Aussteigerin aus Versehen (German Edition)
noch zwei Katzenbabys zu versorgen und das war immer noch reichlich Arbeit. Das eine Kätzchen war fast ganz grau, das andere grau-weiß. Beide sahen für mich nach Kater aus und so nannte ich sie Carlos und Luka. Am dritten Tag meiner Pflege bekam Luka Durchfall und wurde ganz schlapp. Sofort fragte ich Ulf um Rat, denn mein Ex ist von Beruf Tierarzt.
Er meinte: „Da kannst du nicht viel machen und nur hoffen, dass er es von selber schafft. Wenn von den vier Welpen zwei durchkommen, dann ist das schon ein großes Glück.“
Katzenbabys bekommen in den ersten vierundzwanzig Stunden von ihrer Mutter eine besondere Art von Muttermilch. Diese brauchen sie, um Abwehrkräfte gegen alles Mögliche zu bilden. Meinen beiden blieb diese Milch versagt, da ihre Mutter sie im Stich gelassen hatte. Und so waren sie eben anfälliger als normale Kätzchen. Den ganzen Tag trug ich den kleinen Luka mit mir rum, flößte ihm immer wieder Milch ein. Doch er wurde trotzdem zunehmend schwächer und schließlich hörte sein kleines Herz auf zu Schlagen. Ich fühlte mich so hilflos. Traurig saß ich da mit dem toten kleinen Wesen auf meiner Hand und weinte über die Ungerechtigkeit dieser Welt. Luka bekam ein schönes Grab in meinem Wald und ich trauere ihm heute noch manchmal nach. Auch im Tierheim ist eines der anderen beiden gestorben. Das hat mich zwar traurig gemacht, aber auch mein Gewissen ein wenig beruhigt. Wenn in so kompetenten Händen unter ärztlicher Aufsicht nur eines von zwei Katzenbabys durchkommt, dann brauche ich mich nicht zu schämen, dass auch bei mir nur eines überlebt hat. Mir wurde auch seitens des Tierheims damals schon gesagt, dass es ein Wunder sei, wenn überhaupt eines der Babys durchkommt.
Fortan hatte ich also nur noch ein Katzenbaby zu versorgen. Und das alle zwei Stunden. Ich richtete mir meinen Schlafplatz im Wohnzimmer auf dem Sofa ein und wohnte nun dort die nächsten Wochen. Das Bett musste ich in dieser Zeit unbedingt meiden! Schon der Gedanke daran ließ meine Augen vor Müdigkeit zufallen. Am schlimmsten war es in der Nacht – wenn dann, kaum war ich mal für einen Moment eingeschlafen, unbarmherzig der Wecker klingelte. Schlaftrunken schnappte ich mir die Nuckelflasche und stolperte in die Küche. Pulver mit warmen Wasser mischen, schütteln, zurückstolpern und Kätzchen füttern. Dann musste der Bauch massiert werden, bis das kleine Wesen sich endlich entleerte. Nachts erschien mir das Procedere endlos lange.
Aber diese Momente waren auch schön. So ein winziges kleines Wesen in der Hand zu halten … da geht einem wirklich das Herz auf. Und als die kleine Püppi dann zum ersten Mal ihre Augen öffnete – diesen Moment werde ich wohl nie vergessen. Nach einiger Zeit entdeckte ich: Der Carlos war eine Caroline. Und die kleine Caro machte sich prächtig. Sie wuchs schnell und hatte allerlei Schabernack im Kopf. Bald brauchte sie nur noch alle drei Stunden ihre Flasche … dann alle vier Stunden … und irgendwann traute ich mich sogar wieder in mein Bett.
Ich bin noch heute stolz auf mich, dass ich es wirklich geschafft habe diese Zeit durchzustehen. Und es hat sich gelohnt. Aus Caro ist eine wunderschöne, liebe Katze geworden, die mir immer wieder viel Freude bereitet. Die anstrengende und schlaflose Zeit ist schon lange vergessen.
Und dann kam Lucky
Ich muss gestehen: So ganz alleine war ich bei der Aufzucht von Caro doch nicht. Ich hatte einen Helfer, meinen Hund Lucky. Lucky war ein riesiger schwarzer Hund. Eine Mischung aus Altdeutschem Schäferhund und Neufundländer. Beeindruckend groß, aber lammfromm. Er war einfach bei mir gelandet, wie eigentlich fast alle meine Tiere. Und das kam so:
Ulf, mein bereits erwähnte Ex-Freund, kümmerte sich um eine kranke, alte Dame. Frau Schulze war zwar schon alt, aber dafür noch fit in Körper und Geist. Ihr Mann war vor kurzer Zeit gestorben und sie lebte seitdem mit Dackel Paul alleine in einem großen Haus. Dackel Paul war ebenfalls schon sehr sehr alt und eines Tages verließ auch er sie. Alleine in diesem großen Haus ... bei dem Gedanken fühlte sich Frau Schulze gar nicht wohl. Sie wollte unbedingt wieder einen Hund haben. Ulf ist ein gutmütiger Mensch und so machte er sich auf und suchte nach einem vierbeinigen Rentner, der zu Frau Schulze passte. Es hat Wochen gedauert, bis er endlich den richtigen Hund fand. Verständlicherweise hatten die meisten Tierheime ein Problem damit einer fünfundachtzig Jahre alten Frau einen Hund zu
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