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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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neben dem Restaurant kann man noch rauchen, und eine Kleinigkeit zu essen gibt es auch. Nach dem ersten Schluck Bier kommt ihm der Gedanke, ob er nicht noch seinen Freund Alexander anrufen soll. Noch unschlüssig nach dem anstrengenden Tag, spürt er, dass jemand hinter ihm steht. Clemens dreht sich um.
    »Nee, nicht wahr! Dich schickt der Himmel.«
    Über das ganze Gesicht grinsend steht Alexander Langenberg etwas weintrunken vor ihm. »Hatte so das Gefühl, dich vielleicht anzutreffen. Bin von Bar zu Bar gegangen, deshalb auch nicht mehr taufrisch.«
    »Hattest du Sehnsucht?« Clemens lacht.
    »Bin heute neben der Spur, die Woche war bisher nicht so berauschend, nichts Besonderes, aber du kennst das ja.«
    »Ja, die Frauen. Ist dir wieder eine verlustig gegangen?«
    »So könnte man es ausdrücken«, antwortet Alexander weinerlich.
    »Wenigstens tut sich was bei dir. Bei mir läuft gar nichts.«
    »Nur weil du die Augen verschließt.«
    »Nun fang nicht wieder damit an. Darüber haben wir schon oft genug gesprochen. Maria ist eine Kollegin, eine wunderbare, zugegeben, und eine gute Freundin, aber eben nicht mehr«, murmelt Clemens. Alexander bestellt sich noch ein Glas Weißwein, und Clemens reicht dem Ober sein leeres Pilsglas. Beide hängen ihren Gedanken nach. Alexander, der recht angeschlagen ist, nuschelt vor sich hin: »Ich verstehe die Frauen nicht.«
    Clemens betrachtet ihn amüsiert, denn eigentlich hält Alexander sich für einen Frauenversteher.
    »Wo man hinsieht, gehen die Beziehungen auseinander«, fährt der Psychologe fort. »Und immer häufiger sind es die Frauen, die die Männer verlassen.« Er starrt in sein mittlerweile wieder leeres Glas. »Bei euch im Präsidium gibt es ja auch kaum noch jemanden in einer glücklichen Beziehung.«
    »Na, ganz so dramatisch ist es nun auch wieder nicht«, widerspricht Clemens. »Christian zum Beispiel kriegt das ganz gut hin, trotz der Arbeitszeiten. Bei dem kommt in den nächsten Tagen schon Nachwuchs Nummer drei.«
    »Und wie lange sind die schon zusammen?«
    »Fünf Jahre, glaube ich.«
    »Siehst du. Das ist doch gar nichts.«
    »Aber Otto Kreutz feiert bald sein 40-Jähriges, das ist doch was«, will Clemens Alexander aus seinem melancholischen Stimmungstief herausholen.
    »Ja, und wie hat er das hinbekommen?«
    Clemens überlegt. Im Laufe der Jahre war er schon oft bei seinem Chef eingeladen und kennt dessen Frau.
    »Ja, wie machen die das? Ich glaube, die wenige freie Zeit, die Kreutz hat, widmet er fast ausschließlich seiner Frau. Sie unternehmen recht viel zusammen und haben auch gleiche Interessen.«
    »Hm«, kommt es von Alexander.
    »Vielleicht sind es auch die regelmäßigen Aufmerksamkeiten. Kreutz besorgt jeden Freitag einen Blumenstrauß für seine Frau, und das seit fast vierzig Jahren.«
    »Aha, Blumen.«
    »Dass es bei den beiden immer noch so gut funktioniert, mag auch daran liegen, dass Sophia nicht nur zu Hause sitzt und auf ihren Mann wartet. Sie geht zweimal die Woche Turnen, spielt Tennis und ist auch sonst ganz unternehmungslustig.«
    »So, so.«
    Clemens betrachtet Alexander, der fast dabei ist einzuschlafen.
    »Komm, wir machen uns auf. Es ist schon recht spät.« Ohne eine Antwort abzuwarten, erhebt sich Clemens, bezahlt die Rechnung und bugsiert seinen Freund nach draußen. Auf dem Weg zum Taxistand wird Alexander wieder etwas lebhafter, der scharfe Wind tut beiden gut. Alexander wird wohl nicht im Taxi einschlafen. Sie verabreden sich noch für den nächsten Tag. Für Clemens wird es Zeit, sich intensiv mit dem Täterprofil zu beschäftigen, und dafür braucht er Alexander als Diskussionspartner.

19.
    Freitag früher Morgen Hafen. Mit einem Ruck, als hätte er einen fürchterlichen Albtraum gehabt, wacht Clemens auf. ›Wir hätten eine Wohnungsdurchsuchung bei Schneider beantragen sollen‹, schießt es ihm durch den Kopf. Die Digitalanzeige seines Weckers verrät ihm, es ist gerade einmal vier Uhr dreißig. Verärgert schüttelt er den Kopf und entschließt sich, aufzustehen. Nochmals umdrehen könnte verheerend sein, dann würde er womöglich völlig gerädert aufwachen. Nach ausgiebigem Duschen und einem Becher Milchkaffee nimmt Clemens in Sweatshirt und Jogginghose an seinem alten Sekretär Platz und schlägt eine neue Seite seines Moleskins auf. Es ist noch zu früh, um sich auf den Weg ins Präsidium zu machen, und so versucht er, die zwei Fälle gegeneinander abzugrenzen.
    Clemens wie auch Alexander haben vor Jahren eine

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