Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
zu.
Noch am gleichen Tag packten beide ihre Sachen und verließen nachts heimlich die Wohnung, um in Richtung Starnberg aufzubrechen.
13. Der Stadt entkommen
Franz Kerler hatte seine Untersuchungen über die Elektroviren abgeschlossen und seine Versuchsanordnungen sowie die Ergebnisse in einem über dreihundert Seiten umfassenden Werk niedergeschrieben. Er dachte zwar momentan weiterhin nicht an eine Veröffentlichung, wollte aber alles festhalten, um vielleicht einmal zu einem viel späteren Zeitpunkt die Wissenschaft der Welt zu informieren. Und selbst, wenn er gewollt hätte, wäre eine Veröffentlichung ja momentan gar nicht möglich gewesen. Der “Irre von München“ war also doch nicht ganz so verrückt, wie sich das andere vorstellten. Doch mit Sicherheit wäre die Eitelkeit vieler Professoren so verletzt gewesen, dass sie selbst jetzt, wo er experimentell die Richtigkeit seiner Theorien beweisen konnte, einfach alles als Unsinn in Abrede gestellt hätten. So ließ er es auf sich beruhen und begnügte sich damit, als einziger Mensch der Welt die Ursache der unerklärbaren Stromausfälle zu kennen.
Als haarscharf denkender Analytiker hatte sich Kerler schon lange ein Bild davon gemacht, was auf der Erde alles geschehen würde. So waren für ihn der Ausbruch der Cholera und die Hungersnot unausweichliche Folgen der zusammengebrochenen Stromfunktionen, die sich, wie er glaubte, für jeden ganz leicht auszurechnen war, wenn man nur darüber nachgedacht hätte. Aber die Menschen waren offensichtlich viel zu schockiert, um noch vernünftig denken zu können oder es war für sie so unvorstellbar, dass sie sich mit solchen Gedanken gar nicht erst beschäftigen wollten. Auf diese Weise ließen sie sich von der Choleraepidemie ebenso überraschen wie von der Hungersnot.
Franz Kerler hatte für beides bestens vorgebeugt. Einen Tag, nachdem er die Elektroviren entdeckt und deren Existenz nachgewiesen hatte, war er zum Arzt gegangen und hatte sich gegen Cholera impfen lassen. Am gleichen Tag hatte er auch begonnen, einen Vorrat an Lebensmitteln anzulegen. Neben Brot in Konservendosen und anderen Konserven, von denen er nur solche wählte, die eine kleine Verpackung und ein geringes Gewicht aufwiesen, bestand sein Vorratslager vor allem aus Erbswürsten, Schinken, Hartwürsten und Zwieback. Gleichzeitig baute er alle möglichen schnell reifenden Gemüsesorten im Garten an, die er sorgfältig mit Wachstumsfolie abdeckte, um dadurch den Reifeprozess noch zu beschleunigen. Im Keller brachte er einige Torf- und Strohballen unter, auf denen er Champignons und Austernpilze züchtete. Er war sich darüber im Klaren, dass er diese schnell wachsenden Pilze niemals alleine würde verzehren können. Das war allerdings auch gar nicht seine Absicht, denn er züchtete diese Pilze, weil er darin eine Gemüsesorte sah, die sich hervorragend zum Trocknen eignete. In einem zweiten Kellerraum seines Hauses hatte er zu diesem Zweck Leinentücher ausgebreitet, auf denen er die in Streifen geschnittenen Pilze trocknete und anschließend in verschraubbare Kunststoffbehälter füllte. Durch dieses Vorgehen hatte er in kurzer Zeit beachtliche Mengen an Trockenpilzen angelegt, die sich später einmal zu wohlschmeckenden Suppen verarbeiten ließen. Als die Menschen ihre Hamstertouren aufs Land begannen, war das Vorratslager bei Kerler bereits so weit gefüllt, dass er sich auf die täglichen Lebensmittelrationen, die er zugeteilt bekam, beschränken konnte, ohne sich auf dem Land mit weiterer Nahrung versehen zu müssen.
Selbst als die Pest ausbrach, war dies für Kerler keine Überraschung. Durch die nicht mehr kontrollierbare Ausbreitung der Ratten war es für ihn absehbar, dass diese Seuche eines nicht sehr fernen Tages die Menschheit heimsuchen würde. Überrascht war er lediglich darüber, dass diese Krankheit erstens zu einem so frühen Zeitpunkt über die Menschen herfiel und zweitens in den so genannten hochzivilisierten Ländern der Erde eher ausbrach als in den Staaten der dritten Welt. Aber auch gegen eine Pestinfektion hatte er Vorsorge getroffen. Schon vor einigen Wochen hatte er sich über einen Nachbarn, der eine Praxis für innere Medizin unterhielt, und der ihn auch gegen Cholera geimpft hatte, Sulfonamide verschreiben lassen. Der Arzt war zwar sehr verwundert, aber nachdem Kerler als Sonderling bekannt war, er ihn aber dennoch mochte, tat er ihm den Gefallen, ohne nach dem Grund zu fragen. Als der Arzt
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