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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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jemandem etwas getan hat?“
     
    Dann fing er leise zu weinen an und setzte sich niedergeschlagen auf den Randstein hin. Gerade noch rechtzeitig, denn vor seinem Gesichtsfeld verschwamm alles und er wäre fast zusammengebrochen. So kauerte er da und sann vor sich hin. Frühmorgens, vormittags, abends. In jedem dieser drei Zeitabschnitte hatte er heute Tote erlebt und jedes Mal waren die Ereignisse schlimmer für ihn geworden.
    Der nächstgelegene Friedhof, hatte der Soldat gesagt. Bernd überlegte, wo der nächstgelegene Friedhof sein konnte. Nach seinen Kenntnissen war das der Nordfriedhof. Dieser lag einige Kilometer von hier entfernt und somit hatte er kaum eine Chance, ihn heute noch zu erreichen. Zumindest nicht ohne eine Fahrgelegenheit. Er war mehr oder weniger gezwungen, den nächsten Tag abzuwarten, um dann zu versuchen, zu Fuß dorthin zu kommen, falls sich nicht wieder alles etwas normalisieren sollte.
     
    Was war bloß mit dieser Welt geschehen? Wer drehte hier an dem Rad des Schicksals und brachte so viel Trauer und Schmerz über die Menschen? Warum hatten sich die Menschen so von der Elektrizität abhängig gemacht, dass eine Störung alles zusammenbrechen ließ? Und wenn die Wissenschaftler Recht hatten und morgen tatsächlich wieder alles vorüber war, dann hatte dieser eine Tag Rita das Leben gekostet, nur weil sie ihrem gewohnten Trott nachgehen und ihren Haushalt in Ordnung haben wollte. Dieser Tag schien sich jedoch standhaft und heimtückisch zu weigern, irgendeine Ordnung anzuerkennen. Je verzweifelter man versuchte, einen geordneten Zustand wieder herzustellen und aufrechtzuerhalten, desto heftiger häufte sich das Versagen von Geräten und Maschinen, von denen die Menschen abhängig waren oder denen sie sich regelrecht ausgeliefert hatten.
     
    Ritas Leben - sein Leben. Wie sollte sein Leben jetzt weitergehen? Ein Leben, über das er sich nie groß Gedanken gemacht hatte. Er hatte es immer so hingenommen hatte, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Es stand überhaupt außer Diskussion, nicht selbstverständlich zu sein. Ein Leben ohne Rita, das war für ihn unvorstellbar. Seit seinem 18. Lebensjahr war er mit ihr zusammen. Und gekannt hatte er sie schon, als er noch Kind war. Sie waren gemeinsam in die gleiche Schule gegangen, hatten im gleichen Mietshaus gewohnt, sich immer gut verstanden, und als sie eines Tages heirateten, war es für niemanden eine Überraschung, sondern nur noch eine Bestätigung ihrer jahrelangen Zusammengehörigkeit. Und so glücklich sie schon als Kinder und Jugendliche gelebt hatten, so glücklich waren sie auch, als sie zusammengezogen waren und Lebenspartner wurden. Gut - sie hatten keine Kinder. Die waren ihnen versagt geblieben. Andererseits wäre es immer noch möglich gewesen, dass es eines Tages doch geklappt hätte. Aber jetzt war alles vorbei. Auf einen Schlag, ohne vorherige Ankündigung.
     
    Bernd Take zog ein Taschentuch aus seiner Hosentasche, das total zusammengeknüllt zwischen Kamm und losen Geldscheinen darin steckte und wischte sich über das tränenfeuchte Gesicht. Jung hatte sie sterben müssen, sehr jung, zu jung. Vor gerade vier Wochen hatten sie ihren 33. Geburtstag gefeiert. Keine große Feier war es gewesen, nur eine kleine, mit den engsten Freunden, die größtenteils aus dem Segel- verein stammten, in dem beide Mitglieder waren. Das Segelboot konnte er jetzt auch verkaufen. Was machte es für einen Sinn, alleine auf dem Starnberger See herumzufahren, ohne jegliche Ansprache? Wie viele schöne Stunden hatten sie auf dem Boot verbracht! Stunden, die niemals wieder zurückkehren würden.
     
    Als seine Eltern gestorben waren, hatte er das Boot samt Liegeplatz übernommen. Und seit dieser Zeit hatte er mit Rita in den Sommermonaten fast jedes Wochenende, an denen er dienstfrei hatte, auf dem See verbracht. Schöne Wochenenden mit unwiederbringlich vergnüglichen Stunden. Alles vorbei!
     
    Er stand auf, zog den Pulli, den er vor dem Verlassen der Wohnung schnell übergestreift hatte und der ihm bis zum Bauch hochgerutscht war, nach unten und machte sich auf den Heimweg. Zu Hause liefen immer noch der Fernseher und das Radio, weil er vergessen hatte, beide Geräte abzuschalten. Merkwürdigerweise lief die Übertragung noch ohne Probleme. Doch fiel ihm das im Augenblick gar nicht auf. Ständig kamen weitere Schreckensmeldungen und Hand in Hand damit beruhigende Kommentare der Politiker, die beteuerten, dass morgen nach den Erkenntnissen

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