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Ausgeweidet (German Edition)

Ausgeweidet (German Edition)

Titel: Ausgeweidet (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Lamberts , Annette Reiter
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Kleinkalibergewehr gezielt zu treffen, stellen ganz unterschiedliche Anforderungen an den Schützen. Er kann nicht ausschließen, dass ein Bogenschütze, der mit dem Kleinkalibergewehr übt, auch damit erfolgreich ist.«
    »Ruf alle Vereine an, bei denen Schützen mit Schusswaffen trainieren«, bittet Clemens.
    »Habe ich schon gemacht. Sieglinde Frank ist nirgends registriert, und registrieren müssen sich sogar Gäste, die nur ausprobieren wollen, ob das Schießen etwas für sie sein könnte.«
    Pia Cremer und Otto Kreutz betreten gemeinsam das Büro von Clemens, der die Oberstaatsanwältin begrüßt und sofort beginnt, die Übereinstimmungen und Gegensätze der beiden Taten genau zu beschreiben. Er arbeitet die Unterschiede der Persönlichkeiten heraus, skizziert dann ein mögliches Profil des Mörders und kommt zu dem Schluss, dass es zwei Täter sind. Dann wendet er sich den Verdächtigen im Mordfall Jacques Briest zu. Wie mit Alexander erarbeitet, bleiben Sieglinde Frank und Erika Wagner übrig. Er räumt allerdings ein, dass die Recherchen im Petit Salon noch nicht abgeschlossen sind.
    »Hier müssen wir noch intensive Befragungen durchführen, aber mein Bauchgefühl sagt mir, dass wir unter den Stammgästen den Mörder nicht finden werden«, schließt Clemens seinen Vortrag ab.
    »Was genau liegt gegen Erika Wagner vor?«, hakt Pia Cremer nach.
    »Sie passt ins Profil. Zudem ist sie eine exzellente Schützin, ist Jägerin, kann Wild aufbrechen und hat kein Alibi. Ihre Angaben, wo sie im Grafenberger Wald spazieren gegangen sei und wo sie ihren Wagen geparkt habe, stimmen nicht. Immerhin könnte ihre Waffe die Tatwaffe sein, nach Schoeller zu sechzig Prozent. Und sie hätte ein Motiv, denn sie ist eng mit der Mutter und dem missbrauchten Kind verbunden. Eine Nachbarin hat ausgesagt, dass Frau Wagner ihre Ölheizung trotz warmer Temperaturen in den letzten Tagen über Gebühr beansprucht hat. Für mich sieht das nach Beseitigung von Spuren aus.«
    »Nicht wirklich viel, Vermutungen, noch nicht einmal handfeste Indizien, und letztendlich Ihre Vorstellung von einem Täterprofil«, resümiert Pia Cremer.
    »Ja, aber ohne Bauchgefühl geht es nicht, und das sagt mir, wir müssen Erika Wagner zusetzen. Da reicht eine erneute Befragung nicht aus. Sie hängt am Leben, will ihre letzten Jahre nicht im Gefängnis verbringen und hat alles in ihrer Macht Stehende getan, um Spuren zu vermeiden. Und womöglich die wenigen, die wir hätten finden können, auch noch vernichtet.«
    »Das reicht mir nicht.«
    »Wir müssen Bewegung in den Fall bringen, wir müssen provozieren. Wir können nicht immer hinterherlaufen. Nur so haben wir eine Chance, dass sich der Täter aus der Deckung begibt und vielleicht einen Fehler macht«, sprudelt es aus Clemens heraus.
    Die Oberstaatsanwältin ringt mit sich. Überzeugt ist sie nicht. Mit einer Hausdurchsuchung kann sie sich blamieren. Beantragt sie diese aber nicht, kann das, falls sich der Verdacht gegen Erika Wagner erhärtet, weitreichende Konsequenzen für sie haben, denn dann hat sie wertvolle Zeit verschwendet und ihre Kompetenz könnte infrage gestellt werden.
    Da platzen Dr. Hummel und Steinbeißer in die Besprechung. Clemens ist sichtlich ungehalten. Hummel ergreift sofort das Wort. Der ansonsten kaum aus der Ruhe zu bringende Gerichtsmediziner legt ein Temperament an den Tag, das alle irritiert.
    »Schneider hat sich vergiftet. Ich konnte Spuren nachweisen von Amatoxinen und Phallotoxinen, das sind zyklische Polypeptide, also pflanzliche Gifte, die sich im grünen Knollenblätterpilz wiederfinden. Jahreszeitenunabhängig, denn auch ein getrockneter Knollenblätterpilz zeigt diese Wirkung.« Er berichtet weiter, dass es nicht unangenehm sei, diesen zu kauen, denn er habe ein süßliches, nussartiges Aroma. »Der Nachteil: Es dauert bis zu zehn Tage, bevor der Tod eintritt. Der Vorteil für einen Selbstmörder, der es ernst meint: Schon kurze Zeit nach der Einnahme ist der Mensch nicht mehr zu retten, wenn überhaupt, dann nur noch durch eine Lebertransplantation. Nach acht bis zehn Stunden treten in der Regel die ersten Symptome auf, Brechdurchfall, dann stellt sich eine trügerische Erholung über mehrere Stunden ein. In einem zweiten Schub werden sämtliche Organe befallen, nach fünf bis zehn Tagen kommt es zu einem kompletten Leberversagen. Dabei braucht man nicht einmal viel davon. Ein Mensch mit einem Körpergewicht von siebzig Kilogramm benötigt gerade einmal sieben

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