Ausweichmanöver (German Edition)
Ich musste nur Frauen in meinem Haus aufnehmen. Sie wurden nachts angeliefert, blieben zwischen drei Nächten und acht Wochen. Dann wurden sie wieder abgeholt.“
„Haben Sie dafür den Kellerraum hergerichtet?“
„Ich musste verhindern, dass die Frauen fliehen oder sich etwas antun.“
„Das ist Menschenhandel!“ Kofi war aufgesprungen und lief nun in der kleinen Küche hin und her, was den Frauen deutlich Angst einjagte.
„Kofi, setz dich“, sagte ich. „Diese beiden Frauen sind offensichtlich keine Gefangenen, was ist passiert?“
„Sowadee kam im Herbst hier an. Sie blieb außergewöhnlich lange. Sie war wohl schon zu alt. Ich habe mich, wir haben uns verliebt. Deshalb habe ich die Ablösesumme für sie bezahlt. Ich wollte sie behalten.“
„Wie viel hat sie gekostet?“
„Zwanzigtausend Dollar.“
„Weiter?“
„Im April wurde Junjoaw gebracht. Sowadee erkannte sie und bat mich, sie auch zu kaufen. Ich zahlte fünfunddreißigtausend für sie. Allerdings bekam ich keinen Pass für Junjoaw. Ich sollte noch einmal hunderttausend zahlen, für den Pass und den Film von meinem Bordellbesuch.“
Ich brauchte ein paar Sekunden, bevor ich meine nächste Frage stellen konnte. Was tun die Leute nicht alles, um den Schein zu wahren. Was wäre passiert, wenn er den Mut gehabt hätte, die Erpressung anzuzeigen? Wahrscheinlich hatten ihn die Bordellbesitzer sowieso geleimt, und das Mädchen ließ sich täglich dreimal entjungfern. Er wäre vermutlich mit einem blauen Auge davongekommen und nicht immer tiefer in den Schlamassel gerutscht. Ich seufzte. „Die Campe-Schüler haben das herausgefunden?“
„Nein, wieso? Sie denken doch nicht, ich hätte auf sie geschossen?“
„Schießen lassen.“
„Von den Menschenhändlern vielleicht!“, warf Kofi ein.
„Niemals. Schüler interessieren sich in ihrer Freizeit nicht für ihre Lehrer, keiner von denen hat etwas geahnt.“
„Sie halten sich wohl für sehr clever?“
„Ich habe einen IQ von 153, das gilt als hochintelligent, aber clever? Eher nicht. Ich kann Ihnen ausrechnen, wie viel Treibstoff eine Rakete braucht, um die Erdanziehung zu überwinden. Wie man hingegen auf einer Party Small Talk betreibt, ist mir ein Rätsel und auch relativ egal.“
Da schielte er wieder hervor, der überhebliche Heckmann, den wir kannten.
„Ich habe so ein Mitleid mit Ihnen.“ Kofi war echt sauer.
Ich stellte schnell meine nächste Frage. „Wie wollten Sie das Geld auftreiben? Ich nehme nicht an, dass Sie hunderttausend unter der Matratze liegen hatten.“
„Ich hatte denen das Auto versprochen. Von der Bank bekam ich als Beamter auf Lebenszeit problemlos einen Kredit für einen neuen Wagen, für eine neue Frau hätten die mir keinen Cent gegeben.“
„Harald ist guter Mann“, sagte Sowadee leise. „Hat Pech gehabt, ist an die falschen Leute geraten, genau wie Junjoaw und meine Person. Jetzt alles gut? Wir heiraten können?“
Heiraten? Wollte sie den Kotzbrocken tatsächlich heiraten? Ich verstand, dass sie ihm dankbar war. Erlebten wir hier eine Form des Stockholm-Syndroms? Egal wie die Sache weiterging, wir mussten dafür sorgen, dass die beiden Frauen gut betreut und beraten wurden. Ich lächelte höflich. „Frau Sowadee, ich danke Ihnen für Ihre Aussage. Sie haben Herrn Heckmann damit sehr geholfen.“
Sie verbeugte sich. „Harald sehr guter Mann, schlau auch.“
Immerhin hatte er sie gut behandelt. Unter den gegebenen Umständen.
Meine nächste Frage richtete ich wieder an ihn. Er hatte wortlos zugehört und ihr dann dankbar zugelächelt. „Wie sollte das mit dem Diebstahl Ihres Wagens ablaufen?“
„Ich sollte den Volvo auf einem Wanderparkplatz am Ith abstellen und eine Stunde spazieren gehen. Danach sollte ich das Auto per Handy als gestohlen melden.“
„Und die Versicherungssumme kassieren.“
„Anschließend hätte ich beim Autohaus Gambach einen neuen, vielleicht ein bisschen kleineren Wagen über eine schwedische Bank geleast. Niemandem wäre ein Schaden entstanden. Für mich wäre die Sache endgültig ausgestanden gewesen.“
„Ich hör wohl nicht recht. Kein Schaden entstanden? Sind Sie noch ganz fit im Kopf? Mal ganz abgesehen vom Schaden bei der Versicherung, das ist Menschenhandel. Begreifen Sie das nicht?“
„Sowadee hat mir verziehen.“
„Wie schön, die Nichte auch? Gibt’s jetzt immer einen flotten Dreier?“
„Unterstehen Sie sich. Natürlich nicht.“
Wir mussten zur Sache kommen. „Moment mal, Kofi.
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