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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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Doch das ist schon einige Jahre her. Längst sind sie in ihre Heimatstadt zurückgekehrt, und Alexander hat mittlerweile eine eigene Praxis in Pempelfort.
    Sie haben eine besondere Freundschaft, wie sie bei Männern nicht oft vorkommt. Clemens war Alexanders Trauzeuge, auch wenn die Ehe nur fünf Jahre gehalten hat. Und Alexander ist Clemens’ Vertrauter in privater, aber auch schon mal in beruflicher Hinsicht. Wenn Clemens seine Gedanken ordnen muss, dann tut er dies am liebsten mit Alexander, denn dessen messerscharfe Logik ist Gold wert. Heute ist es wieder so weit; gerade weil der Fall noch ganz frisch ist, will Clemens Alexanders Einschätzung hören.
    Verabredet sind sie auf der Nordstraße im Casa Gustosa . Hier gibt es gute mediterrane Küche in gastfreundlicher Atmosphäre und zu erschwinglichen Preisen. So oft es geht, besuchen sie das Restaurant, werden immer persönlich vom Besitzer begrüßt und bekommen im hinteren Bereich des kleinen Lokals einen Tisch. Hier lässt es sich etwas abseits ungestört reden, auch wenn der eine oder andere Gast auf dem Weg zu den Toiletten an ihnen vorbei muss.
    Auf der Schiefertafel sind mit Kreide die Tagesgerichte angeschrieben. Clemens kann seinen Blick nicht von der angebotenen Paella für zwei Personen nehmen.
    Alexander schmunzelt: »Wieso Paella, ich dachte, bei deinem letzten Urlaub in Andalusien wärst du kulinarisch auf deine Kosten gekommen?«
    »Hör bloß auf. In den Bergen habe ich zwar abseits vom Tourismus zwei wirklich gute Restaurants gefunden, aber an der Küste ein Reinfall nach dem anderen. Da habe ich die schlechteste Paella meines Lebens gegessen, und über die Tapas sag ich lieber gar nichts.«
    »So schlecht?«
    »Grauenhaft. Aber die Seezunge in den Bergen war einmalig. Der Fisch war so groß, dass er an beiden Seiten über den Tellerrand hinausragte, und so, wie er dalag, weiß ich nun, woher die Seezunge ihren Namen hat.«
    Alexander lacht. Es ist eine Freude, mit anzusehen, wie Clemens’ Augen leuchten, wenn er von kulinarischen Abenteuern erzählt. Er ist eben ein wirklicher Gourmet, obwohl seine Kochkünste eher bescheiden sind. Zu Studienzeiten war er unglaublich ambitioniert. Fast jede Woche überraschte er Alexander mit einem neuen Gericht. Zugegebenermaßen unter erschwerten Bedingungen, da er nur ein kleines Appartement mit Kochnische hatte. Als Entschuldigung konnte das allerdings irgendwann auch nicht mehr herhalten, denn das Essen war meistens ungenießbar, und oftmals half nur noch der Pizza-Service.
    Der Freund lässt Clemens noch ein bisschen zappeln, bis er großherzig verkündet: »Okay, du hast mich überzeugt. Ich verzichte auf meine Dorade.«
    Alexander legt die Serviette beiseite und betrachtet Clemens, der sich die Finger mit einer Zitronenscheibe abreibt, sie anschließend in die kleine Wasserschale taucht und mit der Serviette abtrocknet. Sobald die Chance besteht, stilvoll und ohne Verletzung der Etikette mit den Händen zu essen, ist Clemens dabei. Andere mühen sich ab, mit Messer und Gabel die Gambas zu zerlegen, für den Hauptkommissar undenkbar. »Affig«, ist dann immer sein Kommentar, »mit den Fingern macht es nicht nur mehr Spaß, es schmeckt auch einfach besser.«
    »Die Paella war ausgezeichnet«, verkündet Clemens zufrieden und nimmt noch einen Schluck von seinem mittlerweile zweiten Glas Wein – einem Camino del puerto, ein trockener, aber dennoch fruchtiger Weißwein.
    Dann beginnt Clemens vom aktuellen Fall zu erzählen. »Wir haben noch nicht viel. Die kriminaltechnische Untersuchung braucht Zeit, geht halt nicht so schnell wie in den Fernsehkrimis. Auch mit den Befragungen stehen wir noch ganz am Anfang. Doch darum geht es mir heute nicht. Jetzt interessieren mich ganz allein deine spontanen Gedanken zu dem, was ich dir gleich erzählen werde.«
    Clemens berichtet ausführlich über alle bisherigen Erkenntnisse, und Alexander Langenberg hört gespannt zu.
    »Hört sich nach exakter Planung an«, bemerkt er.
    Clemens überlegt. »Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich nur sagen, der Schuss war gekonnt und das Ausnehmen auch. Schoeller hat noch nicht einmal Faserspuren asservieren können und geht davon aus, dass der Täter bewusst Spuren vermieden hat. Aber er hatte auch Glück mit dem Wetter.«
    Alexander unterbricht Clemens. »Wenn Briest jeden Tag zur selben Zeit gejoggt ist, dann kann der Mörder sich das Unwetter auch zunutze gemacht haben.«
    Clemens blickt Alexander erstaunt an.
    »Na ja. Der Deutsche

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