Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
nicht so auf, ist doch nichts passiert. Trag lieber die Sachen rein. «
» Ich denk doch gar nicht dran. Ich will, dass wir von hier verschwinden , und zwar heute noch « , sagte Jana bestimmend und stemmte die Hände in ihre Hüften.
Garys Blick wurde düster, nahm wieder diese irren bedrohlichen Züge an, die sie auf der Fahrt ins Theater schon verstört hatten.
» Das geht nicht « , sagte er kühl.
» Wie, das geht nicht, was soll das heißen? «
Gary nahm zwei Einkaufstüten aus dem Auto und ging ins Haus.
» Ey – vielleicht redest du mal mit mir? «
Gary ging seelenruhig ins Haus und begann die Waren einzuräumen. Sie schrie ihn an:
» Warum geht das nicht? « Gary holte tief Luft:
» Das Ruder des Segelbootes hat einen Defekt. «
» Na und? Dann fahren wir eben mit der Fähre nach Seattle. «
» Nun beruhig dich doch mal. Ich habe das Ersatzteil schon bestellt. «
» Aha, danke , dass ich das auch mal erfahre. Und wann kommt dieses blöde Teil? «
» Müsste in ein paar Tagen da sein. «
» Und dann fahren wir? « , fragte Jana kritisch nach.
» Ja. «
So richtig zufrieden mit der Aussprache konnte Jana immer noch nicht sein, aber es zeigte ein Ende ihres Aufenthalts a n . So langsam ging ihr diese Wildnisnummer doch ziemlich auf die Nerven.
***
Täuschte sich Mark oder stellte sich immer mehr Vertrautheit und eine damit einhergehende Verbundenheit zu Kati Prescout ein? Sie schien wirklich einen Narren an ihm gefressen zu haben, wenn das Ganze von ihr nicht nur gespielt war, aber daran glaubte Mark nicht . Eine Verschwörung mit dem Wegschließen in einer Klapsmühle reichte ihm auch völlig.
Ein weiteres Gespräch mit dem Arzt hatte es noch gegeben. Aus Marks Sicht war es sogar recht vernünftig verlaufen. Er behandelte ihn halbwegs normal, jedenfalls erweckte er nicht den Anschein , als hielte er ihn für durchgeknallt. D i e richterliche Anhörung sollte in Seattle stattfinden, einen genauen Termin gab es zwar noch nicht, aber es würden einige Wochen , vielleicht sogar zwei oder drei Monate vergehen wegen der Überlastung der Gerichte in der Metropole. Vorher müsste ein unabhängiger Arzt ein Gutachten erstellen. Dazu würde er sich mit Mark in mehreren Sitzungen unterhalten müssen.
Mark wusste nicht so recht, ob er sich darüber freuen oder ärgern solle. Er hoffte, dass durch ein solches Gutachten bestätigt werden würde, dass er eindeutig nicht verrückt war. Auf der anderen Seite hatte er schon viel über amerikanische Gerichtsverfahren gehört und gelesen. Damit waren nicht die in den Spielfilmen gemeint, sondern die Promi-Prozesse. Die des Ex-Footballstars O. J. Simpson beispielsweise. Strafrechtlich wurde er von dem Vorwurf, seine Frau ermordet zu haben , freigesprochen. Zivilrechtlich musste er jedoch Schadenersatz leisten. Kurzum, er konnte und wollte sich nicht auf das Rechtssystem der USA verlassen. Er hatte aber nicht wirklich eine Alternative. Es sei denn, Kati würde ihm helfen.
Sie hatte ihm ja signalisiert, seine Zeit würde kommen. Wollte sie ihn damit nur ruhig stellen? Eher nicht, dachte Mark, dafür hatte diese Institution mit Sicherheit genügend Medikamente. Es ging ihm wie einem Kind an Weihnachten, inzwischen betrachtete er jeden Kontakt mit Kati als Geschenk. Fast jedes Mal spielte sie ihm nicht nur eine Nachricht zu, sondern munterte ihn manchmal nur auf: » Halte weiter durch « , » Du machst das bisher sehr gut « , oder » Ich glaube an dich. « Er hoffte bei je dem einz elnen Mal sehnlichst auf die ganz große Meldung , den Jackpot. Die Hoffnung auf diese eine Nachricht hielt ihn am Leben.
Die letzte n Zeilen hatte Mark kurz vor dem Schlafengehen von ihr erhalten. Genauer gesagt hatte er nur noch fünf Minuten Zeit, diese Nachricht zu lesen, bis das Licht automatisch ausgeschaltet wurde, jeden Abend um 22 Uhr.
Als er die Mitteilung noch schnell auf der Kloschüssel sitzend las, konnte er nicht schlafen, die ganze Nacht nicht.
***
Wenn sie doch nur selbst etwas tun könnte, um schneller abzureisen. Inzwischen benahm sich Gary immer kälter zu ihr – gefühlskalt war wohl der richtige Ausdruck. Er sprach wenig, ignorierte sie, wo er nur konnte, verschwand in die Wildnis , ohne was zu sagen , und tauchte plötzlich wieder auf. Jana wurde auch das Gefühl nicht los, das s er, auch wenn er mal nicht da war, sie ständig beobachtete .
Die erste Woche hatte sie in sehr schöner Erinnerung , gerade die Ankunft mit dem Segelboot und das Beobachten der
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