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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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Beschatters durch.
    Nach drei Minuten rief der Lange zurück: Das Fahrzeug war ein silbergrauer Ford Focus, zugelassen auf die Firma Europcar. Ein Leihwagen.
    Sechs Filialen der Firma fand Bruno im Telefonbuch. Er entschied sich für die Station am Höher Weg, weil sie auf seiner Route zum Vereinsheim lag.
     
    Er achtete darauf, dass der silberne Schatten nicht in seinem Rücken war. Der unbekannte Verfolger sollte nicht mitbekommen, dass Bruno ihm auf der Spur war.
    Auf der Graf-Adolf-Straße sah er den Schatten im Spiegel. Er trat auf die Bremse und schlingerte in eine Lücke auf der rechten Spur. Ein silbriger Mercedes hupte und schob sich vorbei – Bruno hatte Gespenster gesehen.
    Die Filiale befand sich in einem sparsam eingerichteten Ladenlokal. Ein Ständer mit Infobroschüren in Europcar-Grün und ein weißer Tresen, vor dem vier Kunden mit den Füßen scharrten. Die Frau an der Spitze der Schlange hatte Sprachprobleme. Die Angestellte auf der anderen Seite der Theke bewahrte professionelle Höflichkeit, aber offenbar missverstanden die beiden einander. Es ging nicht voran.
    Ein zweiter Mitarbeiter kam zu Hilfe. Die wartenden Kunden stürzten sich auf ihn. Bruno drängelte sich nach vorn und zeigte seinen Dienstausweis. Das Murren wandte sich nun gegen ihn.
    »Ich brauche den Namen der Person, die dieses Fahrzeug gemietet hat.« Bruno reichte einen Zettel mit dem Kennzeichen über den Schalter.
    Der Mitarbeiter blickte zu seiner Kollegin hinüber. Sie zuckte mit den Schultern.
    Der Kerl wiederholte die Geste. »Tut mir Leid. Wir haben ein Problem.«
    »Kommen Sie mir nicht mit dem Datenschutz!«
    »Nein. Ich seh ja, dass Sie von der Polizei sind. Aber unser Computersystem ist abgestürzt. Sie sind nicht der Einzige, der im Moment darunter leidet.«
    »Was ist mit den Formularen? Sehen Sie per Hand nach!«
    »Wann soll der Wagen denn angemietet worden sein?«
    »Vor zwei Tagen.«
    »Dann sind die Unterlagen längst in Hamburg, irgendwo in der Zentrale. Wir können sie zurückfordern, aber das dauert.«
    »Wie lange?«
    »Zwei bis drei Wochen. Aber keine Angst. Bis dahin tut’s auch der Computer wieder.«
    Bruno hinterließ seine Handynummer. Der Angestellte versprach anzurufen, sobald die Panne behoben war.
    Zehn Minuten später stellte Bruno den Saab vor dem Vereinsheim ab. Sein Handy schrillte den Hummelflug. Noch im ersten Takt würgte Bruno die Tonfolge ab.
    Europcar. Der Computer funktionierte wieder und hatte ausgespuckt, wer den Focus gemietet hatte. Die Stimme im Handy nannte einen Namen.
    Bruno dachte an einen Scherz.
    Der Angestellte wiederholte seinen Namen, seine eigene Adresse.
    »Wer?«, fragte Bruno noch einmal.
    »Wegmann. Wie der Weg und Mann.« Die Stimme im Handy blieb höflich. »Vorname Karen. Wie Karin, nur mit einem Emil in der zweiten Silbe.«
    Bruno begriff. Er verstand es nicht.

63.
    Volles Programm, zum letzten Mal. Als spüre Janssen, dass Bruno mit seinen Gedanken weit weg war, ließ er ihn dieses Mal extra lange Seil springen. Gemeinsam mit der Gruppe der Fortgeschrittenen lief Bruno danach im Kreis, stieß Medizinbälle, verprügelte Sandsack und Maisbirne. Die Pyramide an der Matte: immer längeres Trommeln mit den Fäusten – Intervalltraining für die Schnellkraft in Armen und Schultern. Allmählich konnte Bruno abschalten.
    Der Trainer verordnete eine Pause. Während Bruno auf der Bank lag, musste er sich seinen Gegner vorstellen. Dabei redete Janssen auf ihn ein, immer wieder die gleichen Sätze: »Bring deine Fäuste. Täusch ihn, bis er offen ist. Geh nach vorn. Halt die Deckung oben. Bring deine Fäuste, so schnell du kannst. Du wirst ihn dominieren!«
    Das Sparring ging über sechs Runden zu je drei Minuten. Der Trainer wollte ihn an die Kampfbedingungen gewöhnen. Janssen feuerte an. Er schrie und kritisierte. Am Ende hatte Bruno ein Flimmern vor den Augen. Sein Partner Joe hing in den Seilen und japste.
    Janssen riss Sprüche – das Zuckerbrot: Janosch habe keine Chance. Der Hammer werde spätestens in der dritten Runde einbrechen. Bruno habe sich zu einem Spitzenboxer entwickelt, der es mit dem deutschen Meister aufnehmen könne.
    Wilfried räumte die Matten weg. Seiner Miene sah Bruno an, dass er die Chancen des Puma skeptischer beurteilte. Wilfried hatte Janosch beim Training beobachtet.
    Bruno ging an die Maschinen. Eine Runde musste genügen. Er legte ein letztes Mal den Kopfriemen um. An der Nackenmaschine hatte er seine Leistung in kürzester Zeit von zehn

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