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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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für eine Pressekonferenz. Als Handlanger des Behördensprechers.
    Engel hörte sich Brunos Geschichte an. Er stimmte zu – alles passte.
    »Ich mach sie fertig«, stieß Bruno hervor.
    Der Kriminalrat beschwor ihn, nichts zu überstürzen. Vor Gericht zählten nur Beweise. Die eigentliche Wühlarbeit hatten sie noch vor sich.

66.
    Auf der Rückfahrt zog sich der Himmel zu und verdüsterte sich innerhalb von Minuten. Ein Regenschauer kündigte sich mit schweren Tropfen an.
    Im Autoradio hörte Bruno Loblieder auf Puma und Hammer – noch 24 Stunden bis zum Kampf.
    Engel hatte Recht. Nichts überstürzen.
    Der Grauschopf und der Gitarrist – Pommers Schwager war den beiden in die Quere geraten. Sie waren auf Nummer sicher gegangen. Auch bei ihrem zweiten Coup.
    White Boy trifft White Lady – als Heinz Klee einen Abnehmer für das Heroin aus Kambodscha suchte und sich an den Dealer der alten Clique um Lemke und Hövel erinnerte, witterten Max und Richie die Chance, ihre Angebotspalette zu erweitern, ohne einen Cent bezahlen zu müssen. Sie folterten den Antiquitätenhändler, bis er die Safekombination verriet. Sie brachten Klee zum Schweigen, der ohnehin zu viel über Pommers Vergangenheit wusste.
    Oberkassel, Achillesstraße. Bruno fand einen freien Parkplatz und rannte durch das Regengeprassel auf die Haustür zu.
    Eine Gestalt kauerte unter dem Vordach. Sie richtete sich auf, als er näher kam.
    Hannah.
    »Mein Gott, warum hast du dich nicht gemeldet?«
    »Ich hab’s versucht.«
    Bruno wollte nicht mit dem Mädchen streiten. Er war froh, dass Hannah da war.
    Er nahm sie mit nach oben. »Hast du deinen Vater angerufen?«
    »Keinen Bock. Der ätzt bloß rum.«
    Vom Festnetzapparat aus verständigte Bruno seinen Trainer und versprach, Hannah nach Hause zu bringen. Er stöpselte das Handy ans Ladegerät.
    Das Mädchen zog die Lederjacke aus und beäugte sich im Garderobenspiegel. Sie wirkte, als habe sie seit Tagen die gleichen Klamotten an. Zerknittert, leichter Schweißgeruch.
    »Cool. In den Scherben kann man sich mehrfach sehen. Wär ein geiles Fotomotiv.«
    »Kaffee?«
    »Hast du auch Tee?«
    »Nur Ayurveda-Kräuter.«
    »Cool.«
    Während die Beutel zogen, studierte das Mädchen die Schrift auf der Packung. Die lange Liste der Inhaltsstoffe fand sie beeindruckend. Zucker und Milch lehnte sie ab – zu viele Kalorien.
    Wo sie die letzten zwei Nächte verbracht hatte, verriet sie nicht. Sie zog die Jacke wieder über und wärmte die Hände an der Tasse. Bruno fand nicht, dass es kalt in seiner Wohnung war.
    Sie sagte: »Das Arsch von Zahnarzt hat das Lehrverhältnis gekündigt. Paps weiß es noch nicht.«
    »Du wurdest rausgeschmissen?«
    »Ich wollte sowieso nicht mehr hin. Der Chef tut freundlich zu den Patienten, aber die Füllungen, die er macht, sind das Letzte. Die Leute merken es gar nicht. Das Arsch ist ein Betrüger.«
    Hannah erklärte, sie wolle nun als Profimodel arbeiten. Sie habe sowieso keine Zeit für eine Lehre, die sie nicht weiterbringen würde. Sie müsse zu sich finden. Eins werden mit dem, was ihr Karma sei. Joggen und ihren Körper im Fitnesscenter stylen, wie andere Models es auch taten.
    Er fragte: »Eins werden mit dem Karma? Was soll das heißen?«
    »Willst du mein neues Bauchnabelpiercing sehen? Es stellt Kali dar, die indische Göttin der Vernichtung.«
    »Lass gut sein. Ich fahr dich jetzt nach Hause.«
    »Du musst mir Coke geben.«
    »Du hast genug.«
    »Ich hab’s verloren.«
    »Was?«
    »Ja. Irgendwo liegen lassen.«
    Bruno packte ihren Arm. Er riss das Mädchen vom Stuhl hoch. »Dein Vater sollte dich einsperren. Du brauchst eine Entziehungskur. Eine Therapie. Du bist ein ganz und gar verkorkstes Gör!«
    Er zerrte sie Richtung Tür. Ihre Plateausohlen schleiften über das Parkett.
    »Du tust mir weh! Du machst mir blaue Flecken! Ich will nicht zu meinem Alten. Der ätzt nur rum!«
    »Immer noch diese Rattenjacke! Ich hab dir doch gesagt, du sollst sie verkaufen. Du siehst nicht aus wie dein Karma, sondern wie eine verdammte Koksnutte!«
    »Angelina Jolie trägt die gleiche Jacke. Und wenn du mich zu meinem Alten schickst, verrat ich ihm, dass du mich mit Coke versorgt hast.«
    Bruno ließ sie los.
    »Was ist?«, fragte sie. »Krieg ich jetzt endlich was? Dann arbeite ich auch weiter als deine Informantin.«
    Er suchte in der Fototasche und warf Hannah die letzte Portion aus dem Toilettenkasten Horrenkamps zu. Das Mädchen riss die Folie auf und schüttete eine Prise auf den

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