Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
weshalb das Vieh unversehrt geblieben war.
Der Hof war einfach, aber sauber gehalten und man merkte, dass die Bauersleute ausschließlich von dem gelebt hatten, was hier erwirtschaftet wurde. Alles machte trotz der Einfachheit einen gepflegten Eindruck.
Kurt hatte hier bereits als kleines Kind einen großen Teil seiner Freizeit verbracht und im Alter von acht Jahren gelernt, Kühe zu melken. Sein Vater hatte ihn oft mitgenommen und manchmal sogar den ganzen Nachmittag hier gelassen, wenn er weitere Hausbesuche machen musste. Dadurch war Kurt mit vielen Dingen in der Landwirtschaft bestens vertraut, obwohl er Landwirtschaft nie bewusst erlernt hatte.
Kurt ging als erstes in den Stall, holte sich einen Eimer und einen Melkschemel und begann die Kühe zu melken. Heinz und Henry waren ihm gefolgt.
“Ich habe die Kühe jeden Tag zweimal gemolken, damit sie ihre Milch nicht verlieren“, erklärte ihnen Kurt.
Die beiden waren fasziniert, wie geschickt sich der Junge anstellte. Sie beide hätten vermutlich keinen Tropfen heraus gebracht und die Kühe eher in völlig verzweifelten Zustand zurück gelassen.
“Da kommt ja tatsächlich Milch raus“, stellte Heinz verblüfft fest, wobei er genau studierte, wie das vor sich ging. Allerdings packte ihn jetzt der Ehrgeiz.
“Lass mich doch auch einmal versuchen!“
“Bitte gerne, aber das ist nicht so einfach wie es aussieht.“
“Ich möchte es dennoch gerne versuchen.“
Heinz nahm auf dem Melkschemel Platz und fiel auf der Stelle damit um.
‘Verflixt, dieser Hocker hat ja nur ein Bein. Wie soll man denn darauf sitzen.“
Der Kuh dauerte es offensichtlich allmählich zu lange. Sie tapste auf ihren Platz herum, wedelte mit dem Schwanz, hob ihn leicht und gab anschließend mit einem fetten Platschen das von sich, was allgemein als Kuhfladen bekannt ist und direkt neben Heinz auf den Boden einschlug. Dieser sprang entsetzt nach hinten, um sich davor zu retten, etwas von dem Segen abzubekommen, fiel erneut um und schrie:
“Verdammt, das Vieh ist undicht oder es hat was gegen mich!“
Henry lachte lauthals los.
“Auf jeden Fall scheißt es auf Deine Unterstützung.“ Heinz grunzte.
“Melken ist wirklich eine beschissene Arbeit. Kurt, mache Du doch lieber weiter. Mit reicht es, wenn meine Anstrengungen dadurch gewürdigt werden, dass man auf mir ungeniert seinen Darm ausleert.“
Kurt kicherte schon die ganze Zeit in sich hinein und prustete jetzt wie Henry laut los.
“Das macht Erna nur, wenn sie merkt, dass einer sein Handwerk nicht beherrscht. Erna ist nämlich sehr sensibel und lässt sich nicht von jedem begrapschen. Schon gar nicht am Euter.“
“Aha, Erna heißt das Vieh auch noch.“
Heinz baute sich vor dem wiederkäuenden Kopf von Erna auf, so dass sie sich aus nächster Nähe in die Augen blicken konnten und erklärte ihr mit ernster Miene:
“Eines sage ich Dir Erna: Auf das Vergnügen, meine Hände noch einmal auf deinem Euter zu spüren, wirst du verzichten müssen. Ich rühre dich nicht mehr an!“
Erna schaute ihn verständnislos an, streckte ihre riesige Zunge aus dem Maul und fuhr Heinz damit einmal quer über das Gesicht. Dann wandte sie sich wieder ab, und kaute genüsslich an dem Heu herum, das vor ihr auf dem Boden lag. Henry lachte immer lauter.
“Sie liebt Dich. Kaum hat sie Dich kennen gelernt, schon erhältst Du einen Zungenkuss. Ich muss mit Deiner Frau mal ein ernstes Wort reden. Ihr Mann geht mit Erna fremd.“
Kurt hatte sich inzwischen, immer noch vor sich hinkichernd, wieder den Melkschemel genommen und sich daran gemacht, Erna zu Ende zu melken.
“So eine blöde Kuh ist mir wirklich noch nie begegnet“, grollte Heinz vor sich hin. “Wie heißt denn das andere Vieh?“
“Olga“, erklärte Kurt. “Sie ist die Schwester von Erna.“
“Ach du lieber Himmel, auch noch Schwestern. Hat die auch so merkwürdige Angewohnheiten?“
“Nein ganz und gar nicht“, grinste der Junge und man merkte ihm an, dass er die größte Mühe hatte, einen erneuten Lachanfall hinunter zu schlucken. “Sie pinkelt lieber, wenn sie falsch angefasst wird.“
“Na herrlich. Die eine scheißt, die andere pinkelt. Das ist ja ein illusteres Pärchen. Eines steht fest: Die Milch ist o.k., aber alles andere an diesen Tieren ist mir unsympathisch.“
Henry stand an eines der Stallfenster angelehnt und schüttelte sich vor Lachen.
Weitere Kostenlose Bücher