Ausradiert: Thriller (German Edition)
Seine Büroadresse ist ein Schließfach in Long Beach.«
»Mehr als den Vornamen weiß ich nicht«, sagte Nick.
»Deshalb habe ich ihn gebeten, herzukommen«, sagte Juwan. »Müsste jeden Moment hier sein.«
»Was hast du ihm erzählt?«
»Nur, dass ich ihn gern kennenlernen würde«, sagte Juwan.
»Demnach glaubt er, du hättest Arbeit für ihn?«
»Wenn er einen guten Eindruck macht.«
Ein Mann in Lederjacke trat ein, das Haar glatt nach hinten gekämmt, ungefähr dreißig. Nick konnte sich nicht an ihn erinnern. Der Mann ließ den Blick durch die Bar wandern, dann noch einmal. Nur zwei Tische waren besetzt, an einem saßen Geschäftsfrauen, am anderen sie.
»Er hat sich für den falschen Beruf entschieden«, meinte Juwan, während er den Arm hob. »So viel wissen wir schon.«
Der Mann kam herüber. Er hatte einen forschen, muskelbepackten Gang, obwohl er nicht besonders muskulös war. »Mr. Barnes?«, fragte er, an Nick gewandt, an den Weißen, ohne das geringste Anzeichen des Wiedererkennens; fast mit Sicherheit der falsche Rui.
»Das ist Mr. Barnes«, erwiderte Nick.
»Oh«, sagte der Mann. »Rui Santiago. Nett, Sie kennenzulernen.« Er streckte die Hand aus. Juwan schüttelte sie, aber seine Augen hatten sich auf eine Weise verengt, die Nick von früher kannte; Rui Santiago würde keinen Job kriegen.
»Das ist mein Partner«, erklärte Juwan auf Nick weisend. »Er hat ein paar Fragen an Sie.«
Rui Santiago lächelte Nick breit und selbstsicher an. »Schießen Sie los!«
»Setzen Sie sich«, forderte Nick ihn auf. »Möchten Sie etwas trinken?«
»Ist das eine der Fragen?«, sagte Rui Santiago.
»Witzig«, sagte Juwan.
Vielleicht glaubte Rui Santiago, er würde es so meinen. Er bestellte sich umgehend einen Martini und bat darum, das Schütteldings gleich bei ihm stehenzulassen. Während er darauf wartete, sah er sich in der Bar um, bemerkte: »Nette Hütte haben Sie hier.«
Auf dem Rücken von Juwans kräftiger Hand pulsierte eine Ader.
»Sagt Ihnen der Name Deej etwas?«, fragte Nick.
»Deej? Wie schreibt man das?«
Nick buchstabierte.
»Nein.«
»Oder vielleicht D. J.?«
»Klar«, sagte Rui. »Legt Platten auf.«
»Ich meinte eine Person mit dem Namen D. J.«
»Kapiert – D. J. ist diese Deej-Person«, antwortete Rui. »Nein.«
»Wie steht es mit Amanda? Sind Sie im Verlauf Ihrer Arbeit mal über eine Amanda gestolpert?«
Er schüttelte den Kopf, beugte sich vertraulich vor. »Jetzt, wo Sie es erwähnen«, sagte er, »die Geschäfte laufen in letzter Zeit ein wenig schleppend. Wie ist es bei euch, Jungs?«
»Schneckig«, erwiderte Juwan.
»Hä?«, sagte Rui Santiago.
»Würden Sie kurz Ihre Jacke ablegen?«, bat Nick.
Rui Santiago zog die Jacke aus. Er pumpte seine Brust auf, vermutlich in dem Glauben, sie würden seine Körperkraft beurteilen wollen. Er trug ein schwarzes T-Shirt; keine Tätowierungen auf den nackten Armen.
»Keine Tätowierungen«, sagte Nick überrascht. Nicht, dass er auch nur die geringste Hoffnung hegte, dies könnte der richtige Rui sein, aber er hatte ihn als jemanden mit Tätowierungen eingeschätzt.
»Nicht mein Stil«, erklärte Rui Santiago. »Mein Körper ist mein Tempel.«
»Wir melden uns bei Ihnen«, sagte Juwan.
Nachdem er gegangen war, bestellte Juwan eine zweite Runde. »Wir hatten viel Spaß in Huntington Park«, meinte er.
»Ja«, sagte Nick.
»Mit dem Alter wird man zynisch.«
»Bei mir ist es genau andersrum«, sagte Nick, eine Bemerkung, die ihm wie von selbst entschlüpfte und irgendwie wahr klang. Juwan sah ihn an, wartete darauf, dass er fortfuhr, aber Nick konnte nichts erklären, hatte es nicht durchdacht. Es ging um Hoffnung, Hoffnung als Antriebsstoff des Lebens, eine Bemerkung, die letzten Endes irgendwie dumm klingen würde.
Juwan steckte einen Finger in seinen Drink und rührte die Eiswürfel um. »Was ich dich fragen wollte«, sagte er. »Hast du das Mädchen gefunden?«
Nick senkte sein Glas. Woher wusste Juwan von Amanda. »Mädchen?«, fragte er.
»Nach der du gesucht hast, als du das letzte Mal hier warst«, erklärte Juwan. »Das Mädchen von dem Hostessendienst. Candyland. Ich hab nachgeguckt, die sind groß.«
Candyland? Als er letztes Mal hier war? »Hieß sie Amanda?«, fragte Nick mit erhobener Stimme.
»Ich weiß gar nicht, ob du ihren Namen überhaupt erwähnt hast«, erwiderte Juwan. Er wirkte verwirrt. »Aber du kennst ihren Namen doch, oder? Wieso dieser ganze Wirbel um Namen?«
»Wann war
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