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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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das, was ich gelernt habe. Den Menschen sagen, was sie hören wollen. Wussten Sie, dass ich die berühmte Rede des Ministerpräsidenten zur deutschen Einheit geschrieben habe? Seine bewegenden Worte, als sich der Beginn des Zweiten Weltkriegs zum fünfzigsten Mal jährte, waren auch von mir. Na ja, schon eine Weile her.«
    Sie bestellte sich Orange-Karotte. Bruno schloss sich an. Bille studierte das Foto. Sie vergoss ein paar Tränen für ihre verunglückte Freundin Maria. Und ein paar für ihre eigene Vergangenheit. Sie gab das Bild zurück. Die geknickte Ecke fehlte.
    »Maria hatte es nicht einfach, allein mit dem Jungen. Ich verschaffte ihr ab und zu einen Job. Damals konnte ich das noch. Marias Unfall hat mich ziemlich aus der Bahn geworfen.« Die Frau erinnerte sich an Heinz Klee. Sie hatte ihn in der Hütte im Bergischen zum ersten Mal gesehen. Auch die Feier war ihr noch gut im Gedächtnis.
    Zwei Dutzend Leute hatten in einem Restaurant bei Bergisch Gladbach zu Abend gegessen. Die meisten seien noch zur Hütte mitgekommen. Da es dort aber nur wenige Schlafmöglichkeiten gab, habe sich die Gesellschaft bald aufgelöst. Nur die fünf Personen auf dem Foto seien bis etwa drei Uhr geblieben. Der kleine Tobias habe im Nebenraum geschlummert, wo auch der Leibwächter Lemkes auf die Heimfahrt wartete. Ein Bulle mit schwarzem Pferdeschwanz sei in dieser Nacht im Dienst gewesen.
    Sie und Hövel hätten als Einzige in der Hütte übernachtet, die Gernots Vater gehörte. Weil Maria angetrunken gewesen sei, habe Bille die Freundin überreden wollen, ebenfalls zu bleiben.
    Maria Buchmüller sei seit zwei Monaten Lemkes Geliebte gewesen. Weil der Minister in jener Nacht noch nach Meerbusch wollte, sei Maria mit dem kleinen Tobias in ihr eigenes Auto gestiegen. Seit damals mache sie sich Vorwürfe, weil sie ihrer Freundin nicht einfach den Schlüssel abgenommen hatte, behauptete die ehemalige Redenschreiberin.
    »Klee haben Sie nicht wieder getroffen?«
    »Nur bei der Beerdigung von Maria. Er benahm sich unpassend.«
    »Inwiefern?«
    »Er hatte irgendeinen Zwist mit dem Minister und seiner Frau.«
    »Frau Lemke war dort? Auf der Beerdigung der Geliebten ihres Mannes?«
    »Sie triumphierte, weil sie ihren Minister jetzt ganz für sich hatte. Sie war die Unpassendste von allen.«
    »Und worum ging es in dem Streit?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Ich denke schon.«
    »Lemke hatte den Antiquitätenhändler mit irgendeiner Bemerkung auf die Palme gebracht. Es gab einen Wortwechsel, den ich nicht mitbekam. Dabei waren sie in der Hütte noch die besten Freunde gewesen.«
    »Bezog es sich auf den Unfall?«
    »Das kann ich nicht sagen. Mir ging es damals nicht besonders gut. Ich war in psychiatrischer Behandlung, wenn Sie’s genau wissen wollen.«
    »Was war Maria Buchmüller für ein Mensch?«
    »Zu stolz, um den Vater ihres Kinds zu heiraten. Lieber schlug sie sich als Halbtagssekretärin durch. Naiv genug, um zu glauben, dass Lemke sie zu seiner dritten Frau machen würde. Eine Frau mit Prinzipien, vielleicht auch mit Illusionen. Keine Schwindlerin.«
    »Wie Sie.«
    »Ich fürchte, ich bin nicht mehr so gut im Schwindeln wie früher.«
    »Das hat etwas Gutes.«
    »Wenn Sie meinen Saft bezahlen, lese ich Ihnen aus der Hand. Auf den Balearen habe ich mich jahrelang damit durchgeschlagen.«
    Bruno bezahlte auch so. Was er hören wollte, würde sie ihm nicht vorhersagen. So gute Schwindlerinnen gab es nicht.
     
    In einer Pizzeria unweit der Festung verdrückte er eine doppelte Portion Nudeln und spülte sie mit einer Flasche Wasser runter. Er dachte an eine Bemerkung der Mürrischen über ihre Exkollegin Bille: Warum lässt die Polizei sie nicht in Ruhe?
    Offenbar war gegen Sibylle Adam ermittelt worden. Das Handy schrillte. Es war Richie Seberich.
    »Max braucht unsere Hilfe.«
    »Was ist los?«
    »Kennst du die Tankstelle an der Vennhauser Allee?«
    »Ja.«
    »Kannst du in einer Viertelstunde da sein?«
    »Klar.«
    Bruno brach sofort auf.

47.
    Seberich wartete an der Einfahrt und zeigte ihm, wo er den Saab abstellen sollte. Mit einer so feierlichen Miene hatte Bruno das Walross noch nie gesehen.
    »Wo hast du deine Waffe?«, fragte Richie.
    »Was ist los?«
    »Wir werden erpresst. Ein Typ namens Ingenpass hat gedroht, er würde der Behörde alles über das Palumbo verraten, wenn wir nicht zehntausend Euro hinlegen. Wir müssen dem Kerl einen Denkzettel verabreichen. Wenn du einmal zahlst, kommt diese Ratte immer

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