Auswahl seiner Schriften
Der Vordergrund stellt die Halle dar; aus ihr führen Treppen rechts zu Neiding's , links zu Bathilde's Wohngemach. Nach hinten zu führen breite Stufen in den Hofraum hinab: dieser ist mit hohen Mauern und einem Thurme umschlossen. – Es ist kurz vor Anbruch des Morgens.)
Erste Scene.
( Bathilde entläßt Gram aus ihrem Wohngemach, die Stiege nach der Halle hinab.) – Gram ist von Neiding, der ihm wegen des Mißglückens des Anschlages auf Wieland zürnte, von Amt und Hof verwiesen. Er hat sich jetzt zu Bathilde gewagt, um sie wegen Aussöhnung mit ihrem Vater anzugehen. –
Bathilde verspricht, ihm zu Willen zu sein, und zweifelt nicht am Erfolg. Sie hege ein mächtiges Kleinod, das ihr den Vater ganz zu Willen stellen solle. Nur um Eines habe sie Sorge. Wieland sei hier.
Gram ist verwundert und erschrocken.
Bathilde. »Hörtest du nichts von der wunderbaren Ankunft eines Mannes, der auf einem Baumstamme hier an den Strand geschwommen kam? Der König nahm ihn gastlich auf, da er ihm zu dienen versprach. Durch schöne Werke, die er ihm schmiedete, hat der Fremde Neiding's höchste Gunst gewonnen; schon vergißt dieser seinen Kummer, daß er Wieland nicht gefangen. Goldbrand nennt sich der Schmiedt; doch Wieland ist's, ich hab' ihn erkannt.«
Gram. »Was sucht er hier unter fremdem Namen?«
Bathilde. »Auf Rache zog er aus, doch nur auf Ungefähr, da er seine Feinde nicht kennt.«
Gram. »Was hält ihn nun ab, weiter zu zieh'n?«
Bathilde. »Seine Rache vergaß er, da ihn nun Liebe bindet. – Seines Weibes vergaß er, das er todt wähnt, da er für ein anderes Weib entbrannt.«
Gram. »Wer wirkte solche Wunder in dem Wüthenden?«
Bathilde. »Meine Nähe.«
Gram. »So ist er mein Nebenbuhler?«
Bathilde. »Er ist's, drum sollst du helfen ihn zu vernichten. Vertraue mir! Noch heute sollst du zurückberufen werden, und höchster Ehren wieder genießen. Das gewinne ich von Neiding, um der Macht des Ringes willen.«
Gram. »Trübe ist mein Sinn, seit ich vor Wieland floh.«
Bathilde . »Das laß mich nun an ihm rächen.«
Gram. »Seit ich so schnell in Liebe zu dir entbrannte, verfolgt mich Mißgeschick.«
Bathilde . »Doch um dieser Liebe willen, sollst du von mir erhoben sein! Sei treu, und spähe auf Wieland, wie du dich rächest und ihn verderbest: mit mir sollst dann einst du hier herrschen!«
Gram . »So stark und muthig, wie ich war, verdankt' ich einem Weib nun Ruhm und Ehre?« –
Bathilde . »Erkenne, wie stark und muthig ein Weib sein kann! – Es tagt! So fliehe jetzt! Nimm diesen Schlüssel für das Thor; verbirg dich in der Nähe: siehst du ein weißes Tuch aus meinem Fenster wehen, so komme kühn und offen her zur Halle; das sei die Botschaft deines Glückes.« Er verlangt sie zu umarmen; sie wehrt ihm: »Nach Wieland's Falle bin ich dein!« – (Sie trennen sich, Bathilde geht in ihr Gemach zurück; Gram verschwindet seitwärts im Hofraum. – Tagesanbruch.) –
Zweite Scene
(Am großen Hofthore wird stark angeklopft, zwei Hofmannen Neiding's springen von der Treppe, die nach des Königs Gemache führt und auf der sie bis jetzt zum Schlafen ausgestreckt lagen, auf, und rufen:) »Wer da?« Antwort : »Boten aus Wikingenland.«
Ein Mann . »An wen seid ihr entboten?«
Antwort . »An den Niarendrost sendet uns König Rothar.«
(Die beiden Mannen stoßen in ihre Hörner; der eine von ihnen geht nach Neiding's Gemach, um den König zu wecken, der andere geht hinab, um das große Hofthor zu entriegeln.)
( Gigel und Helferich sprengen zu Roß herein; sie steigen ab, und werden von den Mannen zur Halle geleitet. Auf den Hornruf sind von verschiedenen Seiten aus dem Hofe Mannen zusammengetreten. Man reicht den Boten den Morgentrunk.)
Neiding (kommt aus seinem Gemache die Treppe herab). Er begrüßt die Boten und stellt sich erfreut, von König Rothar Kunde zu vernehmen. Er befiehlt, das Frühmahl zu richten, und nimmt auf dem Hochsitze Platz. Das Mahl wird bestellt, die Boten und die Hofmannen nehmen Sitze am Tische vor dem Hochsitze ein.
Neiding fragt, die Botschaft müsse wohl große Eile haben, da die Boten selbst zur Nachtzeit geritten, wo Jeder gern doch ruhe?
Gigel . »Schon lange haben wir keine Ruhe; die ist uns genommen, seit wir eine schlimme That zu vergelten haben.«
Helferich . »Heilmittel suchen wir nun Tag und Nacht, für großen Harm, den ein schmerzlicher Verlust uns schuf.«
Neiding. »Was werbt ihr nun Botschaft für König Rothar?«
(Während des Gespräches
Weitere Kostenlose Bücher