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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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diversen Kinnen und ließ nervös die kleinen Augen zwischen Emily und der Ärztin hin und her zucken.
    »Sie übernimmt Pennys Stelle, die einen neuen Job in Bairnsdale gefunden hat. Wobei sie nur ein paar Monate dort arbeiten wird, bevor sie in Mutterschutz geht. Wirklich albern.«
    Mutterschutz? Emily spürte, wie sie kalkweiß wurde, während Tracy aussah, als hätte sie eben einen Kricketball verschluckt. Dr. Doreen schien von alldem nichts mitzubekommen und plapperte weiter: »Natürlich hat ihr der Typ einen Antrag gemacht und ihr ein neues Haus versprochen, aber wenn Sie mich fragen, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, oder genauer gesagt dorthin unterwegs. Ich bin da einfach altmodisch. Ich verstehe diese jungen Dinger nicht. Was meinen Sie, Tracy?«
    »Mmm«, war alles, was die Krankenschwester herausbrachte.
    Schwanger! Penny schwanger? Emily fühlte sich, als hätte Clancys Truck sie mit hundert Sachen überrollt. Am Empfang konnte sie nur mit Mühe die Rechnung bezahlen. Ihre Hände zitterten, und ihr wollte kaum noch der PIN-Code für die Scheckkarte einfallen. Kaum hatte Betty ihr die Quittung überreicht, da taumelte Emily schon zur Tür, ohne recht zu wissen, ob sie heulen oder kotzen sollte oder beides zugleich. Sie fummelte gerade am Türgriff ihres Pick-ups herum, als sie in ihrem Rücken eine leise Stimme hörte.
    »Emily?«
    Sie schoss herum und sah Penny in blütenreines Krankenschwesterweiß gewandet vor sich auf dem Parkplatz stehen. In der Sonne zeigte sich erst, wie blass und sommersprossig ihre Haut war. Der Farbton erinnerte Emily an ein gesprenkeltes Hühnerei – hübsch und bunt. Sie stellte sich vor, wie Clancy diese Haut berührte. Und erstarrte.
    »Ist alles okay?«, fragte Penny.
    Emily klappte der Mund auf. Penny fragte sie, ob alles okay war?
    » Nein«, antwortete sie mit bebender Stimme. »Ist es nicht.«
    Penny trat einen Schritt vor. In ihren Augen glänzten Tränen, und über ihren hoch geschwungenen, dünnen roten Brauen stand eine Kummerfalte. »Es tut mir leid. Ich …«
    Emily begann den Kopf zu schütteln. Sie hob beide Hände und presste sich mit dem Rücken gegen den Pick-up.
    »Nein, hör auf! Lass … Lass mich einfach in Frieden.« Hektisch atmend stieg sie ein, fummelte den Schlüssel ins Zündschloss und fuhr davon, ohne auch nur einmal in den Rückspiegel zu blicken. Sie wollte nicht sehen, wie Penny allein vor dem Buschkrankenhaus Dargo stand und weinte. Sie wollte sie überhaupt nicht mehr sehen oder an sie und Clancy denken … oder an das Baby.
    Emilys Hände zitterten so stark, während sie auf die alte Straße am Fluss bog, dass sie am liebsten den für Luke gekauften Rum geöffnet und einen großzügigen Schluck genommen hätte. Dann fiel ihr eine Bierdose ein, die ihr irgendwann unter den Sitz gerollt war, sie hielt kurz an, um danach zu angeln. Sie riss den Verschluss auf und trank die Dose in einem langen Zug aus, um danach laut zu rülpsen.
    Penny schwanger! Von Clancy! Sie schloss die Augen und begann zu weinen und dann unter dem Weinen zu lachen. Es war einfach zu lächerlich. Die Vorstellung, dass Meg und Tilly bald einen Halbbruder oder eine Halbschwester bekommen würden …
    »Scheiße!«, sagte sie. Sie griff nach einer Packung mit Tictacs auf dem Armaturenbrett und warf eine ganze Handvoll ein, als wären es Partypillen. Dann rammte sie den Gang ein, zog den Pick-up wieder auf die Straße und sagte sich, dass das Leben schön war. Und zwar ganz und gar. Selbst die beschissenen Teile. Alles war perfekt. Hatte ihr wenigstens die blöde Evie erklärt.
    »Von wegen perfekt!«, schrie sie und schlug auf das Lenkrad ein. Schreiend lenkte sie um die Kurven. Schreiend schaltete sie an einer Steigung einen Gang zurück. Es war ein tiefer, wütender Schrei, und er schien aus einem Gefängnis in ihrem Innersten zu steigen, das seit dem Tod ihrer Mutter versiegelt und vergessen worden war. Emily schrie und schrie, bis kein Laut mehr aus ihrem Mund kam.
    Wieder hielt sie am Straßenrand an. Ich werde noch verrückt, dachte sie. Dann hörte sie eine Stimme sagen: »Kontrolliere deine Gedanken.«
    Es war nicht die Stimme in ihrem Kopf. Ihr Blick ging über den Busch, der sie umgab. Dann hörte sie wieder ein Flüstern: »Kontrolliere deine Gedanken.« Es war die Stimme der alten Frau aus ihren Träumen. »Ich werde noch verrückt!«, flüsterte Emily und presste die Hände gegen die Schläfen. Eine Weile blieb sie bei ausgeschaltetem Motor und mit

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