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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Gesicht.
    »Keine Sorge, es war nur Gras. Und Ike hat alles wieder glatt gebügelt. Jetzt ist alles cool. Keine große Sache. Sie hatten eine Weile meinen Pass eingezogen, aber inzwischen habe ich ihn zurück.«
    »Sam!«
    »Immerhin habe ich es geschafft, nach Hause zu kommen, um mich zu überzeugen, dass meine große Schwester okay ist. Mir gefällt der Lesbenlook.« Er wuschelte ihr durchs Haar.
    »Halt deine Klappe«, sagte sie. Dann wurde es kurz still.
    »Ich dachte, ich würde dich nicht wiedersehen«, sagte Sam schließlich und drückte ihre Hand. Schweigend stellten sich beide vor, wie alles hätte kommen können. Dass Sam zu einer Beerdigung und nicht zu einem Wiedersehen heimgekehrt wäre.
    Emily hielt ihn von sich weg und besah sich seine kurz geschorenen Haare. Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er sein sandblondes Haar lang und wallend getragen. Trotzdem war er mit seinem Dreitagebart und dem niedlichen herzförmigen Gesicht, das ihrem so ähnelte, auf jungenhafte Weise hübsch. Das freche Lächeln, bei dem er nur einen Mundwinkel nach oben zog, hatte er behalten, und seine blaugrünen Augen schimmerten wie das Meer an einem milden Tag.
    Er trug unglaublich coole braune Cowboystiefel, ungeputzt und mit Schrammen über den kunstvollen Stickereien auf den Spitzen. Seine Jacke sah aus wie ein von innen nach außen gewendetes Schaf – so wie es einst die Marlboro-Männer trugen, wenn sie reitend ihre Zigaretten qualmten. Doch gleichzeitig strahlte er etwas Entwurzeltes, fast Verzweifeltes aus.
    »Was zur Hölle hast du unter meinem Bett getrieben, Sam? Bist du wirklich auf der Flucht?«
    »Quatsch! Ich wollte dich überraschen.«
    »Mich überraschen? Du hast mir eine Scheißangst eingejagt!«
    »Du hast so fest geschlafen, als ich mich ins Zimmer geschlichen habe, dass ich dich nicht wecken wollte. Außerdem dachte ich, ich könnte auch ein bisschen pennen – der Flug von L.A. ist verflucht lang, weißt du?«
    »Weiß Dad Bescheid?«
    Sam schüttelte den Kopf. »Ike meinte, wir sollten keine große Sache daraus machen. Damit die Presse nicht erfährt, was passiert ist.«
    »Aber sollte Dad nicht wissen, dass du zu Hause bist?«
    Er zuckte wieder mit den Achseln. »Wohl schon. Aber ich muss mich erst eine Weile verkriechen. Den ganzen Scheiß regeln.«
    »Ist sonst alles o.k. bei dir?«, fragte Emily behutsam. Sam zuckte mit den Achseln und senkte den Blick.
    »Du bist ein bisschen vom Weg abgekommen, habe ich recht? Und dabei im Knast gelandet?« Ihr waren sein blasser Teint und die dunklen Ringe unter seinen Augen aufgefallen.
    »Vom Weg abgekommen eindeutig, ja. So wie du, wie es aussieht«, sagte er.
    Emily ließ den Kopf sinken. »Ich habe mich von Clancy getrennt.«
    »Ich dachte mir schon, dass das irgendwann passiert.«
    »Ehrlich?«
    »M-hm, irgendwann war das fällig.«
    Eine Weile saßen sie schweigend zusammen, und das Stöhnen einer alten Dame im Zimmer nebenan untermalte die melancholische Stimmung. Als mutterlose Kinder spürten beide eine Kluft in ihrem Leben, die manchmal so breit schien wie ein ganzer Ozean.
    »Hey«, sagte Emily.
    »Was?«
    »Tust du mir einen Gefallen?«
    »Welchen?«
    »Eine Entführung.«
    »Eine Entführung?«
    »Komm schon«, bettelte Emily. »Du musst mich hier rausholen. Bitte.«
    Ihre Blicke trafen sich, und Bruder und Schwester grinsten.
    »Bist du sicher, dass du das schaffst? Du siehst richtig Scheiße aus.«
    »Du auch«, schoss Emily zurück.
    »Mann, danke. Und wohin?«
    »Was glaubst du denn?« Emily nickte in die Richtung, in der sie die Berge und das alte Sommerhaus der Flanaghans vermutete.
    »Die High Plains. Das perfekte Versteck«, sagte sie.
    »Ach ja?«
    »Hast du deinen Pick-up da?«
    »Ja«, sagt Sam.
    »Und?«
    Er grinste. »Okey-dokey, dann lass uns die Fliege machen!«
    Als Sam ihr aus dem Bett half, bemerkte Emily, wie langsam er sich bewegte und wie angestrengt er sein Gleichgewicht zu halten versuchte. Er half ihr beim Packen und hielt dabei eine rosa Unterhose in die Höhe, die auf der Vorderseite mit einem gezeichneten Elefanten mit aufgenähtem Rüssel und hinten mit einem kleinen Schwänzchen verziert war.
    »Das ist wirklich erbärmlich!«
    »Klappe!«, zischte Emily und verdrehte die Augen. Er kicherte. »Du bist ja total breit.«
    »Und wenn?«
    »Nur Loser dröhnen sich zu.«
    »Dann bin ich eben ein Loser.«
    »Damit wären wir schon zu zweit«, meinte Emily und dachte daran, in welches Chaos sie ihr Leben gestürzt

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