Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
weinen. Sie wollte nichts lieber als zu ihrem Vater.
***
Zu seinem großen Erstaunen bat Kati ihn in einer der vielen Nachrichten um den PIN-Code für sein Handy. Unter anderen Umständen hätte er diesen verweigert, aber erstens könnte Kati mit seinem Adressbuch und den in Deutsch geschriebenen Kommentaren eh nicht viel anfangen, zweitens vertraute er ihr inzwischen so sehr, dass er nicht lange überlegen musste.
Als sie spät abends nochmal – außerplanmäßig – in sein Zimmer kam und ihm frische Unterwäsche brachte, wusste Mark, dass sich eine Nachricht darin befinden würde, denn er hatte erst vor zwei Tagen sieben frisch gewaschene Unterhosen erhalten. Als er auf der Toilette saß und die handgeschriebene Nachricht las, fiel er fast von der Schüssel. Dort stand:
Diese SMS könnte von deiner Tochter sein. Ich fand sie in deinem Handy als letzte Nachricht, eingegangen vor 5 Tagen: Freue mich schon wahnsinnig auf unsere Reise. Muss dir viel erzählen, wenn wir von der Insel zurück sind. Big Hug J.
Jana unterschrieb immer mit J., und wer sonst hatte eine Reise mit ihm geplant? Aber was sollte das mit der Insel? Wenn ein Aufenthalt auf einer Insel geplant gewesen wäre, hätte Jana ihn doch mit Sicherheit informiert. Gewiss, sie war ein Teenager und sprunghaft, aber in solchen wichtigen Dingen war sie immer zuverlässig.
Allerdings könnte auch jeder andere die SMS geschrieben haben. Na ja, jeder nun doch nicht, man brauchte schon Deutschkenntnisse und vor allem seine Handy-Nummer. Und das Wissen, dass seine Tochter und er eine Reise planten. Falls es ein Entführer gewesen sein sollte, hätte er diese Informationen alle von ihr haben können. Aber warum kam dann keine Lösegeldforderung? Wenn es eine Entführung war, warum sollte dann jemand so tun, als käme die Nachricht von ihr? Vielleicht um einen M…, nein, diesen Gedanken wollte und durfte er nicht zu Ende denken. Er war sich nach dieser Nachricht sehr sicher, dass Jana noch am Leben war.
Kapitel 6
Seit Stunden wartete Jana nun schon darauf, dass Gary zurückkehrte. Er hätte wenigstens sagen können, wo er hinfährt und wann er zurück sein würde. Hatten sie das nicht vereinbart? Also zumindest hatte sie ihn darum gebeten. Am liebsten wäre sie auch einfach abgehauen. Aber sie hatte noch nicht mal einen Führerschein . Bis in die nächste Ortschaft dauerte es gut und gerne eine halbe Stunde – mit dem Wagen.
So blieb ihr nur das nervige Warten. Einzig Jacko, der treue Collie , war ihr geblieben.
» Na komm schon, Dicker, wir gehen spazieren, wenn die Sonne schon mal rausguckt. Auf uns wartet doch eh keiner. «
Jacko bellte kurz, wedelte mit dem Schwanz, er hatte scheinbar gegen ein wenig Bewegung nichts einzuwenden. Sie liefen schließlich um den gesamten See herum, was bequem in einer halben Stunde zu schaffen war.
In dieser Stunde grübelte Jana über die vergangenen Tage nach . Hatte sie nun überreagiert? Hatte er recht damit, dass sie undankbar war?
Vielleicht resultierten ihre Streitereien einfach daraus, dass sie nun ständig aufeinander hockten. In den vergangenen Monaten in Belfair war das nicht so gewesen. Sie hatten sich nach der Schule gesehen und das nicht mal jeden Tag. Am Wochenende unternahmen sie Dinge gemeinsam, waren auf Partys gegangen oder hatten sich ein Baseball spiel angesehen. Jana hatte aber immer das Gefühl gehabt, sich frei entscheiden zu können, was sie machen wollte. Hier war sie ihm irgendwie ausgeliefert, auf ihn angewiesen.
Zurück in der Blockhütte , versorgte sie erst mal Jacko mit frischem Futter und setzte sich dann auf das Bett. Es war zum verrückt werden, noch nicht mal ihre Lieblingslieder konnte sie hören, da sie weder ihr en Laptop dabei hatte, noch nicht mal das Handy hatte Saft. Sie schaltete den Radiowecker auf Musik , bekam aber nur einen Sender klar rein, der langweiligen Kram spielte. Sie schlug ihr Tagebuch auf und setzte ihr Frustschreiben vom frühen Morgen fort.
Der Hund fing an zu bellen , und sie hörte , wie sich ein Auto näherte. Jana öffnete die Tür und ging ihm entgegen.
» Kannst du mir mal sagen, wo du so lange warst? « , fauchte sie ihn an.
» `n paar Besorgungen machen « , antwortete er lapidar.
» Willst du mich verarschen? Erst knallst du mir eine und dann fährst du kommentarlos zum Einkaufen. Na danke. «
» Sorry, aber du hattest auch selb st schuld. «
» Ach, so ist das , jetzt bin ich auch noch schuld. Das wird ja immer besser. «
» Reg dich
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