Australien 03 - Tal der Sehnsucht
abwaschen«, sagte er zu Rosie und verschwand im Quartier.
»Ich wollte mir Sams Welpen ansehen«, sagte Dubbo. »Falls du gerade Zeit hast.«
Sams Welpen, dachte Rosie missmutig. Natürlich. Obwohl sie in ihren Augen längst ihre eigenen waren. Sams Namen zu hören löste befremdliche Schuldgefühle aus. Plötzlich merkte sie, dass sie wochenlang nicht mehr an ihn gedacht hatte, bis Dubbo sie an ihn erinnert hatte. Sie drehte sich auf dem Absatz um.
»Dann komm mit. Ich zeige dir Sams Welpen«, versprach sie ihm, aber Dubbo überhörte den Sarkasmus in ihrer Stimme.
Sie führte ihn durch die Ställe und wies ihn unterwegs auf Sassys Fohlen Morrison hin. Dubbo, der sich nicht für Pferde interessierte, würdigte ihn kaum eines Blickes.
»Sehr nett«, meinte er gelangweilt.
In den Hundezwingern hüpften die Welpen am Drahtgeflecht auf und ab und stemmten ihre kleinen Pfoten dagegen. Rosie befahl allen sich hinzusetzen, bevor sie die Tiere der Reihe nach herausließ.
»Sie haben alle schon die Hundeschule hinter sich und sitzen, liegen und kommen, wenn sie gerufen werden«, erzählte sie ihm. »Jim sagt, als Nächstes werden wir sie an den Tieren ausbilden. Fällt dir einer besonders ins Auge? Willst du eine Hündin oder einen Rüden?«
»Was läuft eigentlich mit ihm?«, fragte Dubbo unvermittelt und sah Rosie prüfend an.
»Mit wem? Jim? Wie meinst du das, was läuft mit ihm?«
Dubbo schüttelte den Kopf.
»Ich sag’ es dir nicht gern, aber du kannst diesen Wanderarbeitern nicht trauen, verstehst du?«
Rosie sah ihn streng an.
»Wie gut kennst du diesen Jim-Boy überhaupt?«, wollte Dubbo wissen.
»Gut genug«, erwiderte Rosie mit zornglühenden Wangen.
»Also, ich habe ein bisschen über ihn nachgeforscht. Seinen Background ausgeleuchtet. Rein vorsichtshalber, verstehst du?«
»Nein. Verstehe ich nicht.«
»Pass auf.« Dubbo trat einen Schritt auf sie zu und legte die Hand auf ihren Arm. »Ich passe nur ein bisschen auf dich auf. Weil ich das Gefühl habe, dass ich das Sam schuldig bin.«
»Ich brauche keinen Aufpasser.«
»Ich mache mir Sorgen um dich, Rose. Deshalb bin ich hier. Ich weiß, dass es dir nicht gefallen wird, aber ich muss dir unbedingt erzählen, was ich über Jim herausgefunden habe.«
»Was?«, fragte Rosie. Ihr wurde übel.
Dubbo senkte die Stimme. »Soweit ich gehört habe, hat unser Freund Jim seinen irischen Charme schon öfter spielen lassen.«
»Wie meinst du das?«
»Sagen wir einfach, der Kerl ist auf Grund aus. Offenbar war er schon zweimal verlobt – und zwar gleichzeitig. Du weißt schon, um seine Chancen zu erhöhen. Beide Mädchen waren die Töchter von großen Rinderbaronen oben im Territory. Eine hatte einen Arsch wie einen Sitzball, die andere war nicht ganz dicht. Offenbar sind beide Hochzeiten geplatzt, als ihm die Väter auf die Schliche kamen.«
»Das ist gelogen.« Rosie wich vor ihm zurück.
»Überleg doch mal, Rosie. Wie schnell hat er sich in dein Leben geschlichen? Kaum hattest du deinen Verlobten verloren, schon war er da. Peng. Genau im richtigen Augenblick, um dir beizustehen. Hör zu, ich habe mit einem seiner früheren Arbeitgeber gesprochen. Der hat alles bestätigt.«
Rosie merkte, wie sie immer unsicherer wurde. Jim zu begegnen war, als wäre ein Traum lebendig geworden. Aber jetzt beschlich sie das gleiche üble Gefühl wie damals, als sie das von Sam und Jillian erfahren hatte. Jim schien immer da zu sein, um sie zu unterstützen, aber war er in Wahrheit vielleicht genau wie Sam? Der Zweifel breitete sich wie ein Virus in Rosies ganzem Körper aus. Plötzlich hatte sie das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen.
Im nächsten Moment spürte sie, wie Dubbo sie in den Armen hielt. Sie hatte ihr Gesicht an seine Brust gepresst, und Tränen brannten in ihren Augen. Genau in diesem Moment kam Jim aus dem Stall und erstarrte. Rosie drückte Dubbo von sich weg.
»Ich sollte jetzt lieber gehen«, sagte Dubbo. »Den Welpen hole ich mir ein andermal, ja?«
Er ging direkt an Jim vorbei, ohne ihn zur Kenntnis zu nehmen, und war im nächsten Moment verschwunden. Jim baute sich schweigend vor Rosie auf. Sie konnte sehen, wie sein Kinnmuskel zuckte.
»Bitte sag mir, dass das nicht stimmt«, sagte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
»Was nicht stimmt?«
»Dass du nur auf mein Land aus bist. So wie bei den Mädchen im Territory.«
»Das hat er dir erzählt?«, fragte Jim.
Rosie nickte.
»Und du hast ihm geglaubt?« Er ließ das Zaumzeug
Weitere Kostenlose Bücher