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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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KK-11-Leute schwärmten in ihre Büros.
     
    Bruno lehnte sich zurück. Er hatte die bislang wichtigste Spur entdeckt, aber mit den Ermittlungen nichts zu schaffen. Emotional zu tief verstrickt. Das verstehst du doch, Wegmann.
    Er zog ein Telefon heran und tippte Karens Handynummer ein. Er wollte ihr sagen, dass es aus war, und hören, dass es ihr Leid tat. Nach dem fünften Läuten schaltete sich ihre Mailbox ein. Bruno fand die richtigen Worte nicht und legte auf.
    Er zwang sich, über Silberkuhl nachzudenken. Heinz Klees damaligen Einkäufer hatte er nur zweimal zu Gesicht bekommen. Ein feister Typ, der in Unterwäsche im Mehrbettzimmer des Bamrungrat-Hospitals gelegen hatte und schwitzte, obwohl der Deckenventilator auf Hochtouren schwirrte. Silberkuhl, der überraschend im Camp der Roten Khmer aufgekreuzt war. Ein Bein in Gips, einen Arm in der Schlinge. Auf dem Kopf einen albernen Tropenhelm. Mühsam war der feiste Kerl durch den Morast gehumpelt und hatte zwei Thais herumkommandiert, die einen leeren Rollstuhl schoben. Fred und Bruno waren die Abgesandten seines Auftraggebers. Der Einkäufer wollte demonstrieren, wie fit er war.
    Von da an hatte sich Silberkuhl um den Vishnu gekümmert. Bruno war froh gewesen, nichts mehr mit der Statue zu tun zu haben.
    Offenbar hatte der Schmuggler seit damals hauptsächlich im Knast gelebt. Erst in Bangkok, dann in Südhessen. Verurteilt als Rauschgifthändler – Bruno konnte sich vorstellen, dass es eine Verbindung zwischen Silberkuhls Drogengeschäften und der aufgeschlagenen Statue gab.
    Im Flur stieß er auf Kriminalrat Engel. Der Lange fütterte den Kaffeeautomaten mit Cent-Münzen. »Auch einen?«
    Die Tür zum Nachbarzimmer stand offen. Bruno fragte sich, ob der Lange auf der anderen Seite des venezianischen Spiegels gekiebitzt hatte. »Ohne Zucker, ohne Milch.«
    »Für Ihren gestrigen Wutausbruch will ich mildernde Umstände gelten lassen.« Braune Brühe pullerte in den Becher. Engel fragte: »Was halten Sie von den Fingerabdrücken?«
    Der Lange schleimte sich an ihn heran. Der Kriminalrat wollte etwas.
    »Nichts«, antwortete Bruno »Und warum?«
    »Weil es nicht mein Fall ist.«
    »Mich interessiert Ihre Meinung trotzdem. Als Querdenker sozusagen.«
    »Was soll das heißen?«
    Der Lange gab den ersten Becher weiter. »Sie sind ehrgeizig und wollen seit Monaten weg aus der Kriminalwache. Mir imponiert Ihre Sturheit. Und Ihre Loyalität. Sie können Geheimnisse bewahren.«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Das Geld, das man in Eberhards Hosentasche fand, nachdem Helmer ihn erschossen hatte. Fast vierzehntausend Euro nach heutiger Währung. Sie haben bis heute den Mund gehalten.«
    »Weil ich nichts weiß.«
    »Ihr Pech, dass Ihnen das keiner abkauft.« Engel stellte seinen Kaffee auf dem Automaten ab. »Ich hab gehört, Sie boxen.«
    Themenwechsel. Bruno kam sich vor, als taste ihn ein Gegner im Ring ab.
    Engel nahm eine Haltung ein, die er offenbar für die eines Boxers hielt. »Archaisches Kräftemessen. Mann gegen Mann. Ohne Netz und doppelten Boden. Der legalisierte Totschlag.« Der Lange deutete eine Gerade an. »Wie fühlt man sich, wenn man jemanden niederschlägt?«
    »An Kämpfen nehme ich nicht mehr teil.«
    »Reizt es Sie nicht mehr?«
    »Meine Frau …«
    »Ihre Frau«, wiederholte der Kriminalrat und nickte verständnisvoll.
    Bruno spürte, wie Wut in ihm aufstieg. Er nippte von dem Kaffee und verbrannte sich den Gaumen. »Warum genehmigen Sie nicht endlich meine Versetzung?«
    Engel nahm seinen Becher mit spitzen Fingern vom Automaten und blies vorsichtig hinein. »Dass Sie zum Zeitpunkt der Ermordung Ihres Partners im Auto saßen, vergessen die Kollegen nicht so schnell. Der Kripochef kann Sie nicht versetzen. Sie stoßen überall auf Ablehnung.«
    Brunos Magen verkrampfte sich. »Was wollen Sie dann von mir?«
    »Wie ich schon sagte. Ihre Ansicht über Silberkuhl.«
    »Eine Querdenkermeinung?«
    »Ich sehe, wir verstehen uns.« Engel beugte sich vor und hielt beim Schlürfen die Krawatte fest, um sie nicht zu bekleckern. Ein anderer Schlips als gestern, ein frischer Anzug.
    Bruno antwortete: »Wenn Silberkuhl es war, der Klees Finger abgeknipst hat, müssten seine Fingerabdrücke wegen der nötigen Hebelkraft ziemlich weit außen an den Griffen sitzen. Sie wären verwischt, weil der Täter mehrfach ansetzte, wie man an der Schnittstelle und an dem anderen verletzten Finger sehen konnte. Sind die Prints verwischt?«
    »Nein, sind sie nicht.«
    »Und

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