie schnell deine Muskeln erschlaffen. Ich arbeite auch im Fitnesscenter, wie du weißt, wir könnten zusammen mit deinem Physiotherapeuten ein Trainingsprogramm für dich erarbeiten.«
    Du versuchst seinen Gesichtsausdruck zu deuten. Was für ein Spiel spielt er? Will er dir eine Falle stellen? Aber sein Blick ist entschlossen, er knufft dich in die Seite. »Na? Was siehst du mich so an?«
    »Na ja, ich verstehe nicht, was du mir sagen willst. Ich werde nie wieder Fußball spielen.«
    »Sei doch nicht so pessimistisch.« Seine Miene verfinstert sich.
    Dein Vater steht auf. »Ich muss wieder zur Arbeit.« Manlio nickt und gibt ihm die Hand, dann wendet er sich erneut an dich: »Du musst wieder anfangen.«
    Jetzt wirst du aggressiv und giftest ihn an: »Du siehst doch, was mit mir los ist! Oder bist du etwa blind? Sie haben dir doch gesagt, was Sache ist? Ich kann nicht mehr laufen, nie mehr, verstanden?«
    »Fußball spielt sich im Kopf ab«, sagt er nur.
    »Aber sicher doch!« Wütend wirfst du die zerknüllte Serviette auf den Tisch. »Beim Fußball geht es um Beine und Füße.«
    »Und um den Willen, mein

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