Außer Atem - Panic Snap
Ansicht der Ärzte hinter mir hatte.
Als er die Hand auf meinen Arm legt, zucke ich ein wenig zusammen und klammere mich an die Balustrade. Er sieht mich mit einem seltsam fragenden Blick an, sagt aber nichts. Dann beugt er sich herab und streicht mit den Lippen leicht über meine nackte Schulter.
»Doch, ich habe etwas dagegen«, sagt er. »Ich habe dir nicht die Erlaubnis erteilt, dir meine Bilder anzusehen.« Er lässt die Hand an meinem Arm hinuntergleiten, zieht sein Jackett aus und legt es auf die antike Truhe.
»Entschuldige«, sage ich. »Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass dir das nicht Recht sein könnte.« Nach kurzem Zögern füge ich hinzu: »Aber da ich sie ja nun schon angesehen habe, darf ich dich etwas fragen?«
»Nur zu.«
Ich möchte ihn über das junge Mädchen ausfragen, doch das wage ich nicht. Er hatte das Bild vor mir versteckt. Stattdessen sage ich: »Sie sind alle so dunkel, so düster, dass...« Ich stocke. Ich weiß nicht, wie ich mich ausdrücken soll.
James geht zum Tisch. Langsam blättert er die Bilder durch, die seitlich am Tisch lehnen; seine Stirn ist leicht gerunzelt.
Ich sage: »Sie sind... beunruhigend.«
»Ja.« Er nickt abwehrend und sieht sich die nächste Leinwand an.
»Es erweckt den Eindruck, als ob du besessen wärst von...« Ich halte inne. »Vom Makabren«, sage ich und füge hinzu: »von Gewalt.«
»Stimmt genau«, sagt er, ohne jedoch aufzublicken.
Als er nichts weiter sagt, frage ich: »Magst du deshalb dieses...« Ich zögere. Offenbar habe ich heute Abend Probleme, ganze Sätze von mir zu geben. »...dieses Auspeitschen?«
Er lacht leise, lehnt den Stapel Leinwände wieder gegen den Tisch und sieht mich an. »Das ist eine schwierige Frage.«
Ich warte auf eine weitere Äußerung, doch sie bleibt aus.
»Ich glaube, ich verstehe das nicht«, sage ich.
»Ich weiß. Er kommt zu mir und sagt: »Aber irgendwann wirst du es verstehen.« Dann nimmt er mich bei der Hand und führt mich zur anderen Seite des Dachgeschosses hinüber. Er schiebt sein Jackett beiseite, setzt sich auf die Truhe und zieht mich auf seine Knie. Ich mag nicht schon wieder wie ein kleines Kind auf seinem Schoß sitzen.
»Bald«, ergänzt er.
Ich höre eine Drohung aus seinen Worten heraus – weiß allerdings nicht, ob das in seiner Absicht liegt. Ich sehe ihn an, sehe ihm in die ruhigen grünen Augen, in denen keine Unsicherheit zu entdecken ist. Ich betrachte seine Haut, die aus so großer Nähe körnig wirkt, seinen Stoppelbart. Und dabei bin ich mir sehr intensiv seiner Anziehungskraft bewusst und seiner Hand auf meiner Taille.
»Ich kann es nicht leiden, wenn jemand in meinem Haus herumschnüffelt«, sagt er.
»Ich habe nicht...«
Er legt mir die Finger auf den Mund und bringt mich zum Schweigen. »Habe ich gesagt, dass du dir meine Bilder ansehen kannst?«
»Nein. Aber...«
Wieder unterbricht er mich, und er wechselt das Thema: »Was ist mit dem Foto auf meinem Schreibtisch passiert, dem von Gina und mir?«
Ich sehe ihn verwirrt an, so als ob ich nicht verstehe, was er meint, doch mein Herz schlägt so heftig, das ich es beinahe hören kann.
»Lüg nicht«, sagt er drohend.
Ich weiß nicht, was ich sagen soll.
Er legt eine Hand auf mein Bein, auf den Oberschenkel. Die Bissspuren von letzter Woche sind verheilt; jetzt habe ich Angst, er könnte das noch mal machen.
»An dem Tag, an dem du hier nach der Servierplatte gesucht hast«, sagt er, »habe ich festgestellt, dass das Glas im Bilderrahmen einen Riss hat. Und eine Weile später war der Riss plötzlich auf wundersame Weise verschwunden.«
Noch immer sage ich nichts. Mein Herz schlägt wie wild.
»Also?«, fragt er und wartet.
»Darüber weiß ich nichts«, sage ich schließlich und zucke die Achseln. »Du hast doch eine Putzfrau. Vielleicht hat sie es zerbrochen und hatte Angst, es dir zu sagen. Vielleicht hat sie es heimlich ausgetauscht.«
James schüttelt den Kopf. Er macht mir ein Zeichen, dass ich mich von seinem Schoß erheben soll. Dann steht auch er auf. »Ich gehe duschen«, sagt er. »Es dauert nicht lange.«
Ich nicke, erleichtert, dass er die Sache mit dem zerbrochenen Glas nicht weiter verfolgt. Ich sehe zu, wie er sein Hemd aufknöpft und es aufs Bett wirft, wie er Schuhe und Socken abstreift.
Er dreht sich zu mir um, und ich lächele, doch seine Miene ist streng, und er sagt: »Ich habe dich gebeten, mich nicht anzulügen. Es wäre einfacher für dich gewesen, wenn du die Wahrheit
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