Ausradiert: Thriller (German Edition)
furchterregendsten Sache, die das Leben ihr in den Weg warf, und dabei so jung; ebenso wusste er, dass es wenig im Vergleich zu dem war, was das Leben an angsteinflößendem zu bieten hatte. »Du musst ihr eine Chance geben«, sagte er.
»Was für eine Chance?«
»Die Chance, für dich da zu sein.«
»Was, wenn sie die gar nicht will?«, fragte Beth, deren Stimme sich zu einem Heulen steigerte. »O Gott, die Zeit läuft mir davon. Schauen Sie.« Sie zog den Saum ihres Sweatshirts hoch, entblößte ihren Bauch, leicht gerundet, fest: über dessen Nabel ein roter Schmetterling tätowiert war. Dieser Schmetterling, warum … Beth ließ das Sweatshirt fallen. »Was, wenn sie die nicht will?«
Nick gab ihr seine Karte. »Dann rufst du mich an«, sagte er. »Ich kenne jemanden, der dann hilft. Alles kann gut werden.«
»Kann es das?«
»Ja.«
»Versprochen?«, fragte Beth.
Versprochen. Sie war ein Kind. »Ich verspreche es«, sagte Nick.
»Oh, ich danke Ihnen.« Sie wischte sich die Tränen mit dem Ärmel ab und las die Karte. »Ich kann Sie nicht bezahlen oder so.«
»Das geht in Ordnung«, sagte Nick. »Ich nehme ein oder zwei Joints, falls du sie entbehren kannst.«
Wenn Amanda Rummel nicht für den Candyland-Begleitservice arbeitete, wer dann? Musste Liza sein. Falscher Schacht, richtige Richtung. Aus dem Auto rief Nick bei Candyland an, um eine Verabredung mit Liza zu arrangieren.
»Bei uns gibt es keine Liza«, sagte die Empfangsdame. »Wir haben eine Loretta, eine Lateesha und eine Lexi, alle sehr attraktiv.«
»Hatten Sie eine Liza?«
Schweigen.
»Liza Rummel«, sagte Nick. »Im September.«
»Solche Informationen geben wir nicht heraus. Firmenpolitik.«
»Es ist wichtig«, sagte Nick.
Klick.
Sein Telefon klingelte umgehend.
»Nick? Elaine. Wie geht’s dir?«
»Prima.«
»Wie fühlst du dich?«
»Immer besser.«
»Gut. Du hast mir letztes Mal ein bisschen Sorgen gemacht.«
»Letztes Mal?«
Zögern. »Kannst du dich nicht erinnern, dass ich vorbeigekommen bin? Du hattest Nasenbluten.«
»Ach ja. Das war nichts.«
»Du hast ein wenig müde gewirkt.«
»Jetzt bin ich hellwach.«
Sie lachte. »Klingt ganz danach. Arbeitest du?«
»Ja.«
»Schön, das zu hören. Falls ich etwas für dich tun kann, sag einfach Bescheid.«
Ihre Stimme klang warm, entgegenkommend, beinah süß; sie klang kaum nach ihr. Ihm kam ein entmutigender Gedanke: Hatte sie irgendwie von der Diagnose erfahren und versuchte nun ihr Bestes, ihm ihr Mitgefühl zu zeigen? Er wollte das nicht. Außerdem verabscheute er es, um Hilfe zu bitten. Aber wen konnte er eher fragen als Elaine? »Es gibt da was«, sagte Nick. »Wen könnte ich bei der Sitte ansprechen?«
»Das hängt vom Thema ab.«
»Hostessendienste.«
»Es geht dir besser«, stellte Elaine fest. »Worum geht’s?«
»Ich brauche die Geschäftsadresse einer Organisation namens Candyland.«
»Darüber müsste es eine Akte geben«, meinte Elaine. »Ich melde mich gleich wieder.«
»Danke«, sagte Nick. »Aber du brauchst nicht selbst –«
»Ist mir ein Vergnügen.«
Elaine rief fünf Minuten später zurück. »Eine Frau namens Sylvia Bondini betreibt ihn von ihrem Wohnhaus aus.« Sie gab ihm eine Adresse in Malibu. »Zehn zu eins, dass sie dir ein Gratisdate anbietet.«
Sylvia Bondini wohnte auf einem Hügelkamm an der Saddle Peak Road, siebenhundert Meter über dem Smog. Eine steile Zufahrt wand sich durch felsiges Gelände und mündete auf einen Parkplatz zwischen der Garage – größer als Nicks Haus – und dem Haus selbst, einem mehrstöckigen Stapel, der in alle Richtungen wucherte. Nick kam wieder einmal ruckelnd zum Stillstand, stieg aus dem Wagen. Der Ozean, aus dieser Höhe eine flache Stahlplatte, erstreckte sich bis Catalina und darüber hinaus. Nick atmete ein, roch Kiefern und Eukalyptus. Das war Leben.
»Haben Sie sich verfahren?«
Nick schaute hoch. Eine Frau stand auf einem der Balkone zwei oder drei Stockwerke über ihm, eine Gartenschere in der Hand. Sie war groß, mit einem wilden schwarzen Lockenkopf, schwere Goldwürfel baumelten von ihren Ohren fast bis zu den Schultern hinab. »Ich glaube nicht«, erwiderte Nick. »Ich suche Sylvia Bondini.«
Sie schnitt einer Pflanze den Blütenkopf ab. »Und wer sind Sie?«
»Nick Petrov.« Er hielt seine Zulassung hoch. »Ich bin Privatdetektiv.«
»Wirklich.«
»Sind Sie Sylvia Bondini?«
»Und wenn ich es bin?«
»Sie können mir helfen.«
»Ich wüsste nicht, wie.«
»Es geht
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