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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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ist, dann im Furzen.«
    »Übel«, konstatierte Julian, rümpfte die Nase und zog die Tür wieder zu.
    Rosies Herz wurde wieder schwer, als sie aus dem Umschlag einen Brief zog, der um ein Heft mit einem Kelpie auf dem Umschlag gefaltet war.
    Der Brief kam keineswegs von Jim, sondern von einem hiesigen Amateurhistoriker – einem prähistorischen Historiker obendrein, der zittrigen Handschrift nach zu urteilen, dachte Rosie. Er bot ihr ein paar zusätzliche Informationen für ihre Kelpie-Artikel an. Sie merkte, wie sie vor Enttäuschung kraftlos wurde. Dann begann sie, das Heft zu lesen, und ihre Enttäuschung verwandelte sich in tiefe Traurigkeit, als sie erfuhr, auf welch tragische Weise Jack Gleesons Leben endete.

Kapitel 34

Lake Cowal West, um 1880
    Der Arzt zog Jacks unteres Lid herab und begutachtete das Weiß in seinem Augapfel. Ein gelblicher Stich hatte sich im Augenwinkel festgesetzt und ließ die sonst so strahlend blauen Pupillen matt wirken. Der Arzt trat vom Bett zurück, faltete die Hände vor dem Bauch und sah Jack ernst an.
    »Leiden Sie an Übelkeit?«
    »Ja«, antwortete Jack.
    »Erbrechen?«
    Jack nickte.
    »Ich verstehe.« Der Arzt sammelte seine Instrumente zusammen. »Ich empfehle Bettruhe. In diesem Stadium kann ich nicht viel unternehmen. Wir können nur abwarten, wie die Erholung voranschreitet. «
    Er drehte sich auf dem Absatz um, zog den Vorhang hinter sich zu und ließ Jack allein zurück.
    Eine Million Fragen rasten durch Jacks Kopf, und die Angst packte ihn. Er entsann sich, wie der alte Albert sterbend im Bett gelegen hatte und wie sich seine gelben Altmännerfinger in die schmuddeligen Laken gebohrt hatten. Jack hielt seine Hände hoch und betrachtete seine Haut, die ebenfalls leicht gelblich wurde. Das Bauchweh meldete sich mit neuen Krämpfen zurück, woraufhin er die Augen schloss und an etwas anderes zu denken versuchte.
    Hinter dem Vorhang hörte er den Arzt und Mary mit gedämpfter Stimme reden und strengte sich an, um möglichst viel zu verstehen. Aber er bekam kein einziges Wort mit. Wut kochte in ihm auf. Was sprachen die beiden da? Warum unterhielten sie sich hinter seinem Rücken?
    In der Küche lauschte Mary mit bleichem, abgespanntem Gesicht dem Arzt. Instinktiv kam ihre Hand auf ihrem ungeborenen Kind zu ruhen. Sie musste die Tränen zurückhalten, während die Flüsterstimme des Arztes sie umspülte.
    »Gelbsucht«, sagte er. »So lautet meine Diagnose.«
    »Und was bedeutet das?«
    »Es ist eine Infektionskrankheit der Leber… deshalb wirken seine Haut und seine Augen so gelb.«
    »Und wo hat er sich angesteckt?«
    Der Arzt zuckte mit den Achseln.
    »Das kann auf unterschiedlichste Weise geschehen sein«, belehrte er sie. »Die Keime werden durch Nahrung und Wasser verbreitet. Ich würde meinen, dass es möglicherweise hier auf der Station zu einem Ausbruch der Krankheit kam… vielleicht litt eines der Kinder daran, aber Kinder zeigen meist kaum Symptome. Vielleicht haben die Eltern geglaubt, das Kind hätte eine gewöhnliche Grippe.«
    Mary dachte an die vergangenen Wochen zurück. Sie unterrichtete hier in der Küche die Kinder von der Lake Cowal Station. Etwa vor einem Monat war die Zahl der unterrichteten Kinder bis auf zwei zusammengeschrumpft, weil alle anderen von der Grippe niedergestreckt im Haupthaus gelegen hatten.
    »Und was ist mit unserem Kind? Wird es Schaden nehmen?«
    »Nein, Mary. Das ist unwahrscheinlich.«
    Sie blickte dem Arzt in das ernste Gesicht, ein Gesicht, das sie an eine Eule gemahnte. Er blinzelte sie durch seine runden Nasenkneifergläser an.
    »Und Jack? Wann wird er wieder auf die Beine kommen?«
    Der Doktor verstummte und starrte auf seine Schuhspitzen, als läge die Antwort vor seinen Zehen.
    »Das lässt sich leider nicht sagen. Erwachsene trifft diese Krankheit… schwerer. Möglicherweise wird er sich gar nicht erholen.«
    Marys Hand flog an ihren Mund, und ihre Tränen begannen zu fließen. In panischer Angst zermarterte sie sich das Gehirn.
    »Sie meinen… er könnte sterben?«, flüsterte sie.
    »Nun ja… das wird die Zeit zeigen… möglicherweise… ja. Ich würde Ihnen anraten, Vorkehrungen für Sie und für Ihren Sohn zu treffen. Es tut mir Leid.«
    Als Mary den Vorhang zurückzog und sich an Jacks Bett setzte, verriet ihm ihre Miene alles, was er wissen musste. Sie legte sich neben ihn und streichelte mit kühlen Fingerspitzen sein kräftiges, gut geschnittenes Gesicht. Liebevoll strich sie die blonden Strähnen

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