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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen und setzte ihr strahlendstes Lächeln auf.
    »Na ja, dann nehm ich mir eben noch eins für unterwegs mit«, sagte sie, nahm sich eine kleine Bierflasche und steckte sie in eine Flaschenhalterung. Dann drehte sie sich zu Nell um. »Willst du mit mir zusammen auf dem Pferd reiten?«
    »Au ja!« Nell stieg von ihrem kleinen Plastikmotorrad und folgte ihr.
    »Wir sehn uns«, sagte Nick. »Ich räume hier nur noch auf, und dann bin ich auch schon weg.«
    »Ja, dann tschüs«, sagte Kate und bemühte sich dabei, fröhlich zu wirken. »Und vielen Dank noch mal.«

    Sie wusste, dass es töricht war, von Nick zu träumen, so wie sie das die vergangenen Tage getan hatte. Sie hatte Felicity gegenüber ein schlechtes Gewissen, und sie war sich unsicherer denn je, ob sie Nick die Wahrheit über Nell sagen sollte.

    Kate saß im Sattel, die Arme um Nell geschlungen. Sie trottete hinter der Herde frisch geschorener Schafe her, die auf dem Weg immer wieder hungrig am Gras zupften. Grumpy lief hinter ihnen her. Seine hellrosa Zunge hing ihm aus dem Maul.
    Die Pfosten des Weidezaunes warfen lange Schatten auf den Zufahrtsweg von Bronty. Die untergehende Sonne wärmte Kates Rücken. Nell lehnte sich an ihre Brust. Zwei Rotkehlchen flogen vor ihnen hin und her über den Weg, ließen dabei von Zeit zu Zeit flüchtige Tupfen aus schillerndem Rot auf den Pfostenspitzen aufleuchten.
    Kate beugte sich ein Stück nach vorn und küsste Nell auf den Scheitel. Sie freute sich darüber, endlich wieder zu Hause zu sein, und sie war dankbar für die schöne Woche, die hinter ihr lag. Es waren Augenblicke wie dieser, weit weg von der täglichen Plackerei, die darin bestand, Betten zu beziehen, Wäsche zu waschen, Essen zu machen und mit einem Kleinkind herumzudiskutieren, in denen Kate es genoss, Mutter zu sein. Ihr wurde bewusst, dass sie an ihrer Situation um nichts auf der Welt etwas ändern wollte. Sie hatte endlich akzeptiert, dass Nell ein Teil ihres Lebens war. Kate wusste, dass es ihr jetzt nicht mehr schwerfallen würde, darauf zu verzichten, sich ständig zu betrinken und irgendwelche Männer aufzureißen. Sie und Nell waren jetzt auf Bronty, das war alles, was zählte. Hier fühlte Kate sich stark genug, um nicht nur sich selbst, sondern auch Nell vor allem zu beschützen, egal womit das Leben sie noch konfrontieren würde.
    Wills Tod hatte ihr auf schockierende Weise bewusst gemacht, wie kostbar das Leben war. Wie kostbar Nell war. Und jetzt, da sie wusste, was für ein wunderbarer Mensch Nick war und dass Nell zur Hälfte seine Gene in sich trug, erschien ihr ihre kleine Tochter umso bemerkenswerter. Ihr unbeschwertes, offenes Wesen war für sie damit jetzt genauso erklärbar wie ihre Freundlichkeit. Kate erkannte jetzt
die Charakterzüge zweier Menschen in ihrer Tochter. Sie wusste jetzt, was das Erbe ihres Vaters war.
    Kate wünschte sich, sie könnte die Fehler der Vergangenheit ungeschehen machen. Vielleicht hätte sie es Nick schon viel früher sagen sollen. Vielleicht hätte sie einfach nach Hause kommen und ihm seine Tochter vorstellen sollen. Als Nell noch ein Baby war, hatte es Zeiten gegeben, in denen Kate sich vollkommen allein und verlassen gefühlt hatte. Wenn Nell einfach nicht mehr zu schreien aufgehört hatte, hatte Kate sie oft angebrüllt, sie solle endlich ruhig sein. Sie erinnerte sich daran, dass sie im Kinderzimmer in einer Ecke auf dem Boden gekauert hatte, genauso heulend wie ihr Baby. Sie hatte sich gefragt, warum ihr Leben so enden musste. Nell hatte brüllend in ihrem Kinderbettchen gelegen, das rosa Gesicht vor Anstrengung verzerrt, während sich die Tränen in ihren Ohren gesammelt und das Laken durchnässt hatten. Ihre kleine rosige Zunge hatte beim Schreien vibriert, und ihr zahnloser Mund war zu einem schwarzen O aufgerissen. Kate hatte auf dem Boden gesessen und sich, vom Stress und Schlafentzug zermürbt, die Haare gerauft, und sich verzweifelt gewünscht, dass sie doch abgetrieben hätte. Dann hatte sie sich voller Reue aufgerappelt, hatte Nell aus ihrem Bettchen genommen und sie an sich gedrückt. Sowohl die Erschöpfung wie auch die Angst, dieses winzige Wesen zu enttäuschen, hatten Kate in diesen Tagen, in denen sie so verzweifelt war, beinahe in den Wahnsinn getrieben. Während Nells ersten Lebensjahrs hatte Kate ständig das Gefühl gehabt, als würde sie sich durch einen dichten Nebel bewegen. Jetzt jedoch sah sie, zu welch einem bemerkenswerten

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