Ausgezählt
»Fürs Fickenlernen hab ich dich nicht gebraucht!«
Fred konnte ihn nicht hören. Der braun gebrannte Schönling schob sich an Ela Bach vorbei und griff nach der Türklinke. »Sie führen einen Privatkrieg. Nur weil ich die Ehefrau eines Polizisten gepoppt habe, stempeln Sie mich hier zum Verbrecher ab.«
Ela warf den Rest ihrer Zigarette aus dem Fenster. »Bleiben Sie in der Stadt. Wir brauchen Sie noch.«
Bruno fuhr Engel an: »Sie will ihn laufen lassen?«
»Wo bleiben Ihre juristischen Kenntnisse, Wegmann?«
Im Raum nebenan ging das Licht aus. Bruno überlegte, wo Karen jetzt sein konnte.
Ela kam herein. Sie schenkte ihm ein zaghaftes Lächeln – ein mitleidiger Blick, der ihm auf den Sack ging. Die KK-11-Chefin sagte: »Manfred Klee erwähnte eine Reise.«
»Wir waren mal in Südfrankreich, na und? Toller Zeuge mit seinen Psychoweisheiten. Habt ihr euch alle gut amüsiert?«
Engel knurrte: »Halten Sie Ihre Hormone im Zaum.«
Bruno rannte hinaus.
Ela rief: »Warte, Wegmann!«
Bruno beschleunigte seine Schritte.
Ela lief ihm nach. »Ich meine die Reise nach Kambodscha. Sei ehrlich. Hat die was mit dem Mord zu tun?«
Bruno blieb stehen. Er bekam Sehnsucht nach einer Flasche Birnengeist. Nur noch saufen, bis alles federleicht wird und du einschlafen kannst.
Er antwortete: »Das ist eine Ewigkeit her.«
»Was ist damals vorgefallen?«
»Ich weiß nicht, was er meint. Frag Fred.«
Bach drückte seinen Arm. »Okay, wir machen morgen weiter. Du hast eine Menge durchgemacht in den letzten Stunden. Ruh dich erst mal aus.«
Kneipen, die jetzt noch offen hatten, verkauften in der Regel nur Fusel. Bruno fiel das Ristorante Molino ein. Marios brauner Grappa, der im Rachen brannte. Einschlafen, ohne von Toten zu träumen. Nicht an Karen denken müssen.
Die KK-11-Leiterin fügte hinzu: »An der Todesermittlung Klee kannst du natürlich nicht weiter teilnehmen. Du bist zu tief in die Sache verstrickt, emotional, meine ich. Das verstehst du doch, Wegmann, oder?«
Sie ließ ihn stehen und stiefelte zu den anderen zurück.
23.
Es war bereits kurz vor drei, als Bruno in der Achillesstraße einen Parkplatz fand. Das Molino war längst dicht. Statt sich zu betrinken, wartete Bruno in der Wohnung auf Karen. Irgendwann schlief er im Sessel ein. Als er erwachte, dämmerte es. Bruno braute sich einen Tee.
Er sehnte sich nach seiner Frau und sagte sich, dass nichts falscher sei als das. Sein Pitta-Dosha war ausgerastet, aber es gab einen Grund dafür. Er nahm sich vor, in Zukunft die Nerven zu bewahren. In Ruhe und Würde die fällige Trennung zu regeln.
Kurz vor halb acht rief er Thilo Becker in der Festung an. Bruno schätzte, dass die Morgenbesprechung des KK 11 in wenigen Minuten beginnen würde.
Eine müde Stimme meldete sich. Becker klang, als hätte er durchgearbeitet.
Bruno sagte: »Ich glaub, ich war ein wenig unfreundlich.«
»So kann man das ausdrücken.«
»Ist das Alibi bestätigt?«
Becker zögerte. Er räusperte sich. »Soviel ich weiß, hast du mit den Ermittlungen nichts mehr zu tun.«
»Komm schon, Thilo.«
»Manfred Klees Alibi ist wasserdicht. Und jetzt muss ich zur Besprechung.«
»Du hast noch drei Minuten. Sag mir, welche Spuren ihr habt.«
»Jede Menge. Du hast das Blutbad doch gesehen.«
»Ich meine, konkrete Hinweise.«
»Scheiße, nichts! Wir wissen noch nicht einmal, ob es ein Täter war oder mehrere. Wir sind jetzt dabei, anhand der Stichkanäle und der Blutanalysen den Tatablauf zu rekonstruieren und die Fingerspuren zuzuordnen. Die Nachbarn haben laute Musik wahrgenommen, einer hatte sogar die Kollegen angerufen und sich wegen des Lärms beschwert. Die Kollegen haben das leider ignoriert. Ein Anwohner will vor dem Haus Autos gesehen haben, bevor Mutter und Tochter nach Hause kamen.«
»Mehrere Wagen?«
»Ja, aber der Zeuge ist ein Versager im Erkennen von Fahrzeugtypen. Es war ein Kommen und Gehen, behauptet er. Ehrlich gesagt, ich halte ihn für einen Spinner. Ich muss jetzt los. Die Chefin ruft schon.«
»Und sonst?«
»Nichts sonst. Zwei Dutzend Leute arbeiten seit acht Stunden an dem Fall und wir haben nichts. Niente, nada, bullshit. Unglaublich bei einem Mehrfachmord. Nur Leichen und Blut. Als seien Profis am Werk gewesen. Vielleicht wissen wir nach der Sitzung mehr.«
»Habt ihr hinter dem Haus nachgesehen?«
»Dahinter?«
»Ja. Das Fenster in Klees Arbeitszimmer war offen. Vielleicht …«
»Verdammt!«, rief Becker. »Du hast Recht!«
»Ich seh nach. Ich
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