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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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dem Bett in Betsy Matsus Gästezimmer gefunden hatte. Was war sie anderes als ein Artefakt aus dem Fall Reasoner, das im Fall Amanda auftauchte? Eine Überschneidung, die er absolut nicht begriff. Und diese beiden Gräber, in denen die Särge vermutlich nur wenige Fuß voneinander entfernt ruhten: War dies eine zweite Überschneidung? Ihm kam ein anderer Gedanke, einer, der ihn selbst ein wenig überflügelte: Wie lange mochte es dauern, bis das Holz der Särge verrottete und geschäftige Organismen und Erdbeben ihre Arbeit taten, die beiden Skelette und Gebisse miteinander vermischten, die beiden Fälle für immer vereinten? Ein roter Tropfen landete auf der abgerundeten Kante von Lara Deems Grabstein, dann ein weiterer. Seine Nase blutete. Dieses furchtbare Gefühl des Fallens, als stürze er von einem Dach: Nick spürte es wieder.
    In der Nähe ertönte ein Quietschen. Nick sah sich um, erblickte einen alten Mann, der eine Schubkarre voll Grassoden den Pfad entlangschob. Er blieb bei dem Erdhaufen neben George Rummels offenem Grab stehen.
    »Wo sind die Jungs hin?«, fragte er mit tiefer, grollender Stimme; ja, mit Grabesstimme. Einen verrückten Augenblick lang glaubte Nick, er würde eine dieser nicht zu beantwortenden Fragen stellen; warum all diese Goldjungs und -mädels als Schornsteinfeger zu Staub werden mussten; aber dann fügte der alte Mann hinzu: »Um das Loch zuzuschaufeln.«
    Die Totengräber. »Sie waren eben noch hier«, antwortete Nick.
    Der alte Mann wirkte empört. Er kletterte in den Schaufelbagger, machte es sich auf dem Sitz bequem, schob eine Schaufel voll Erde in das Loch, dann mehr, verfüllte es rasch und glättete es mit einer Kante der Schaufel. Er kletterte hinunter und begann, die Soden abzuladen.
    »Soll ich Ihnen dabei helfen?«, fragte Nick.
    Der alte Mann hielt inne, starrte ihn an; sein Gesicht frisch, aber die Augen die eines langjährigen Trinkers. »Sie wollen mit den Soden helfen?«, fragte er.
    »Klar.«
    »Hab Trauernde schon allen möglichen Scheiß tun sehn«, sagte der alte Mann. »Aber mit den Soden geholfen hat noch keiner.«
    Nick half ihm mit den Soden.
    »Hab schon viel Scheiße gesehen«, sagte der Mann, möglicherweise zu sich selbst, während sie die Grasstreifen ausrollten und dabei eine kleine Stelle für den Grabstein freiließen.
    »Sind Sie schon lange hier?«, fragte Nick.
    »Seit dem zweiundzwanzigsten November 1963«, antwortete der alte Mann. »Seit dem Tag, an dem sie JFK erschossen. Deshalb kann ich’s mir leicht merken.« Er drückte die Streifen mit den Füßen fest. »Mitgekriegt, wie ich ›sie‹ gesagt habe, ›sie haben JFK erschossen‹?«
    Nick wollte sich nicht darauf einlassen. Er wies auf die Reihen der Gräber. »Wissen Sie von einigen dieser Leute, wer sie waren?«
    »Von jedem einzigen Einzelnen«, sagte der alte Mann. »Soll ich Sie rumführen?«
    »Wie steht’s mit ihr?«, fragte Nick und zeigte auf Lara Deems’ Grabstein.
    »Das ist nicht schwer«, meinte der alte Mann. »Warum gehen wir nicht in den alten Teil bei der Pforte, dort können Sie mich was Schweres fragen.«
    »Sie zuerst.«
    Der alte Mann zuckte die Achseln. »Dieses Stück hier, von hier, wo ich zeige, bis zu den Blumen, ist George Rummels Familiengrab. Das da ist seine Frau, auf seiner anderen Seite.« Auf dem Stein stand: CYNTHIA LOUISE RUMMEL, RIP. »Und diese hier, Lara, das ist seine Tochter.«
    »Wann ist sie gestorben?«
    »Vor zehn, zwölf Jahren. Sie zog runter nach L. A., wurde von einem dieser Serienmörder umgebracht.«
    Verbindung. Die Metapher von den beiden Bergleuten, die sich tief unter der Erde treffen. Nick begann ihre Macht zu spüren. »Welcher Serienmörder?«, fragte er.
    »Wer weiß? Die gibt’s unten in L. A. doch im Dutzend billiger.«
    »War es Gerald Reasoner?«
    »Im Dutzend billiger«, wiederholte der alte Mann.
    »Hatte Lara Geschwister?«, fragte Nick.
    »Eine Schwester, wenn ich mich nicht irre«, antwortete der alte Mann. »Meistens erfahre ich es, wenn sie hier landen.«
    »Wie heißt diese Schwester?«
    »Fing auch mit L an, wenn ich mich nicht schon wieder irre. Lisa vielleicht? Liza? Ich würde auf Liza wetten, wenn ich wetten würde. Was ich tue.« Der alte Mann zog ein Tuch aus der Tasche und hielt es ihm hin. »Wissen Sie, dass Ihre Nase blutet?«
    Nick nahm das mit einem Bild von Bob Marley geschmückte, nicht besonders saubere Tuch und tupfte seine Nase ab. Kaum noch Blut, keinen zweiten Gedanken wert.
    »Bereit für die

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