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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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festgestellt, dass sie tatsächlich von dieser Methode überzeugt war, über die sie vor Monaten noch die Nase gerümpft und Witze gerissen hätte. Jetzt saß sie irgendwo im Nirgendwo auf einem Pferd, sie, die Tochter eines Cattleman, und machte sich Gedanken über energetisches Heilen. Während sie durch den Busch ritt, um das größte Abenteuer zu bestehen, das sie je mit ihrer Familie erlebt hatte, musste Emily über sich selbst und über die Veränderungen lachen, die sie durchgemacht hatte.
    Die Mountain Cattlemen’s Association hatte geplant, drei kleine Rinderherden von je zehn Tieren aus drei verschiedenen Bergregionen in ganz Victoria ins Wonnangatta zu führen, um ihre Botschaft so medienwirksam zu verbreiten, dass sie die Öffentlichkeit und hoffentlich auch die Männer und Frauen im Parlament von Victoria erreichte.
    »Was kann uns schlimmstenfalls passieren, wenn wir dort einfallen?«, fragte Emily ihren Vater.
    Rod zuckte mit den Achseln. »Wir könnten tausend Dollar Strafe pro Kopf aufgebrummt bekommen, aber ich glaube nicht, dass man uns verhaften würde. Die Polizei und die Parkwächter wissen, dass das medientechnisch Selbstmord wäre.«
    Pfeif auf die Bußgelder, dachte Emily. Das Land war wichtiger. Vor dem letzten steilen Abstieg ins Tal stoppte die Gruppe noch einmal, um zu fotografieren, wie die Hereford-Rinder ihre Ohren am Holzpfosten eines Parkschildes rieben, auf dem zu lesen war: Willkommen im Wonnangatta-Nationalpark – Einbringen von Waffen und Tieren in den Park untersagt.
    » Zum Glück können Kühe nicht lesen«, bemerkte Emily, und alle lachten, trotzdem war die Gruppe spürbar nervös. Die Männer und Frauen auf ihren Pferden waren keine Gesetzesbrecher oder Unruhestifter. Doch ihr Herz hing an diesem Land.
    Emily dachte mit schlechtem Gewissen an Luke, während sie zusah, wie die Rinder in den Nationalpark trotteten.
    Flo lenkte ihr Pferd nach links, um die Herde anzutreiben, die sich gemächlich durchs Unterholz schob.
    »Ich kann mich noch erinnern, dass es früher überall auf diesen Hügeln Viehwege gab«, sagte sie.
    »Alle weg«, kommentierte Rod, der gerade auf seinem Pferd eine Böschung hinunterrutschte und sich dabei unter einem Ast wegducken musste. Er drehte sich im Sattel um, damit Emily ihn hörte. »Du warst ein kleiner Knirps, als ich das letzte Mal hier war und die Rinder aus dem Gebiet getrieben habe. Nur damit du eine Vorstellung hast, wie schnell alles wieder überwuchert wird.«
    »So wie es aussieht, hat es hier seit Jahrzehnten nicht mehr gebrannt.« Emily strich im Vorbeireiten mit den Fingerspitzen über einen der sauberen, steil aufragenden Eukalyptusstämme.
    Rod verzog das Gesicht.
    »Eigentlich dürfte niemand mehr das Gebiet betreten. Wenn ich der VPP wäre, würde ich keine Besucher mehr in den Park lassen. Wenn hier ein Brand ausbricht, ist das eine Todesfalle.«
    Emily hielt ihr Pferd auf einem Vorsprung an und sah in das weite Tal hinunter, das sich vor ihnen ausbreitete, so weit das Auge sah.
    Die Wiesen am Fluss verschwanden unter gelbem Johanniskraut. Das schmutzig blonde Meer hoher, schlanker Gräser flüsterte im Wind, als wollte es das Feuer anziehen, und war von riesigen Brombeerbüschen durchsetzt, die dunkelblättrige Haufen bildeten. An manchen Stellen, vor allem nahe den Flusswindungen, hatten sich die Brombeeren zu Kuppeln aufgetürmt, die teilweise haushoch aufragten.
    Ihr Vater hielt sein Pferd neben ihrem an und folgte ihrem Blick.
    » Das soll ein Nationalpark sein?«, fragte Emily fassungslos. »Da können wir die Rinder kaum noch durchtreiben. Das Unkraut steht den Tieren bis zu den Hörnern!«
    Sie konnte erkennen, dass die Parkangestellten rund um das alte Farmhaus und den Campingbereich eine kleine Rasenfläche freigeschlagen hatten. Wahrscheinlich hatten sie einen Sitzrasenmäher auf die Ladefläche eines Pick-ups geladen und sich damit auf die beschwerliche Reise über die Waldwege gemacht. Was für eine absurde Aktion, wo es doch unzählige Hektar an überwucherten Talweiden gab. Den Traktor herzubringen war bestimmt ein Albtraum, aber wenn das wuchernde Gestrüpp nicht durch Beweidung eingedämmt wurde, konnte es nur mit Traktoren oder chemischen Mitteln bekämpft werden.
    Emily sah auf die Farm. Sie war von jener Pionierfamilie erbaut worden, die dieses Land vor über hundert Jahren urbar gemacht hatte. Das Haus war inzwischen zu einer Ruine verfallen und im Lauf der Jahre mehrmals von irgendwelchen Vandalen in Brand

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