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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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wiedererstehen lassen. Mit der Zeit würde ihr Vater dann vielleicht doch noch einmal über Laneys Pläne für eine Samenzucht nachdenken. Kate drückte Nells Hand.
    »Komm«, sagte sie. Dann führte Kate, während sie einen kurzen Blick zum Dachgeschoss hinaufwarf, Nell im Dämmerlicht den Pfad entlang zum Haus zurück. Dort zogen sie ihre Stiefel aus, legten ihre Mäntel und ihre Hüte ab und betraten dann Annabelles creme- und pfirsichfarbene Welt.
    Annabelle schälte gerade, an der Spüle stehend, hektisch Kartoffeln. Henry stand mit müdem Gesicht am Ende des Küchentischs. Seine Haare, die sonst immer ordentlich gekämmt waren, standen in alle Richtungen ab, da er während der Arbeit in der Scheune immer wieder mit seinen lanolinüberzogenen Fingern durch seine Frisur gefahren war. Kate war sich sofort bewusst, dass zwischen den beiden eine höchst angespannte Stimmung herrschte. Dennoch ließ sie sich nicht entmutigen.
    »Nell und ich haben gerade einen kleinen Spaziergang zum Gemüsegarten gemacht und gesehen, dass der hintere Zaun zum Teil nicht mehr da ist. Was ist passiert? Ist er umgefallen?«
    Annabelle drehte sich zu ihr und Nell um. Kate sah die Bitterkeit in ihrem Gesicht, bevor sie diese mit einem künstlichen Lächeln erstickte.
    »Umgefallen? Nein. Wir haben ihn abgerissen.«
    »Warum denn das?«
    »Also«, begann Annabelle ruhig, »diesen Garten braucht doch kein Mensch mehr.« Sie zog ihre Spülhandschuhe aus, ging zum Küchenschrank hinüber und öffnete eine Schublade. »Dein Vater und ich haben dafür andere Pläne. Nell wird begeistert sein. Schau her.«

    Sie nahm einen Ordner aus der Schublade und legte ihn auf den Tisch. Dann schob sie einen ihrer langen Fingernägel unter den Aktendeckel, öffnete den Ordner und faltete ein Blatt mit Skizzen auseinander. Während sie auf das Blatt Papier zeigte, sagte sie: »Das sind sie. Unsere neuen Pläne. Hier ein Swimmingpool, dort ein Tennisplatz und dazwischen eine gepflasterte Terrasse als Aufenthaltsbereich. Was hältst du davon? Eine großartige Idee, nicht wahr? Natürlich können wir das Ganze nur Schritt für Schritt umsetzen. Zuerst einmal müssen wir das Gelände einebnen. Der Pool kommt als Letztes, damit wir nicht zu viel Geld auf einmal ausgeben müssen. Schließlich weiß ich, dass die Ertragslage in der Landwirtschaft momentan nicht die beste ist.«
    Kate konnte nicht glauben, was sie da hörte. Im dunklen Fernsehzimmer hinter ihnen demonstrierte Amy ihr völliges Desinteresse. Ihr war anscheinend auch die Auseinandersetzung, die Henry und Annabelle zuvor gehabt hatten, vollkommen entgangen, genauso wie ihr jetzt die Bombe entging, die Annabelle soeben Kate gegenüber hatte platzen lassen. Sie wackelte im Takt zu ihrer Musik mit dem Kopf und pulverisierte dazu ein paar Drachen auf dem Bildschirm. Das Licht des Fernsehers flackerte unheilvoll über die Wände und die Möbel, um sich dann in der hell erleuchteten Küche aufzulösen.
    Henry sah Kate an. Ein schuldbewusster Ausdruck lag dabei auf seinem Gesicht. Kate hatte das Gefühl, gleich zu explodieren. Nell zuliebe blieb sie jedoch ganz ruhig, als sie eine Banane aus dem Obstkorb nahm und mit leiser Stimme sagte: »Hier, Nell. Geh doch bitte zu Amy und setz dich in Opas großen Sessel. Du kannst noch diese Banane hier essen, bevor du zu Bett gehst.« Sie nahm Nells Hand, setzte die Kleine in den Sessel und kam dann wieder in die Küche. Dann schloss sie die Falttür hinter sich. Es würde nur wenige Minuten dauern, Annabelle diesen Zahn zu ziehen. Sie beugte sich über die Pläne, betrachtete die ordentlichen, geometrischen Linien, die eingezeichneten, ornamentalen Blumenbeete und die achteckige Pergola. Dann sah sie Annabelle an.
    »Warum zum Teufel brauchst du einen Swimmingpool, wenn du
einen ganzen verdammten Strand direkt vor der Tür hast?« Sie machte dabei mit einem Arm eine ausladende Geste in Richtung der Bucht.
    »Kate«, warnte ihr Vater.
    »Du kannst doch nicht allen Ernstes zulassen, dass sie so etwas mit unserem Garten macht«, sagte Kate mit vor Zorn funkelnden Augen. Henry drehte sich um und nahm ein Glas aus dem Schrank. Dann ging er zur Spüle hinüber und drehte den Hahn auf. Die Rohre schepperten. »Dad?«
    »Henry und ich haben das bereits ausführlich besprochen«, sagte Annabelle. »Dieses Stück Land ist schon längst kein Garten mehr, Kate. Du bist ja schließlich ziemlich lange weg gewesen.«
    Plötzlich spürte Kate, dass in ihrem Inneren irgendetwas

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