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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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Clemens atmet tief durch und denkt kurz nach, dann verteilt er die nächsten Aufgaben: »Morgen lassen wir die Erstbesprechung ausfallen. Christian, du übernimmst die Chorleitung. Florian, du besuchst Dr. Lamberty. Wenn deine Befragung nicht greift, lade ihn einfach vor. Sonja, du schaust im Petit Salon vorbei und nimmst den Inhaber unter die Lupe. Der soll mal erzählen, mit welchen Leuten Frau Hartmann dort Kontakt hat. Maria und Hendrik, ihr geht heute Abend bitte die Gerichtsakten durch. Ich werde das Gefühl nicht los, dass im Prozess etwas vollkommen schiefgelaufen ist.«
    Pia Cremer räuspert sich. Eine senkrechte Falte auf ihrer Stirn drückt nicht gerade Zustimmung aus. Doch der Hauptkommissar lässt sich nicht beirren, lächelt charmant und spricht weiter.
    »Über eins war ich mir von Anfang an klar: Der Mord steht im Zusammenhang mit dem Missbrauch. Fragt sich nur, ob Briest noch andere Dramen zu verantworten hat. Und dann soll jemand die beste Freundin von Senta Hartmann, diese Jutta Schmittmann, aufsuchen, deren Kinder von Briest fotografiert wurden. Sonja, machst du das? Hendrik, telefoniere mal mit dem Küchenchef vom Italiener, bei dem Erika Wagner das Essen für Freitag bestellt hat. Frag nach, wann sie da war, wann das Essen geliefert wurde und wer es gebracht hat. Wir sollten auch die Freundinnen von Frau Wagner befragen. Hendrik, bitte mach auch Termine für Maria und mich, morgen am frühen Nachmittag.«
    Bevor Clemens das Präsidium verlässt, schaut er auf einen Sprung bei Maria vorbei. Einen großen Luxus haben sie hier am Jürgensplatz. Jeder hat sein eigenes Büro. Bis auf sein eigenes und das von Otto Kreutz sind sie zwar eher klein, und das Mobiliar ist nicht mehr neu, aber jeder hat einen Computer mit Internetzugang. Vor zehn Jahren war das noch nicht so, da schrieben die Kommissare ihre Vernehmungsprotokolle auf der Schreibmaschine. Über die unterschiedlichen Anstrengungen der Kollegen, ihren Arbeitsplatz zu verschönern, ist er amüsiert. Christian auf der Heide hat Fotos seiner zwei Mädchen an der Wand, eingerahmt von ersten Malversuchen, Hendrik Flemmings Büro ziert ein großes Poster von Steve Jobs und ein ebenfalls großer Kalender mit erotischen Aufnahmen von spärlich bekleideten Männern und Frauen. Otto Kreutz, der ein begeisterter Hobbymaler ist, hat sein Büro mit eigenen Bildern ausgestattet, die nach Clemens’ Einschätzung gar nicht mal so schlecht sind. Und Maria versucht es mit Grünpflanzen. Als er eintritt, hantiert sie gerade mit einer Gießkanne.
    »Wollen wir nicht zusammen noch etwas trinken und eine Kleinigkeit essen? Die Vorspeise im St. Malo war zwar köstlich, aber ich habe schon wieder Hunger. Wir können dann auch gleich den Tag Revue passieren lassen.«
    »Und was wird aus den Gerichtsakten?«
    »Die kannst du dir später ansehen. Wir bleiben nicht so lange, aber etwas essen sollten wir schon. Gehen wir zum Trompeter ?«
    »Oh, das reißt wieder ein Loch in meine Geldbörse.«
    »Du musst ja keine Martinsgans essen, obwohl die da richtig gut ist.«
    Maria genießt es, mit Clemens zusammenzusitzen, über den aktuellen Fall zu reden und ein bisschen zu flirten. Doch leider legt Clemens Wert auf gutes Essen, und das ist meistens nicht für ein paar Euro zu bekommen. Schon seit Langem nimmt sie sich vor, ihn mal mit einem tollen Vorschlag zu überraschen, gutes Essen für wenig Geld.
    Vom Polizeipräsidium bis zum Trompeter sind es nur ein paar Schritte. Maria lässt sich überreden, im Raucherbereich Platz zu nehmen. Clemens ist zwar kein exzessiver Raucher, aber nach einem guten Essen kann er nur schwer auf seine Zigaretten verzichten, schon gar nicht, wenn er Wein oder Bier trinkt und dann noch über seine Arbeit spricht.
    Maria begnügt sich mit einem Flammkuchen mit Zwiebeln, Speck und Käse. Clemens wählt die klassische Gänsekeule mit Rotkohl, Klößen und Maronen. Geschickt löst er das Fleisch von den Knochen, schiebt Rotkohl, ein kleines Stück Kloß und Gänsefleisch auf seine Gabel und lässt alles im Mund verschwinden. Dann wischt er sich den Mund mit der Serviette ab und nimmt einen Schluck von seinem Burgunder.
    »Willst du probieren?«
    »Nein, nein, lass mal«, antwortet sie lachend. Sie findet es erstaunlich, wie Clemens bei einem guten Essen entspannen und den Stress des Tages einfach so hinter sich lassen kann.
    Kaum haben sie einen Espresso bestellt, klingelt Clemens’ Handy. Er nimmt das Gespräch an und eilt hinaus. Nach wenigen

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