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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Koppold
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erraten?“ Nils lächelte.
    „Es ist die einzige Rolle, bei der Sie nicht schauspielern müssen.“
    „Wollten Sie witzig sein oder einfach nur gemein?“
    „Ich wollte witzig sein. Ist es mir nicht gelungen?“ Ich verzog meine Mundwinkel ebenfalls nach oben.
    „Ich muss mich wahrscheinlich noch an ihren Humor gewöhnen. Und wenn dieser Stau noch länger dauert, habe ich dazu wohl noch eine ganze Weile Zeit.“
    Während der Verkehr auf den letzten Metern zumindest noch stockend voran ging, war er nun endgültig zum Stillstand gekommen.
    „Oh nein“, stöhnte ich. „Ich habe es doch eilig.“ Ich ließ meinen Kopf kurz auf das Lenkrad fallen.
    Nils kramte währenddessen seine Zigaretten aus seiner Jeans heraus.
    „Unterstehen Sie sich zu rauchen!“
    „Ich mache das Fenster auf.“
    „Nein.“ Streng wies ich mit dem Zeigefinger auf den Rauchen Verboten-Aufkleber, der sich in der rechten unteren Ecke der Windschutzscheibe befand.
    „Dieses Zeichen sagt, dass man im Auto nicht rauchen darf.“
    „Ich rauche auch nicht im Auto. Ich rauche aus dem Auto heraus.“ Seine Hand legte sich an den Fensteröffner.
    „Das ist das gleiche. Sie sitzen schließlich mit der Zigarette im Auto.“
    „Halten Sie sich immer an die Vorschriften?“
    „Immer.“
    Nils’ Gesicht verzog sich geringschätzig.
    „Das macht das Leben unglaublich viel einfacher“, fügte ich hinzu.
    „Aber auch unglaublich viel langweiliger.“
    „Das sehe ich ein wenig anders … Ach, das gibt es doch nicht.“ Wütend schlug ich mit beiden Händen auf das Lenkrad. „Warum geht es nicht weiter? Und warum hat dieses blöde Radio keinen Empfang?“ Ich drückte wie wild auf ein paar Knöpfen herum, erntete aber nur ein paar armselige Störgeräusche.
    „Wollen Sie die Verkehrsnachrichten hören?“
    „Ja, will ich.“ Ich hämmerte weiter verbissen auf das Radio ein.
    „Beruhigen Sie sich! Ich schaue nach, wie lang der Stau ist.“
    „Wo denn?“
    „Auf meinem iPhone.“ Er zerrte ein schwarzes Handy aus seiner Lederjacke heraus. „Und wenn Sie mit der Zeit gehen und sich ein neueres Gerät anschaffen würden, könnten Sie es selbst herausfinden.“ Mitleidig zeigte er auf mein altes Nokia, das in der Mittelkonsole vor uns lag.
    Dann begann er auf seinem Handys herumzudrücken. Fasziniert beobachtete ich ihn, denn das ominöse iPhone hatte keine Tasten, sondern nur ein gläsernes Display. Besaß Fee nicht auch so ein Ding?
    Bereits nach kurzer Zeit hatte Nils herausgefunden, was er wissen wollte: Wegen eines Murenabgangs war die A22 auf unbestimmte Zeit gesperrt.
    „Oh Gott!“ Ich ließ meinen Kopf erneut auf das Lenkrad sinken.
    „Versuchen Sie das Ganze doch ein wenig lockerer zu sehen! Auf der Autobahn geht in nächster Zeit wahrscheinlich sowieso nichts vorwärts. Ich lade Sie auf eine Tasse Kaffee ein.
    „Haben Sie eine Thermoskanne dabei?“
    „Nein. Aber das hier.“ Er hielt sein Handy in die Höhe. „Und dieses Wundergerät sagt mir, dass in einem Kilometer eine Autobahnraststätte kommt. Los! Fahren Sie raus auf den Standstreifen.“
    Ich sah ihn zweifelnd an. „Das ist verboten. Der Streifen muss für Rettungsfahrzeuge frei bleiben.“
    „Dann müssen Sie eben schnell sein. Jetzt machen Sie schon!“
    Zögernd ließ ich das Auto an und fuhr langsam aus der Schlange heraus auf den Standstreifen. Ich schämte mich furchtbar, als ich in die entrüsteten Gesichter links von mir sah. Also drückte ich das Gaspedal durch und hielt den Kopf stur geradeaus gerichtet. Tatsächlich! Schon nach wenigen Minuten parkte ich den Wagen vor einer Autobahnraststätte, auf deren Dach ein großes gelbes M zu sehen war und die einen beeindruckenden Blick auf die vor uns liegende schneebedeckte Gebirgskette bot.
    Nils drückte mir einen 50-Euroschein in die Hand.
    „Bringen Sie mir eine Tasse Kaffee und ein Big Mac Menü mit Pommes frites und einer Cola mit. Ich warte dort drüben.“ Er zeigte auf einen Spielplatz.
    Irritiert schaute ich auf den Geldschein.
    „Kommen Sie nicht mit?“
    „Nein. Ich möchte in Ruhe essen.“
    „Aber in der Raststätte scheint überhaupt nichts los zu sein.“
    Herablassend schaute er mich an. Und plötzlich verstand ich. „Sie haben Angst, von Ihren Fans belästigt zu werden.“
    „Genau.“
    „Das ist albern. Sie sind weder Angela Merkel noch der Papst. Mir waren sie vor unserer gemeinsamen Fahrt schließlich auch kein Begriff.“
    „Sie besitzen auch ein Nokia-Handy von 1990.“
    „Es ist

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