Ausradiert: Thriller (German Edition)
heftiger. »Du willst, dass ich gehe?«
»Keine Eile«, sagte Nick. »Trink in Ruhe aus.«
Amandas Griff um das Täschchen wurde fester. »Das Geld ist für die erste Stunde, egal, wie lange es dauert.«
»Du hast es verdient.«
»Wie?«
Nick trank einen Schluck, antwortete nicht.
»Bist du ein Bulle oder so?«, fragte Amanda.
»Sehe ich wie ein Bulle aus?«
Sie musterte ihn. »Ich weiß nicht. Bullen sind meistens massiger.« Sie kippte den Rest ihres Zombies in einem Zug. Nick brachte sie zur Tür. Seine Hand lag auf dem Knauf, die Tür hatte sich vier oder fünf Zentimeter geöffnet, als sie zögerte und sich zu ihm umdrehte. »Du wirst dich nicht beim Büro beschweren oder so?«
»Warum sollte ich das tun?«
»Weil du nicht auf deine Kosten gekommen bist«, sagte Amanda.
»Mach dir keine Gedanken«, beruhigte sie Nick. »Genieß die Freizeit.«
»Das ist nett von dir.«
Er hatte es so gemeint.
Ihr Gesicht wurde weich. »Du siehst eigentlich gar nicht übel aus.« Sie beugte sich vor, ließ ihre Finger wieder durch seine Haare gleiten, die Wirkung wieder elektrisierend. »Wie wäre es mit ein bisschen Handarbeit, ehe ich verschwinde?«, bot sie an. »Dauert keine Minute.«
Ein seltsames Angebot, beinah verführerisch und doch gleichzeitig unschuldig. Der Türknauf in Nicks Hand drehte sich. Billie trat ein, seinen dunkelblauen Anzug auf einem Bügel.
»Billie – Amanda«, stellte Nick vor.
»Ich wollte gerade gehen«, sagte Amanda.
»Meinetwegen nicht«, sagte Billie.
Amanda kapierte nicht ganz. Sie winkte zum Abschied – eine winzige kreisende Bewegung – und eilte auf die andere Straßenseite, wo sie in einen parkenden Wagen stieg. Der Fahrer, ein Mann mit Hängebacken, der auf einem Zahnstocher herumkaute, sah sie nicht an und sagte kein Wort, ließ einfach nur den Wagen an und fuhr davon.
Nick schloss die Tür.
»Wie ich sehe, geht es dir besser«, sagte Billie.
Nick drehte sich zu ihr um. Wie oft im Leben hatte sein Herz angesichts eines anderen menschlichen Wesens einen Satz gemacht? Nicht annähernd oft genug, aber jetzt war es so.
»Hier ist dein Jackett«, sagte Billie.
»Was immer du auch gehört hast«, sagte er. »Ich habe nur eine potenzielle Zeugin befragt.«
»Es gibt viele Bezeichnungen dafür«, sagte Billie.
»Hör auf, Billie.« Nick nahm sie in die Arme. Sie widersetzte sich, aber nur einen Augenblick oder zwei. Er küsste sie, und sie erwiderte den Kuss. Die Welt wurde sehr klein. Eins führte auf denkbar normale Weise zum anderen, abgesehen davon, dass Nick im Schlafzimmer das unheimliche Gefühl überkam, ihre Vitalität würde irgendwie durch die Hautbarriere in ihn atmen.
Sie lagen im Bett, Billies Kopf auf seiner Brust. Er spürte, wie ihre Lippen sich bewegten.
»Wir haben nicht über Rasse gesprochen«, sagte sie.
»Ich bin der Große Ku-Klux-Klan-Zauberer«, sagte er.
Nun spürte er ihre Zähne. Sie biss ihn, gerade so fest, dass es schmerzte.
»Für mich ist das nicht wichtig«, sagte Nick. »War es nie und ist es jetzt erst recht nicht.«
»Eine Menge weiße Menschen behaupten, es wäre nicht wichtig«, sagte Billie. »Schwarze Menschen tun das nie.«
»Zum Teufel mit allen«, sagte Nick.
Schweigen folgte. Er konnte spüren, wie sie nachdachte, ihr Hirn nur ein oder zwei Zoll von seinem Herzen entfernt. »Einige weiße Typen haben eine Vorliebe für schwarze Frauen«, sagte sie.
»Ich nicht.«
»Meine Hautfarbe ist also nicht Teil der Attraktion?«
Sie drehte den Kopf ein wenig, ihre Haare, wellig, anders, strichen über seine Brust. »Das würde ich nicht sagen. Sie steht nur nicht besonders weit oben auf der Liste.«
»Was steht oben auf der Liste?«
»Fragen wie diese.«
»Was noch?«
»Nur eine Enthüllung pro Tag«, sagte Nick.
Sie umfasste ihn, schüttelte ihn ein wenig. »Darüber sollten wir drei abstimmen.« Sie hatten eine Dreiersitzung.
Hinterher konnte Nick kaum die Augen offen halten. Billie wollte reden.
»Erzähl mir von dieser potenziellen Zeugin.«
Nick sprach niemals über laufende Ermittlungen; jetzt wollte er es. Er versuchte, die Fakten zu ordnen, aber er ermüdete, und sie entglitten ihm ständig. »Es geht darum, Lücken zu füllen«, sagte er. »In der Hauptsache geht es darum, ich glaube, ich habe nach jemandem namens Amanda gesucht, als …«
»Als du den Anfall hattest?«
»Ja.« Es war besser, es auszusprechen. »Als ich den Anfall hatte.«
»Warum hast du nach ihr gesucht?«
»Das weiß ich
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