Australien 03 - Tal der Sehnsucht
Stallburschen amüsieren.«
Seine Worte trafen Rosie. Sie merkte, wie ihr Zorn aufflammte.
»Du hältst mich für eine gelangweilte, verzogene Göre, wie? Dabei weißt du rein gar nichts über mich! Du täuschst dich, Jim Mahony. Du hast keine Ahnung, wie sehr du dich täuschst!«
»Hey«, beschwichtigte Jim, »ich wollte wirklich nicht – «
»Schon gut. Vergiss es.« Rosie wich langsam zurück. »Vergiss es einfach.« Sie floh aus dem Stall quer über den Hof ins Haus zurück.
Kapitel 17
Warrock Haupthaus
Ein weitläufiger Garten zog sich um das Haupthaus auf der Warrock Station und sonderte es von den Wirtschaftsgebäuden ab. Am schmiedeeisernen Tor zum Garten blieb Jack unschlüssig stehen. Es war, als wären Englands grüne Wiesen hierher transplantiert und allen Widrigkeiten zum Trotz unter der gnadenlosen Sonne Australiens am Leben erhalten worden.
»Ich hätte meinen Sonntagsstaat anziehen sollen«, sagte er, während er gleichzeitig seine staubige Jacke glatt strich und die Ärmel nach unten zog. Er dachte an seinen Onkel und seine Tante und stellte sich vor, wie sie ihn schelten würden, weil er Mr Robertson in dieser Aufmachung gegenübertrat. Seine Stiefel waren verschrammt und die Linien in seiner Hand vom Staub gezeichnet. Der Schotter der Auffahrt knirschte unter Jacks und Archies Füßen, als sie gemeinsam die Hecke umrundeten, die den Tennisplatz säumte. Hinter der Laubmauer konnte Jack das Kichern der Frauen und die Rufe der jungen Männer auf dem Court vernehmen. Von dem grünen Garten hoben sich leuchtend wie Kakadus mit schwefelgelbem Kopfputz die lustwandelnden Damen in ihren weißen Kleidern ab, begleitet von jungen Männern, die in gewebten Westen, mit Strohhut und Krawatte mit stolzgeschwellter Brust neben ihnen her stolzierten. Nicht weit vom Tennisplatz entfernt lagerte eine Gruppe von Gästen wie Löwen nach einem reichen Mahl im Schatten eines Moreton-Bay-Feigenbaumes.
Als George Robertson Archie bemerkte, löste er sich mit einer Entschuldigung von seinen Gästen und kam auf ihn zu. Jack erkannte ihn auf den ersten Blick von den Rennen wieder. Er war ein kleiner Mann, dessen unnatürlich bleiche Haut durchscheinend wirkte wie der Bauch einer Forelle. Seine lange Nase endete in einer krummen Spitze, und die Wurzel war flankiert von kleinen, schmalen, schwarzen Augen.
»Wie geht es mit dem Scheren voran, Archie?«, fragte er.
»Alles bestens, Mr Robertson«, sagte Archie. »Dank der Ehrlichkeit und Aufmerksamkeit von Mr Gleeson hier hatten wir sogar noch mehr zu scheren. Er hat eine ansehnliche Gruppe von Ausreißern auf den Weiden der Dunrobin Station aufgelesen und sie über den Fluss zu uns zurückgetrieben.«
»Ah ja, Mr Gleeson«, sagte George Robertson. Falten furchten seine hohe Stirn, als er die Brauen hochzog und Jacks Gesicht betrachtete. »Ich glaube, wir sind uns bereits begegnet, damals bei den Pferderennen am Crossing Place. Ich habe Sie mehr als einmal den Sieg davontragen sehen. Wirklich zu schade, dass wir hier auf Warrock keinen Platz für Sie hatten. Sie scheinen mir mit Pferden umgehen zu können.«
»Wenn ich mir Ihre großartige Station und Ihre bemerkenswerten Collies ansehe, dann kann ich nicht anders als zu bedauern, dass ich hier keine Anstellung finden konnte, Sir.«
Mr Robertson wandte sich an Archie.
»Tragen Sie Sorge, dass Mr Gleeson etwas zu essen und ein gutes Nachtlager erhält, ehe er auf seine Weiden auf der Dunrobin Station zurückkehrt.«
»Aye. Das werde ich.«
Aus der Gruppe der im Schatten sitzenden Gäste schallte die Stimme einer jungen Dame zu ihnen herüber.
»Also, wenn das nicht unser Strauchdieb ist!« Sie lief auf Jack zu, dass ihre Röcke raschelten und das Medaillon um ihren Hals auf ihrer Brust hüpfte. Ihr dunkles Haar war mit Bändern nach oben gebunden, und ihre Wangen leuchteten nach der Anstrengung auf dem Tennisplatz. »Wir sind Ihnen vor ein paar Monaten unterwegs begegnet… auf dem Weg zu den Rennen.«
George Robertson sah die junge Dame entgeistert an und blickte dann auf Jack, als befürchte er, es könnte Ärger geben.
»Aber Onkel George«, kicherte das Mädchen, als sie seine strenge Miene gewahrte, »er ist doch nicht wirklich ein Strauchdieb – ich wollte ihn damit nur aufziehen. Möchtest du ihn nicht zu uns bringen, damit er uns von seinen Abenteuern erzählt? Wir langweilen uns so schrecklich beim Tennis… ein paar Anekdoten würden uns wieder aufmuntern.«
Mit einer eleganten Rockdrehung wandte
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