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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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beiden sich jedes Mal getroffen hatten, wenn Fred zu Besuch in Deutschland gewesen war. Karens Ehemann – ein dummer Hanswurst für die Zeit zwischendurch.
    Keine Frau durfte Trampolin auf Brunos Gefühlen springen. Die Mordermittler im KK11, die Kollegen der K-Wache, die Schupos in der PI Südwest, wo Bruno zuvor gearbeitet hatte – alle würden ihn für verrückt erklären, wenn er sich nicht von Karen trennen würde. Es gab keine Entschuldigung.
    Er konnte sich nicht konzentrieren. Sein Blick streifte durch den hässlichen Raum mit seinen Hydrokulturpflanzen und an die Wand gehefteten Bürowitzen aus dem Faxgerät.
    Ein Kollege hatte Abdrücke von Brunos Fingern und seinen Schuhsohlen abgenommen, damit die Mordermittler sämtliche Spuren im Tathaus zuordnen konnten. Bruno rieb mit dem Taschentuch an seinen Fingerkuppen. Die Druckerschwärze hielt sich hartnäckig. Er schlenderte auf und ab. Es war eine Frechheit, ihn in diesem Kabuff schmoren zu lassen.
    Schließlich stürmte er hinaus. Er war kein Beschuldigter, kein zweitklassiger Zeuge.
    Der Flur war leer. Stimmen drangen aus einer angelehnten Tür drei Büros weiter. Bruno drückte sie auf. Ein halbes Dutzend Männer glotzte auf ein Fenster. Einer hielt Bruno zurück. Es war Thilo Becker. »Du bist noch nicht dran.«
    Ein groß gewachsener Kerl sagte: »Lass ihn, Thilo.«
    Bruno erkannte ihn: Kriminalrat Benedikt Engel, die rechte Hand des Kripochefs. Rund zehn Jahre älter als er und einen halben Kopf größer, obwohl Bruno mit seinen einsachtzig nicht klein war. Anthrazitfarbener Anzug, weißes Hemd, dezente Krawatte. Ein cooler Managertyp, nicht der übliche Obermufti – Bruno waren beide Sorten zuwider.
    Engel nickte zur Scheibe. »Er spricht über Sie, Wegmann.«
    Das Fenster in der Wand war ein venezianischer Spiegel. Auf der anderen Seite hockte Fred.
    Er lehnte sich lässig in seinem Stuhl zurück. Schlank und braun gebrannt. Die Hände im Nacken verschränkt. Im Licht der Neonröhren glänzte sein Gesicht.
    Ihm gegenüber saß ein Kollege in Zivil. Die KK-11-Chefin stand am gekippten Fenster des Nachbarraums und blies den Rauch ihrer Zigarette nach draußen. Ein kleiner Lautsprecher neben der Scheibe übertrug ihre Stimme. »Was hat die alte Geschichte mit dem Mord zu tun?«
    Fred wandte den Kopf in Brunos Richtung. »Hey, Alter! Haben wir das ins Rollen gebracht, oder nicht?«
    Bruno ballte die Fäuste. Er rief sich zur Besinnung – der Kerl sah nichts als sein Spiegelbild.
    Fred deutete zum Fenster. »Steht er dahinter und guckt zu?«
    Er wartete die Antwort der Mordermittler nicht ab, stand auf und stützte seine Hände gegen die Ränder des Spiegels. Seine Stimme kam undeutlich, aber sein Gesicht war so nah, dass Bruno die Aknenarben sah, eine Schnittverletzung, die vom Rasieren stammte, Freds helle, blaue Augen.
    »Na, klar tust du das. Du hast immer gern zugeguckt.
    Hey, Bruno, erinnerst du dich an die Camargue? Als ich dir beigebracht habe, wie man vögelt?«
    »Setzen Sie sich!«, ermahnte Bach.
    »Hat er den Mord gestanden?«, fragte Bruno den langen Kriminalrat. Leise, als könnte der Kerl auf der anderen Seite des Fensters ihn sonst hören.
    Freds Stimme klang verzerrt. »Ich hoffe, du hast inzwischen deine Technik verbessert, Bruno. Man muss sich in das Schloss konzentrieren, nicht auf das Schloss!«
    Engel antwortete nicht auf Brunos Frage. Der Lange beobachtete den Nachbarraum, wo Fred wieder Platz nahm.
    Blondschopf Becker erklärte: »Deine Frau hat ihm ein Alibi gegeben. Zur tatkritischen Zeit waren sie in einem Restaurant. Wir prüfen das.«
    Fred redete mit Ela. »Er hat mich überall schlecht gemacht, nur weil ich die Träume verwirkliche, die Bruno selbst auch mal hatte. Weil ich es nicht nötig habe, mich an Leute zu klammern, die mir sagen, wo’s langgeht. Weil mein Daddy mich nicht verlassen hat, als ich klein war. Noch einmal langsam zum Mitmeißeln: Ich habe niemanden umgebracht und wüsste selbst gern, wer es war. Sie haben kein Recht, mich festzuhalten.«
    Ein Mann mit randloser Brille, der sich im Hintergrund gehalten hatte, räusperte sich. »Wir haben das auf Band?«
    Bruno fiel ein, dass sie miteinander studiert hatten – der farblose Brillenträger war tatsächlich Staatsanwalt geworden.
    »Auf Tonband und Video«, antwortete Thilo Becker.
    »Denken Sie, was er über Kommissar Wegmann gesagt hat, steht mit der Tat in Beziehung? Die Reise und all das?«
    Bruno zeigte der Scheibe den Mittelfinger. Er brüllte:

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