Ausgezählt
lassen.«
Fünf Tage – Lara übertreibt, dachte Bruno. »Jetzt meint er, ich hätte ihn doch bespitzelt. Es hat mit dem Palumbo zu tun.«
»Unglaublich, der Kerl. Er hat seinen Beamtenjob riskiert. Als könne seine kleine Schwester nicht selbst mit ihren Problemen fertig werden.«
»Es gab diesen dreifachen Mord vor gut einer Woche. Eines der Opfer hat kurz vor der Tat mit Max telefoniert. Es ging um Minister Lemke. Das wusste ich zunächst nicht. Ich hatte nur die Nummer und hab das Palumbo observiert. Nachdem ich diesen jungen Taxifahrer sah, hab ich Lauffers Kriminalakte überprüft. Mit Engel hat das nichts zu tun. Trotzdem glaubt dein Bruder, ich hätte ihn ausspioniert.«
»Der Taxifahrer, ist das dieser Typ mit den schrecklichen Narben?«
»Du kennst den Jungen?«
»Er heißt Tobias, stimmt’s? Max behandelt ihn wie einen Sohn. Nein, wie einen zugelaufenen Hund, den man aufpäppelt, obwohl er einen in die Hand beißt. Als reiche es nicht, dass er dem Jungen das Leben gerettet hat.«
»Einen so schrecklichen Unfall steckt auch Max nicht einfach weg, nehm ich an.«
Für lange Sekunden war Stille im Raum. Bruno wurde bewusst, dass er keine Katastrophe erwähnen konnte, ohne dass Lara an Ebis Tod erinnert wurde.
Sie sagte: »Ich muss los. Es ist spät. Danke für die Pralinen, die du mir gebracht hast, als ich im Krankenhaus lag.«
»Ich würd mich gern für das Frühstück revanchieren. Morgen bin ich dran. Wie wär’s?«
Die Witwe zögerte. Dann umarmte sie ihn und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange. »Ich wünsch dir viel Erfolg. Lass dich nicht unterkriegen.«
Sie ging, ohne sein Frühstücksangebot anzunehmen. Sie hatte es allerdings auch nicht abgelehnt.
46.
Bruno quälte sich an den Geräten. Er hob, stemmte und drückte. Er schaffte nur vier Runden. Trotzdem fühlte er sich gut. Er war auf dem richtigen Weg.
Wilfried leistete ihm Gesellschaft. Der Co-Trainer machte sich an der neuen Maschine zu schaffen.
»Weißt du, Bruno, warum sie Janssen rausgeschmissen haben? Er hat ’nen Unfall gebaut und ’nem Kollegen den Fuß zerquetscht. Blöd gelaufen.« Er machte eine Trinkbewegung. »Zu viel Feuerwasser. Sag ihm aber nichts. Er meint, im Verein wüsste es keiner. Er ist völlig von der Rolle.«
Wilfried stellte Schrauben nach. »Taugt das Ding was?«
»Dem Muskelkater nach zu urteilen, bewirkt es eine Menge.«
»Weißt du, dass Janssen zweihundert Euro draufgetan hat, damit sich der Verein das Gerät anschaffen konnte? Aus seiner privaten Schatulle! Er klammert sich an deinen Kampf, als ging’s um die Deutsche Meisterschaft.«
Bruno duschte heiß, um die Muskeln zu entspannen. Er rieb die brennenden Partien mit Mobilat ein. Als er aus der Umkleide kam, rief Janssen nach ihm. Der Coach saß bei Berti Kelp, dem technischen Leiter, im Büro. Zwei alte Herren mit platter Nase, die Mühle spielten.
Janssen knöpfte Kelp einen weißen Stein ab und erklärte: »Ich hab’s ihm verboten, aber immer wieder geht er an die Maschinen.«
Bruno entgegnete: »Ich werde rechtzeitig vor dem Kampf damit aufhören. Aber bis dahin muss ich an Muskelgewicht zulegen.«
»Das Einzige, was du in den paar Tagen zulegen kannst, ist eine Speckschicht. Und die wird dich langsam machen.«
»Was soll ich tun? Alles hinwerfen? Ein Trainer sollte motivieren und nicht den Kampf mies machen.«
»Sechs Runden ohne Kopfschutz. Der Kampf ist ’ne Scheißidee, wenn du mich fragst. Dass der Landesverband so etwas zulässt, ist mir ein Rätsel.«
Vereinsrekordler Berti Kelp stimmte Janssen zu.
»Jetzt, wo der Verein wegen mir die neue Kraftmaschine gekauft hat, kann ich doch nicht aufgeben.«
»Mach dich nicht lustig. Ich hoffe, du überlebst den Kampf.«
Im Auto gab das Handy Alarm. Es war Thilo Becker.
»Entschuldige, dass ich nicht eher zurückgerufen habe. Du glaubst nicht, was für einen Stress ich hatte. Hast du gestern den Blitz gelesen?«
Hatte Bruno nicht.
»Erinnerst du dich an Alex Vogel, der in der Mordnacht Informationen von uns wollte? Jetzt hat er sich dafür gerächt, dass wir nichts verraten haben. Auf Seite eins suggeriert der Blitz, Manfred Klee sei der Anstifter und wir hätten ihn in fahrlässiger Weise nach Thailand ausreisen lassen. Den ganzen Tag hat uns der Staatsanwalt die Hölle heiß gemacht, dabei war es seine Entscheidung, dem Klee-Sohn den Flug zu erlauben, nachdem sein Alibi bestätigt war.«
Der Blondschopf verriet, dass das KK 11 nach wie vor keine heiße Spur
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