Ausgezählt
gefunden.
Auf dem Tisch stand ein Tablett mit Getränken – offenbar hatte Engel eine Auswahl bestellt, damit kein Kellner die Runde störte. Ein Treffen zu dritt, fernab der Festung – Bruno wurde klar, dass es nicht um seine Versetzung ging. Er hätte es sich denken können und war dennoch enttäuscht.
»Der ›Champion‹, so hat Ebi dich immer genannt«, sagte der KK-33-Chef. »Und auch im Dienst hast du stets nur beste Beurteilungen eingefahren, wie man hört. Dass du im Mordfall Klee die einzig brauchbare Spur gefunden hast, ist bemerkenswert. Wir werden ein großartiges Team abgeben, Wegmann.«
Bruno rang sich zu einem Lächeln durch.
»Kommen wir zur Sache«, warf Engel ein. »Ein pikanter Auftrag liegt vor, der rasch und behutsam zu erledigen ist. Die Landesregierung hat in der letzten Zeit keine gute Figur gemacht und der Wahlkampf im nächsten Jahr droht zur Schlammschlacht zu werden. Jetzt sind auch noch fatale Gerüchte aufgetaucht.« Der Lange sah erst Pommer an, dann Bruno. »Es geht um Gernot Hövel.«
»Den Leiter der Staatskanzlei?«, fragte Bruno.
»Richtig. Der Ministerpräsident und seine Partei sind hochgradig besorgt. Und Sie beide werden überprüfen, was an den Gerüchten dran ist.«
»Die da lauten?«
»Hövel sei kokainabhängig.«
»Einen stechenden Blick hat der Kerl tatsächlich«, bemerkte Pommer und zwinkerte wieder. Er schien sich prächtig zu amüsieren.
»Warum ermittelt das nicht die Drogenfahndung?«, wollte Bruno von Engel wissen.
»Unsere Auftraggeber wünschen keine offiziellen Ermittlungen. Die Untersuchung läuft ohne Wissen der Staatsanwaltschaft. Auf keinen Fall dürfen die Medien davon erfahren oder die Opposition. Die Regierung wäre ruiniert.«
Bruno lästerte: »Wäre das so schlimm?«
Pommer lachte.
Der Lange schob zwei dünne Mappen über den Tisch. »Das ist alles, was Sie wissen müssen. Es heißt, jemand wollte sein Wissen einer Zeitung verkaufen, doch der betreffende Chefredakteur fand den Mann nicht seriös genug. Vielleicht war es ein Dealer, von dem Hövel etwas gekauft hat, vielleicht ein Mitarbeiter, der etwas mitgekriegt hat.«
»Wir werden von Koksern regiert«, bemerkte Pommer. »Unglaublich, oder?«
»Vielleicht hat ihn auch nur ein Neider angeschwärzt, ein Konkurrent, ein Wichtigtuer. Vielleicht ein Strohmann der Opposition. Vielleicht ist gar nichts dran an dem Vorwurf. Das herauszufinden ist Ihre Aufgabe, und zwar bevor die Mär von Hövels angeblicher Drogensucht die Runde macht. Verlangt sind Fingerspitzengefühl und Diskretion. Wir bewegen uns in einer Grauzone. Offiziell handeln wir ohne Auftrag. Wenn die Sonderermittlung auffliegt, dann hat die Landesregierung damit nichts zu tun. Die Opposition würde unsere Aktion als Vertuschungsversuch interpretieren.«
Was sie auch ist, dachte Bruno.
»Sie suchen sich ein, zwei weitere Leute, die zuverlässig sind, und recherchieren im Drogenmilieu und in Hövels Umgebung. Wegmann leitet die Sonderermittlung und erstattet mir regelmäßig Bericht.«
Bruno war sprachlos. Wegmann leitet. Ihm wurde heiß in dem stickigen, holzverkleideten Hinterzimmer. Er bediente sich vom Tablett. Das Wasser schmeckte abgestanden.
Pommer ließ sich nichts anmerken. Er fragte: »An welche Zeitung hat sich die Petze denn gewandt?«
»Darüber liegen mir keine Informationen vor. Es geht nicht darum, die Medien unter Druck zu setzen, sondern Hövel gegebenenfalls aus dem Schussfeld zu ziehen. Kann ich mit Ihnen rechnen, meine Herren?«, fragte der Kriminalrat.
Die Figuren, um die es ging, kannte Bruno nur aus der Zeitung. Politik und Koks. Ein Sumpf von Intrigen. Dass er dabei einem Max Pommer Weisungen erteilen würde, war für Bruno die Überraschung des Tages.
Der Leiter des KK 33 ließ die Knöchel knacken. »Logisch. Mit Vergnügen.«
»Wegmann?«, fragte Engel.
Bruno nippte vom Wasser, um die Trockenheit in seinem Hals zu bekämpfen. »Werde ich vom Dienst in der Kriminalwache freigestellt?«
»Nein. Ich kann Ihren Vorgesetzten nicht einweihen.«
»Was wird außer unbezahlter Mehrarbeit für mich rausspringen?«
Pommer stieß Engel mit dem Ellbogen an. »Der Junge wird’s noch weit bringen.«
Der Lange ignorierte Ebis Schwager. »Der dritte Stern auf Ihrer Schulter. Kriminalhauptkommissar mit 32. Innerhalb weniger Monate zwei Dienstgrade nach oben. In der Geschichte der Düsseldorfer Polizei hat es das nicht oft gegeben.«
Bruno schluckte Wasser und schwieg.
»Was ist, Wegmann?«, fragte
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