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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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eingebaut war.
    Ein wirklich leistungsfähiges Gerät war niemals transportabel, es sei denn, man zerlegte es in seine Einzelteile. Das traute ich den Technikern der Wahren Calthurs in einem nur beschränkten Maße zu. Wenn ich an die tollkühnen Basteleien unserer GWA-Wissenschaftler dachte, dann erschien es mir ausgeschlossen, daß hier wahrhaftig Wissende am Werk gewesen waren.
    Der Transmitter war also in der Nähe. Wenn sich zusätzlich noch einer in der MEMORY CALTHUR befand, dann konnte es sich nur um eines jener portablen Geräte handeln, wie sie auch in den Forschungszentren der GWA standen. Damit kam man nicht zum Mond.
    Mehr hatte ich eigentlich nicht wissen wollen. Hannibal schien auch zufrieden zu sein.
    »Wenn wir demnächst den Gewaltsatz in die Freiheit machen müssen, dann führt er zuerst zum Transmitter. Andernfalls saust die ganze Bande frequenzjubelnd davon und etabliert sich an anderer Stelle.«
    »Kannst du das nicht etwas einfacher ausdrücken, Zwerg?«
    »Schmälere nicht schon wieder meine Sprachschöpfungen.«
    Er unterbrach den Telepathiekontakt. Dann sprach Kojastna kow endlich ein Machtwort. Er konnte, wenn er es für richtig hielt, sehr hart und unangenehm werden.
    Die beiden Wissenschaftler erhielten die Anweisungen, uns sofort einzulassen, gleichgültig ob Professor Riebsam noch experimentierte oder nicht.
    Zu einer wirklichen Machtprobe zwischen meinen Forderungen und den anscheinend begründeten Wünschen der Experten kam es jedoch nicht mehr. Die Labortüren öffneten sich erneut.
    Ich vernahm das Heulen eines auslaufenden Geräts und dazwischen schrille, unmenschlich klingende Schreie. Scharfe Kommandos ertönten, dann war ein Ruf zu hören, und schließlich dröhnte das Stakkato einer Maschinenwaffe durch die Hallen.
    Die Schreie verstummten abrupt.
    »Schon über neunundvierzig Neu-Orbton, Dr. Makasuri, nicht wahr?« sagte ich beißend. »Wenn mich nicht alles täuscht, haben Sie und Ihre Herren Kollegen soeben wieder einmal Ihre Genialität erwiesen. Herr, einen Quotienten von über fünfzig Neu-Orbton, den Sie ja sicherlich anstreben, erreicht man nicht durch die Veränderung des Genkodes und nachfolgender, reichlich ominöser Hyperbestrahlungen, sondern nach und nach. Erst kommt die Einspeisung des gewünschten Kodeprogramms in die marsianischen Todesschläfer. Dieses für die Menschheit allgemein gültige Erbmaterial haben bereits Saghons Experten in den Todesschläfern verankert. Sie sind kleiner, aktiver und informationsgenauer als die Ihnen bekannten Phagen, die ähnliches können; aber nur in etwa! Nach der Impfung mit frischem Todesschläfer-Material wird der DNS-Kode wunschgemäß beeinflußt. Typisch menschliche Krankheiten verschwinden. Der Körper kräftigt sich, die Intelligenz steigt. Dann hat das von Saghons Experten einwandfrei berechnete Restriktionsenzym die verworrenen, geballten Molekülketten zu entwirren und das Ligase-Enzym die zerstückelten Ketten wieder zu verbinden; aber genau so, wie es erwünscht und programmiert ist. Das sollten für Sie vertraute Begriffe sein. Und was tun Sie? Sie geben schadhafte Todesschläfer, die durch den Transmittereffekt ihr Saghon-Programm verloren oder nur teilweise behalten haben. Dann beginnen Sie obendrein mit einem marsianischen Aufstockungsprogramm, das man erst riskieren kann, wenn die biochemischen Vorgänge einwandfrei abgeschlossen sind. Was denken Sie wohl, wie Bockosch und ich behandelt wurden? Das dauerte ein halbes Jahr. Geben Sie den Weg frei, Sie Narren.«
    »Sehr richtig«, vernahm ich eine Baßstimme.
    Ein hochgewachsener, hagerer Mann kam auf mich zu. Ein altmodischer Laborkittel umflatterte seine Beine. Seine gewaltige Hakennase stieß er wie angriffsbereit nach vorn, während seine tiefliegenden Augen in verzehrendem Glanz strahlten.
    Das war Professor Dr. Dr. Anton Riebsam, ein fähiger Biogenetiker und Biochemiker, der laut Kinys Aussagen vor drei Jahren auf dem Mond tödlich verunglückt sein sollte. Die Überreste, die man damals gefunden hatte, waren falsch identifiziert worden. Wahrscheinlich hatten die seinerzeit schon sehr aktiven Calthur-Priester den Strahlungsunfall arrangiert und einen anderen, ähnlich aussehenden Mann an Riebsams Stelle umkommen lassen. Diesen Mordbuben war alles zuzutrauen.
    Ich bemerkte, daß Hannibal fasziniert auf Riebsams faltigen Hals blickte, der weit aus dem Kittelkragen hervorragte. Das Aussehen dieses Mannes erhöhte den Eindruck eines auf sein Opfer

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