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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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einem Bußgeld!«
    Emily verstummte und fürchtete wieder um ihre Mädchen. Sie musste etwas unternehmen. Sie würde losziehen und die Männer suchen … aber im selben Moment ahnte ihr Vater, was sie dachte.
    »Du darfst auf keinen Fall überstürzt losreiten«, warnte er sie. »Das Wetter soll frühestens am Vormittag wieder aufklaren. Ich rufe dich dann an. Es ist gut möglich, dass sie gleich bei Tagesanbruch einen Hubschrauber von Hotham aus losschicken.«
    »Einen Hubschrauber! Ist das dein Ernst? Sie sind nur eine Nacht da draußen. Wenn sie im Fahrzeug bleiben, wird ihnen nichts passieren, und ich weiß, dass mindestens einer von ihnen vernünftig genug ist, das zu tun«, womit Emily Luke meinte.
    Sie kaute auf ihren Nägeln. Sein Verhalten hatte sie zutiefst verwirrt. Er war ein Farmboy, doch durch seine jüngsten Erfahrungen mit der Bürokratie schien sich seine Einstellung zum Landleben verändert zu haben. Sie sah wieder vor sich, wie er monoton und vollkommen emotionslos die Liste ihrer Vergehen verlesen hatte. War ihm sein Job so wichtig, dass er sich nicht für sie einsetzen wollte?
    Als Emily den Hörer auflegte, stand Evie mit platt gedrücktem Haarschopf hinter ihr, nachdem sie im Sessel geschlafen hatte.
    »Du musst wie eine junge Weide sein«, riet sie ihr.
    »Eine junge Weide?«
    »Ja, nicht wie ein steifer alter Eukalyptusbaum. Weidenschösslinge beugen sich unter dem Sturm und richten sich wieder auf, sobald der Wind sich legt. Aber Bäume, die dem Wind zu trotzen versuchen, werden irgendwann stürzen. Versuch nicht, dich dem zu widersetzen, was das Leben dir um die Ohren pfeffert, Emily. Bleib flexibel, und pass dich an. Und vergiss nicht, du darfst nie zum Moosbüschel schrumpfen.«
    »Zum Moosbüschel?« Sie beugte sich gespannt vor und hoffte auf weitere Perlen der Weisheit. »Wieso nicht zum Moosbüschel?«
    Evie sah ihr ins Gesicht, und Emily entdeckte ein Funkeln im Auge ihrer Freundin. »Weil Hunde und Wombats auf Moosbüschel scheißen.«
    Dann begann sie zu lachen, und Emily fiel ein.
    Beide kehrten ins Esszimmer zurück, wo sie das Feuer neu schürten und sich wieder unter ihre Decken kuschelten. Emily würde bestimmt kein Auge mehr zutun, jetzt, wo sie wusste, dass Luke da draußen ausharren musste, wahrscheinlich bei laufendem Motor, damit das Auto nicht auskühlte, eingeschlossen in seinem Geländewagen mit niemandem als seinem Boss zur Gesellschaft. Aber er hatte das verdient, dachte sie wütend.
    Am nächsten Tag machte sich Emily, Rods Warnung zum Trotz, in aller Frühe durch den peitschenden Wind auf den Weg. Evie blieb mit den Mädchen zurück, und die bettelten zum ersten Mal seit Langem nicht darum, mitkommen zu dürfen. Emily wusste, dass sie weniger das schlechte Wetter abhielt, sondern dass sie vor allem kein zweites Mal dem grimmigen Griesgram begegnen wollten. Meg hatte am Vorabend immer wieder von Giles Grimsley gesprochen und Evie zufolge verkündet, dass von ihm »wütende Wellen« ausgingen, und er »wütende Haare« habe.
    Auch Emily hätte sich lieber von Giles ferngehalten, aber sie wusste, dass sie Luke zuliebe auf Bonus zum Long Spur zurückreiten musste, auch wenn er sie noch so schlecht behandelt hatte. Plötzlich teilten sich die Wolken, und die Sonne strahlte auf den frischen Schnee. Evies Bemerkung, dass Luke sie liebte, ging ihr nicht aus dem Kopf. Falls das stimmte, hätte er sich gestern doch bestimmt für sie eingesetzt. Als ihr die warme Morgensonne ins Gesicht schien, musste sich Emily eingestehen, dass auch sie mehr für Luke empfand, als ihr lieb war. Ganz gleich, was er getan hatte. Sie musste an das denken, was Evie über wandernde Seelen und »andere Leben« in Zukunft und Vergangenheit gesagt hatte. Falls sie und Luke nicht in diesem Leben zusammen sein konnten, würde sie eben im nächsten Leben nach ihm Ausschau halten.
    Mit diesem tröstlichen Gedanken im Kopf trieb sie Bonus weiter an. Er schnaufte schwer, weil er im tiefen Schnee nur mühsam vorwärtskam, aber er war fit und schlank und komplett auf Emily eingestimmt. Obwohl sie unterwegs war, um zwei verirrte Männer aufzuspüren, und die Situation durchaus gefährlich werden konnte, fühlte sich Emily beschwingt. Sie genoss die Einsamkeit, zum ersten Mal seit Wochen hatte sie von ihrem Mutterdasein frei und war ganz allein mit Bonus unterwegs. Ihrem Bindeglied zu Luke. Der Wallach war wirklich ein Geschenk.
    Beim Reiten musste sie an eine Geschichte über ihren Großvater denken, der

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