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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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war – das ist so cool.«
    »Verrat’s mir.«
    »Bei einem Empty-Box-Konzert. Sie sind beide totale Fans. Ich hab sie auch von Amanda. Was gerade läuft, ist von Empty Box.«
    Retard, retard.
    Beth reichte ihm die CD-Hülle: Empty Box, Retards Picnic, mit dem Bild eines brennenden Picknickkorbs auf dem Cover, die gleiche wie die, die er in seinem Wagen entdeckt hatte. Warum hatte er sie nicht durchgehört? Musik, Bilder, Gerüche: Sie konnten das Gedächtnis aktivieren.
    »Was war denn an ihrem Treffen so schicksalhaft?«
    »Schicksalhaft?«, sagte Beth. »Sie wissen schon – es sollte so sein.«
    »Inwiefern?«
    »Als wären sie zwei Bergleute, das hat Amanda gesagt. Sie ist echt klug. Zwei Bergarbeiter, die in getrennten – wie nennt man die noch?«
    »Schächte?«
    »Schächten graben. Und dann, eines Tages, hauen sie irgendwelche Felsen weg und sind zusammen.«
    »Wonach haben sie gesucht?«
    »Gesucht?«
    »Unten in der Mine?«
    »Sie hat nicht gesagt, sie hätten nach etwas gesucht. Es ist eine Metapher.«
    Eine Metapher, die Nick sehr gut verstand: Er war ebenfalls unten in der Mine, arbeitete in einem dritten Schacht. Er hatte eine Klientin – Liza Rummel. Er hatte einen Auftrag – Amanda zu finden. Jetzt, nur um sich zu vergewissern, sagte er: »Ich nehme an, Liza Rummel ist Amandas Mutter.«
    Beth warf ihm einen raschen Seitenblick zu. »Sie versuchen mich reinzulegen«, sagte sie.
    »Wie meinst du das?«
    »Indem Sie mir immer wieder dieselben Fragen stellen, wie in den Krimiserien, bis der Verdächtige einen Fehler macht und etwas sagt, das nicht stimmt, und dann legen sie ihm Handschellen an.« Beth sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
    »Ich versuche nicht, dich reinzulegen.«
    »Warum fragen Sie dann, wenn Sie die Antwort kennen?« Ihre Stimme wurde ein wenig schrill. »Ich habe Ihnen doch gesagt, dass ihre leibliche Mutter ermordet wurde.« Schweigen. »Warum sehen Sie mich so an?«
    Nick war sich nicht bewusst, dass er sie überhaupt anschaute. Ihre leibliche Mutter wurde ermordet? Wieder spürte er diesen Druck im Kopf, den Druck einer Erinnerung, die versuchte – ja, wie ein Bergmann nach einem Erdrutsch – sich durch einen verschütteten Gang zu quetschen.
    »Ach scheiße«, sagte Beth. Sie stand hastig auf. »Mir ist schlecht.« Und lief ins Haus, die Hand auf den Mund gepresst.
    Auf ihrer Sonnenliege lagen ein weiterer Joint und eine Schachtel Streichhölzer, vielleicht waren sie ihr aus der Tasche gerutscht. Wann hatte Nick zum letzten Mal Pot geraucht? Wahrscheinlich bei einem Abendspaziergang mit Kathleen am Strand, damals, in ihrer Anfangszeit. Plötzlich verspürte er ein starkes Verlangen, diesen hier zu rauchen. Ein Klischee – Krebsopfer und Gras –, was kein Grund war, es auszulassen. Nick zündete ihn an, inhalierte tief.
    Beinah umgehend fühlte sich sein Körper anders an – leichter, aufrechter, im Einklang mit sich selbst. Ihm wurde bewusst, dass er unter permanenten Schmerzen gelitten hatte, Schmerzen, die nun verstrahlten. Und während sie das taten, quetschte sich jene letzte Erinnerung ins Freie, eine Erinnerung an den Klang seiner eigenen Stimme: Es ist ein ungelöster Fall. Der Tod von Amandas leiblicher Mutter war ein ungelöster Fall. Und irgendwie hatte dieser Fall –
    »He!« Beth war zurück. Er hatte sie nicht kommen hören. »Sie rauchen Dope.«
    »Ich habe eine Genehmigung«, sagte Nick.
    Sie starrte ihn mit großen Augen an. »Ich habe noch nie einen Erwachsenen Dope rauchen sehen.«
    »Hast du vor damit aufzuhören, wenn du volljährig wirst?«, fragte Nick. Er klopfte auf ihre Liege. Sie setzte sich. Er hatte ihre Aufmerksamkeit. »Irgendeine Vorstellung, wo Liza und Amanda hin sind?«, fragte er. »Oder warum sie so plötzlich aufbrachen?«
    »Nein«, erwiderte Beth. »Und ich habe meine eigenen Probleme, falls das von Interesse ist.«
    »Wie zum Beispiel?«
    Sie versuchte ihm in die Augen zu schauen, konnte es nicht. Und jetzt flossen die Tränen, nicht in Strömen, eher in einer Art hoffnungsloser Flut. »Ich bin schwanger«, sagte sie.
    »Wie schwanger?«
    »Wie weit? Ich weiß nicht. Vielleicht im vierten Monat. Ich hab einen Test gemacht.«
    »Wissen deine Eltern Bescheid?«
    »Es gibt keine Eltern, nur meine Mutter. Sie bringt mich um.«
    »Meinst du das wörtlich?«
    »Nein. Aber sie wird einfach … Ich mag gar nicht daran denken.«
    Nick verstand, wusste beinah, wie es war, sie zu sein, konfrontiert mit der

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