Australien 01 - Wo der Wind singt
wirklich nicht
leicht. Er ist in einer Zwickmühle: Auf der einen Seite stehst du, seine Tochter, und auf der anderen Annabelle, seine Frau.«
»So schwer wäre es doch nun aber auch wieder nicht gewesen, oder?«, sagte Kate. »Es seine Tochter wenigstens versuchen zu lassen?«
»Das mag sein. Aber das Problem ist, dass Will nicht mehr da ist, der dich immer gebremst hat, wenn du mal wieder durchgedreht bist. Dein Vater fühlt sich von dir in die Ecke gedrängt, Kate. Und dann liegt Annabelle deinem Dad bestimmt die ganze Zeit in den Ohren, dass sie für dich und Nell keinen Platz hat. Vergiss nicht, wie sehr diese Frau ihn an der Kandare hat. Du weißt, wie beeinflussbar ein einsamer Mann ist. Das hier wird immer gegen das da gewinnen.« Sie zeigte auf ihren Schritt und dann auf ihren Kopf. Kate schnaubte. »Sieh dir Dave an«, sagte Janie und winkte in seine Richtung. »Er ist Wachs in meinen Händen, wenn ich erst einmal das da zu fassen bekommen habe.« Janie zeigte wieder auf ihren Schritt. Dave warf Janie einen sowohl amüsierten wie auch beleidigten Blick zu.
»Entschuldige, Schatz. Das war ein Witz«, sagte sie zu ihm, bevor sie fortfuhr. »Denk drüber nach, Kate. Du kommst wieder hierher, siehst genau wie deine Mutter aus und hast außerdem noch ein unglaublich süßes Kind im Schlepptau. All das muss seine Aufmerksamkeit von ihr ablenken. Das Ganze kann doch nur in die Hose gehen. Allein deine Anwesenheit muss Annabelle ein Dorn im Auge sein, also wird sie alles daransetzen, eine Situation schaffen, bei der du nicht gewinnen kannst. Und bei alledem kann dein Dad nur mehr oder weniger hilflos zusehen. Der arme Kerl hat nicht die geringste Chance, etwas dagegen zu tun. Sie würde ihm den Arsch aufreißen, wenn er auch nur ein Mal für dich Partei ergreifen sollte.«
»Von wegen armer Kerl. Er wollte doch einfach nur jemanden zum Bumsen. Also hat er das erste Flittchen aufgerissen, das ihm über den Weg gelaufen ist. Warum musste es ausgerechnet diese blöde Kuh sein? Sie hat mit dem Haus angefangen. Jetzt ist der Garten dran. Als Nächstes wird sie sich den Rest der Farm unter den Nagel reißen. Sie sieht die Farm nur als wertvolles Grundstück am Meer und nicht als unser Zuhause. Da bin ich mir absolut sicher.«
Janie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück.
»Neeeeein«, sang sie.
»Neeein«, echote Dave, der sich jetzt an den Tisch gesetzt hatte und weitere Taschentücher bereithielt. »So weit würde sie nicht gehen«, fügte er hinzu. »Sie liebt Bronty. Oder etwa nicht?«
Seine Frage hing noch in der Luft, als Nell, die im Zimmer der Zwillinge untergebracht war, zu weinen begann. Kate sprang auf, um zu ihr zu gehen und sie zu beruhigen, bevor sie Jasmine und Brendan weckte.
»Arme Nellie«, sagte Kate beschämt. »Ich hätte vor ihr nicht so ausrasten dürfen.«
In dem dunklen Zimmer legte Kate sich dann neben Nell, während sie dem leisen Atmen der Zwillinge lauschte, die in ihren Bettchen auf der anderen Seite des Zimmers schliefen.
Sie strich Nell übers Haar, und ihre Tochter schmiegte ihr Gesicht in die warme Kuhle zwischen ihrem Kinn und ihrer Brust. Kate küsste Nell auf den Scheitel.
»Mami tut das alles so leid. Es tut ihr so leid.«
Später brachte Janie Kate, die jetzt wieder auf der Couch saß, einen Becher mit heißer Schokolade. Kate starrte den Dampf an, der aus der Tasse aufstieg. Er stieg auf, und schon war er verschwunden. Genau wie sich ihre Träume von Bronty in Luft aufgelöst hatten.
»Danke«, sagte sie zu Janie. »Es tut mir wirklich leid, dass ich dir so viele Umstände mache.«
»He«, sagte Janie, »so habe ich wenigstens die Chance, all das wiedergutzumachen, was meine Mutter versäumt hat. Dave meint, ich würde die ganze Welt bemuttern, wenn ich das könnte. Du solltest mich mal mit einem verwaisten Lamm erleben. Du würdest es nicht glauben.«
»Also, ich weiß deine Fürsorge zu schätzen, Janie. Wirklich.« Kate prostete ihr mit dem Becher zu. »Warme Milch. Du bist wirklich wunderbar. «
Janie lächelte bescheiden. Dann saßen sie eine Weile stumm da, während Kate ihre Schokolade trank.
»Hast du schon daran gedacht, Maureen zu bitten, einmal mit deinem Vater zu reden?«, schlug Janie vor. »Sie könnte doch vermitteln. Einen Weg suchen, wie man euch alle unter einen Hut bekommt. Vielleicht könnte sie ihn bei der Gelegenheit auch ein wenig an die Vergangenheit erinnern.«
Kate biss sich auf die Unterlippe. »Ich denke, ich habe Maureen in den
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