Ausradiert: Thriller (German Edition)
das?«, fragte Nick.
»Wann war was?«
»Wann war ich hier, verdammt noch mal.«
Juwan lehnte sich zurück.
Nick beugte sich vor, legte seine Hand auf Juwans, etwas, das er nie zuvor getan hatte. »Mein Gedächtnis ist noch nicht ganz in Ordnung, Juwan. Von Freitag, dem zwölften September, bis Sonntag, den vierzehnten, besteht es fast ausschließlich aus Lücken.«
Juwan zog seine Hand nicht zurück; Nick spürte das Pulsieren der dicken Ader. Juwan würde noch lange leben. »Es war der Abend, an dem das Canning-Urteil gesprochen wurde«, sagte Juwan, »demnach muss es Freitag gewesen sein. Du hast jemanden in unserem Hotel überprüft.«
»Einen Kunden von ihr?«
»Das habe ich angenommen.«
»Kannst du mir den Namen besorgen?«
»Ich kann es versuchen«, sagte Juwan und stand auf.
Sie gingen in sein Büro. Juwan setzte sich ein paar Minuten an den PC. »Ich glaube, es war dieser Typ«, sagte er. »Er hatte Zimmer 219.« Er reichte Nick einen Ausdruck.
James C. McMurray, VP Chemcom, Saint Paul; mit Privat- und Büronummer und den Adressen.
James McMurray. »Seine Füße waren nackt«, sagte Nick, der den Mann plötzlich in allen Einzelheiten vor sich sah. Ein vertrauter Geschmack breitete sich in seinem Mund aus. Was war es? Cashewkerne. »Er trug einen Anzug, aber seine Füße waren nackt.«
»Wir haben hier alles an Perversen, was du dir vorstellen kannst«, meinte Juwan, aber Nick, auf dem Weg zur Tür, hörte ihn kaum. »Wo willst du hin?«
»Zum Flughafen.« Er konnte vor Mitternacht in Saint Paul sein.
»Warum versuchst du es nicht als Erstes bei Candyland?«, schlug Juwan vor.
»Wozu?«
Juwan wirkte überrascht. »Um herauszufinden, ob es dort eine Amanda gibt.«
Eine wesentlich bessere Idee. Warum hatte er nicht selbst daran gedacht? Nick kam wieder herein.
»Dein Bein ist okay?«, fragte Juwan.
20
C andyland-Begleitservice. Was kann ich für Sie tun?«
Nick hatte so etwas noch nie getan – wie jeder Mann behaupten würde, doch in seinem Fall stimmte es –, aber er wusste, wie man es anfing. »Ich möchte ein Treffen für heute Abend arrangieren, so gegen neun«, sagte er. »Mit Amanda, falls sie verfügbar ist.«
»Amanda? Wenn Sie bitte warten würden?« Nick saß am Küchentisch und lauschte der Warteschleifenmusik – »Like a Virgin« – und wusste, dass das Geschäft in guten Händen lag. Er wartete, begann daran zu zweifeln, dass es bei Candyland eine Amanda gab, als die Empfangsdame sich wieder meldete. »Amanda um neun, alles arrangiert.«
Während er auf sie wartete, durchsuchte Nick noch einmal sein Haus nach dem Notizbuch und dem Umschlag mit der Liste der Dinge, an die er sich erinnern musste, konnte jedoch weder das eine noch das andere finden. Wann hatte er sie zuletzt gesehen? Er ging geistig zurück zu dem Moment, an dem er sich auf der Straße von Billie verabschiedete, gefolgt vom Aufräumen der Scherben vom Einbruch. Danach hatte er in seinem Notizbuch eine Liste gemacht, etwas getrunken, auf dem Umschlag eine weitere Liste angefangen. Einige Punkte auf den beiden Listen überschnitten sich – zum Beispiel Volleyball und CD – und andere nicht. Wie zum Beispiel? Motorrad – das erschien nur auf dem Umschlag. Motorrad deshalb, weil er glaubte, nach dem Einbruch eines gehört zu haben. Und es gab einen neuen Gedanken in Bezug auf Motorräder, etwas wichtiges, knapp unter der Oberfläche in einem Schacht seines Verstandes, aber er konnte ihn nicht erreichen.
Er hatte diese Listen gemacht. Und dann? Schlaf. So viel gottverdammter Schlaf, wie eine Ouvertüre zum Tod, die nicht enden wollte. Elaine war erschienen, in schwarzem Minikleid mit glitzernder Halskette, auf dem Weg zu einer Spendengala in der Loyola Marymount. Danach noch mehr Schlaf, gefolgt von einer Googlesuche nach der Desert High. Irgendwann zwischendrin hatte er das Notizbuch und den Umschlag verlegt.
Vielleicht fand er einen anderen Zugang. Nick zeichnete drei Quadrate auf ein Blatt Papier, schrieb Freitag, Samstag und Sonntag darüber, teilte sie in Tag und Nacht auf. Freitags gegen 14:45 hatte er in dem Prozess gegen Canning den Zeugenstand erklommen. Von der Videoaufzeichnung wusste er –
Jemand klopfte an die Tür. Nick griff nach dem Volleyball, ging in die Diele, öffnete. Auf der Schwelle stand eine junge Frau. Sie trug einen winzigen Rock, ein winziges Top und hohe Absätze, mit denen sie trotzdem noch kleiner war als eine durchschnittliche Volleyballspielerin; in ihrem Nabel
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