Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
wenngleich ihm überhaupt nicht wohl dabei war. Schließlich konnten die Tiere nichts gegen ihren natürlichen Trieb tun. Sie hatten Hunger, das war alles. Nachdem die ersten Hunde, von den Kugeln getroffen, umgefallen waren, blieben die anderen erschrocken stehen und begannen lautstark zu jaulen.
“Wir müssen sie alle erschießen. Die geben sonst keine Ruhe und kommen zurück. Wir sollten an unsere Schafe und Kühe denken.“
Henry nickte wieder nur und sagte kein Wort. Aber er schoss. Noch zweimal, so wie sein Freund, und dann war alles vorbei.
“Es ist grausam“, sagte er verbittert. “Schade, um die schönen Tiere. Ich komme mir vor, wie ein Mörder.“
“Das stimmt zwar, aber es blieb uns nichts anderes übrig. In der Natur hat schon immer nur der Stärkere überlebt. Und er hat nicht nur deshalb überlebt, weil er wusste, wie er an Nahrung kam, sondern weil er sich auch zur richtigen Zeit wehrte. Die hätten uns wahrscheinlich zerrissen, wenn wir uns nicht gewehrt hätten. Der Hunger lässt alle Schranken fallen.“
“Komm, lass uns weiterziehen. Ich mag hier nicht mehr bleiben.“
Henry wandte sich um und ging los, ohne sich darum zu kümmern, ob ihm Heinz folgte. Selbstverständlich folgte ihm Heinz.
Nachdem sie eine Zeit wortlos nebeneinander her geschritten waren, und jeder seinen Gedanken nachging, unterbrach Henry das für ihn ungewohnte Schweigen.
“Wir müssen in Zukunft unsere Tiere bewachen. So etwas wie eben, kann jeden Tag wieder passieren, und unsere Tiere können sich kaum so erfolgreich wehren wie wir.“
“Zumindest tagsüber auf der Weide sollten wir ein Auge auf sie haben“. stimmte Heinz zu. “Nachts könnten wir sie dann in den Stall bringen, wenn er fertig gestellt ist. Das erspart uns die Nachtwache.“
“Den Stall notdürftig herzurichten, dürfte lediglich eine Arbeit von ein paar Stunden sein. Es ist ja nicht viel zu machen. Die überflüssigen Bretter rausschmeißen, in Ermangelung von Stroh verwelkte Blätter vom letzten Herbst auf den Boden streuen und fertig. Im bin mir sicher, die Kinder werden das gerne besorgen. Das ist eine Arbeit, die sie leicht erledigen können.“
Während sie sich unterhielten, erreichten sie die Wiese, auf der friedlich die Kühe und Schafe weideten. Take und Kerler waren mit der Konstruktion ihres versetzbaren Drahtzaunes schon ganz schön weit fortgeschritten. Es war klar, dass sie es noch heute schaffen würden, ihre Arbeit zu beenden. Henry und Heinz berichteten kurz ihre Erlebnisse und fuhren anschließend zur Insel.
Auch Kurt und Rudi Wollner waren mittlerweile eingetroffen. Sie hatten auf dem Bauernhof drei Sensen und zwei Mistgabeln gefunden, welche sie gleich in der Holzhütte, die den Tieren als Stall dienen sollte, verstaut hatten. Alle waren besorgt über das, was die beiden zu erzählen wussten. Wollners boten sich sofort an, zusammen mit den Kindern den Stall herzurichten.
Genauso waren aber auch alle amüsiert, als sie hörten, weshalb die erste Jagd nicht erfolgreich abgelaufen war. Und dieser Bericht löste die Spannung wieder etwas, so dass die Stimmung zwar bald nicht fröhlich, aber wieder gelockert war.
Nach einer kleinen Mahlzeit brachen Henry und Heinz erneut auf, um ihr Jagdglück zu versuchen. Diesmal mit Armbrust und Bogen. Wollners und die Kinder gingen ebenfalls ans Ufer, um die Hütte in Ordnung zu bringen. Nicht weit vom ehemaligen Badegelände unterhalb des Golfplatzes entfernt dümpelten zehn Enten und vier Gänse in der Sonne träumend vor sich hin. Henry und Heinz erlegten insgesamt sechs Tiere, was innerhalb weniger Minuten erledigt war. Die Tiere verstanden gar nicht, was geschah, da sie keinen Schuss hörten und aus diesem Grund auch nicht erschrocken auf- und davonflogen. Vier Enten wurden vom den Bolzen der Armbrust getroffen, die beiden Gänse von zwei kleinen Pfeilen, die Heinz gekonnt mit dem Bogen abgeschossen hatte.
Nachdem sie das Beiboot an dem der Insel gegenüber liegenden Ufer zurückgelassen hatten, Heinz aber befürchtete, dass ihre Beute untergehen oder auf den See hinaus treiben würde, bis sie das Boot geholt hätten, beschloss er, einfach ins Wasser zu steigen. Er zog Schuhe, Strümpfe, Hose und Unterhose aus und fischte die im Wasser treibenden Tiere heraus. Der Anblick von Heinz‘ nacktem Hintern, der weiß strahlend über der Wasseroberflache schwebte, brachte Henry unwillkürlich wieder zum Lachen. Heinz blickte sich
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