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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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hatte.

13
    »Du kannst Thelma sein, und ich bin Louise«, sagte Sam, während er Emily auf den Beifahrersitz seines tiefergelegten königsblauen Holden Pick-up hievte.
    »Quatsch, wenn überhaupt, dann bin ich Louise. Lou-hiiisss. Kapiert? Wegen meiner Rippen!« Beide prusteten los. »Autsch. Totlachen tut mörderisch weh.«
    Daraufhin sackte Sam hysterisch kichernd gegen die Seitenwand des Pick-ups, bis Emily ihn zischend zum Schweigen brachte. Er sah sich um, ob jemand aus dem Krankenhaus angelaufen kam, aber sie hatten sich unbeobachtet herausschleichen können. Offenbar waren die Angestellten viel zu beschäftigt, um sie zu bemerken oder sie gar aufzuhalten.
    Im Licht der Straßenlaternen sah Sam seine Schwester einen Moment ernst an. »Und du bist sicher, dass du das schaffst?«
    »Todsicher.« Tatsächlich war Emily ganz und gar nicht sicher. Die Welt außerhalb des Krankenhauses wirkte gespenstisch in der Nacht, und ihr Körper protestierte energisch dagegen, aufrecht in Sams Schalen-Rennsitzen zu lehnen. Ihr war schlecht, und sie hatte Angst, als er den Motor aufheulen ließ.
    »Keine wilden Stunts!«, befahl Emily. Sam war für seinen Bleifuß berüchtigt, vor allem wenn er hinter dem V-8-Motor seines Macho-Pick-ups saß. Er reagierte mit einem Jack-Nicholson-Feixen.
    Auf dem von endlosen Laternenketten erleuchteten Monash Freeway dankte Emily still dem Himmel, dass sie endlich aus dieser schnelllebigen Welt verschwinden durfte. Selbst mitten in der Nacht jagten Personenwagen, LKW s und Lieferwagen über den vierspurigen Freeway und hetzten im Geschwindigkeitsrausch von hier nach dort.
    Sie schloss die Lider und hatte plötzlich ein Bild von ihren Vorfahren vor Augen. Sie wanderten über die Pfade auf dem Hochland, in schwere Filzmäntel gehüllt, die Hüte tief ins Gesicht gezogen, begleitet von den langsam durch die Schneewehen stapfenden Packpferden und geführt allein vom Mondschein. Das Licht reichte gerade aus, um die Wegpfosten und die geschnitzten Markierungen an den Baumstämmen zu erhellen, die den Weg kennzeichneten. Emily konnte den Winterwind hören und den feuchten Busch riechen.
    Sie hörte einen Mann husten. Emily schnappte nach Luft, was ihr einen heftigen Stich in die Brust versetzte, und erwachte in einem Auto, das mit hundertzehn durch die Stadt raste, während ihr Angst die Luft abschnürte. Sie wusste nicht, ob die Panikattacke durch die befremdlichen Visionen ausgelöst worden war, die immer wieder in ihrem Kopf aufblitzten, oder durch das surreale Gefühl, plötzlich nicht mehr im Krankenhaus zu sein.
    »Wie hältst du es hier nur aus?« Sie sah aus dem Fenster auf das weit ausgebreitete Melbourne, doch Sam hörte sie nicht. Unter dem Strahl der Scheinwerfer leuchtete eine weitere Werbetafel auf, auf der eine neue Landhaussiedlung angekündigt wurde. Schlagartig wurden Emilys Gedanken in die Nacht vor dem Rennen zurückkatapultiert.
    In der Cattlemen’s Bar hatte sie Clancy auf den ersten Blick unter den gleißenden Scheinwerfern ausmachen können. Er stand in einem Gedränge aus Hüten und schweißfleckigen Trägerunterhemden, haarigen Rücken und Tattoos. In seinem schreiend grün-blau karierten Hemd sah er aus wie ein Pfau, wodurch sie sich in ihrer Öljacke und dem braunen Hut, unter dem sie die stumpfen, abgehackten Haare verbarg, wie eine graue Pfauhenne fühlte. Darunter trug sie die Flugzeug-Unterhose mit den kleinen roten und grünen Doppeldeckern, die über dem Stoff kreisten, und der Aufschrift Landebahn frisch aufbereitet. Vorsichtig landen . Clancy würde diesen Witz heute Abend nicht mehr zu sehen bekommen.
    Köchelnd vor Wut sog Emily den schalen Bierdunst in sich hinein. Über ihnen prasselte der Sommerregen von der Plane. Sie war wütend auf ihren Mann, weil er ihr nicht geholfen hatte, das Zelt aufzubauen, bevor das Gewitter niedergegangen war. Immer noch bewahrte sie das Wissen um die Quittung, die sie vor der Abfahrt gefunden hatte, wie eine geladene Waffe an ihrer Brust. Stets schussbereit. Entsichert. Meg hockte ausgelaugt und müde auf ihrer Hüfte, und Tilly klammerte sich triefnass an Emilys Mantel.
    Sie konnte sehen, wie Clancy mit einer flachsblonden Amazone schäkerte. Sie hatte ihre Möpse in ein tief ausgeschnittenes T-Shirt gepresst, sodass ihr Ausschnitt eine einladende Linie bildete. Ihre Augen funkelten. Emily verstand nicht viel von Make-up, aber dieses Mädchen hatte sich damit zugekleistert. Schwarzes Zeug rund um die Augen, Glitzerzeug auf den

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